Kronach Kunst, mitten aus dem Leben

Heike Schülein
  Foto: /Heike Schülein

In „Cesaros temporärer Galerie“ präsentieren über 30 Aussteller einen Mix an Stilen und Techniken. Die Neue Presse stellt die ausstellenden Künstler vor. Heute: Eva Böhm.

 
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Kronach - Zwei am Kopf ineinander verwobene Frauenkörper blicken aus dem gleichen Augenpaar ihren Betrachter an und lassen ihn nicht mehr los: In ihrer Darstellung einer menschlichen „Sanduhr“ ersetzt Eva Böhm die Glaskolben des Zeitmessgerätes durch „weibliche“. Zusammen mit fünf weiteren ihrer ausdrucksstarken Bilder ist die Künstlerin aktuell in der Ausstellung im Kronacher Impfzentrum vertreten.

„Ich male aus dem Leben, was sich ergibt und was ich gerade für Gedanken habe: Dinge, die passieren. Malen ist für mich sehr emotional“, räumt Eva Böhm ein. Auf Leinwand bringe sie das, was sie in diesem Moment fühle: Augenblicke, Momente, Geschichten, Situationen und Szenen. Diese Ideen mischen sich mit dem Abstrakten. Immer wieder baut sie das „Männliche“ und „Weibliche“ in ihren großformatigen Kunstwerken mit Erzählcharakter ein: Eine fesselnde Kombination von Malerei und Zeichnung, die vor allem ihr Vater – der Kronacher Künstler Professor Horst Böhm – meisterhaft beherrscht. Eva Böhms künstlerische Wurzeln lassen sich zweifelsohne nicht leugnen. Dennoch haben ihre in Mischtechnik entstehenden Bilderwelten einen ganz eigenen authentischen Charakter und gewähren höchst persönliche Einblicke in ihren augenblicklichen Seelenzustand.

„Ich hatte nie die Absicht, meinen Vater nachzumachen, wenngleich manches von meinen Werken schon in die Richtung geht“, erklärt die Kronacherin, die schon von klein an im Atelier ihres Vaters mit Kunst in Berührung kam. Die Gemälde ihres Vaters seien für sie tief beeindruckend. „Ich stehe einfach nur davor und bin fasziniert“, schwärmt die Kronacherin, für die bereits vor ein paar Jahren mit einer gemeinsamen Ausstellung mit ihrem Vater sowie ihren beiden Künstlerkolleginnen Heidi Reitberger und Claudia Förtsch in der Galerie Goldmüller ein großer Wunsch in Erfüllung ging. Eine Einzelausstellung für Eva Böhm hatte Ingo Cesaro bereits 2007 für sie in der Galerie EINblicke im Servicezentrum des Kronacher Finanzamtes organisiert. Sporadisch ist sie auch bei der Kunstmesse ARTkronach vertreten, wobei ihre Kunstwerke stets sehr beachtet werden und großen Anklang finden.

„Leider hat Eva Böhm als älteste Tochter von Horst Böhm immer ein wenig das Problem, dass ihre Malereien mit denen ihres Vaters verglichen werden. Dabei sind sie anders. Ich empfinde sie wesentlich luftiger und lockerer“, würdigt Ingo Cesaro, 1. Vorsitzender der Regionalen Kunstförderung Kronach, die fließende Formgebung und die weichen Konturen ihrer Darstellungen, darunter oftmals ästhetische Frauenkörper.

Über die Möglichkeit, ihre Bilder in „Cesaros temporärer Galerie“ präsentieren zu können, habe sie sich sehr gefreut, sagt Eva Böhm. Wenngleich sie zunächst schon etwas überrascht von seinem Anruf gewesen sei. An neuen Themen und Motiven mangelt es ihr gewiss nicht, was insbesondere auch an ihrer kleinen Tochter liegt – eine „Nachzüglerin“ für die Mutter von vier erwachsenen Kindern, die sich derzeit beruflich in „Babypause“ befindet. Die Geburt ihrer jüngsten Tochter verleihe ihren Gedankengängen und damit einhergehend ihren Bildern noch mehr Emotionalität. Wichtig ist ihr die Natürlichkeit, um ihre Gedanken gleichsam wie Träume auf Leinwand zu bringen. „Es ist schön, wenn man zwischendurch mal öfters die Zeit findet, Farbe und Pinsel an der Leinwand auszulassen“, meint die Künstlerin, die über ihr Schaffen und ihre Bilder nicht viel Aufhebens macht und auch nicht viele Worte verliert. Etwas, was sie an ihrem Vater dann auch sehr bewundert, ist die Art und Weise, mit der er so wunderbar treffend seine Bilder beschreiben kann.

Wichtig für alle Kunstschaffenden sei es, immer weiter zu machen. „Jammern hilft in dieser Situation niemandem weiter“, appelliert sie. So ist auch sie voller neuer Pläne, wozu auch hoffentlich eine neue Ausstellung im nächsten Jahr zählen soll.

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