Kronach Lebenshilfe lässt Horror-Jahr hinter sich

Heike Schülein
Die Lebenshilfe Kronach ehrte in ihrer Hauptversammlung langjährige Mitglieder. Das Bild zeigt (von links) Elisabeth Naß, Margit Altmann, Hilde Hey, 2. Vorsitzende Nicole Büsch, Geschäftsführerin Silke Reitzenstein, die neue Schriftführerin Kerstin Hempfling, Kassierer Thomas Rauh und den neuen Vereinsvorsitzenden Florian Kleine-Herzbruch. Foto: Heike Schülein

Ein Corona-Drama, ein kranker Geschäftsführer und ein Rücktritt derVorsitzenden: Der Verein hat viel durchgemacht. Doch langsam kämpftman sich zurück.

 
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Kronach - Corona-Ausbrüche in den Wohnheimen, Notstand sowie die kurzfristige Erkrankung des Geschäftsführers – Kassierer Thomas Rauh sprach in seinem Bericht vom wohl schrecklichsten Jahr in der 53-jährigen Geschichte der Lebenshilfe Kronach überhaupt. In regelmäßig einberufenen Corona-Arbeitskreisen besprach man Maßnahmen, um mit der Seuche umzugehen. Am 18. Dezember 2020 traf es die Lebenshilfe doch. „Schlagartig waren fast alle 52 Bewohner an Covid erkrankt. Da von 37 Mitarbeitern nur noch zehn einsatzfähig waren, war die Pflege nicht mehr gewährleistet. Wir waren fix und fertig“, räumte Rauh ein.

Dankenswerterweise habe daraufhin der Katastrophenschutzdienst des Landkreises Kronach die weitere Koordination übernommen. Beeindruckend sei es gewesen, in welcher Geschwindigkeit man professionelle Hilfe von vielfacher Seite erhalten habe, insbesondere auch von den Sozialverbänden sowie vielen freiwilligen Helfern. Mitarbeiter aus allen Fachbereichen und auch die Lehrer absolvierten Zwölf-Stunden-Dienste in den Wohnheimen. Die Vorstandschaft übernahm bis heute die Teststrecke. Der allergrößte Dank aber gebühre Wohnheimleiterin Bianca Doberer, die – erst ein paar Monate im Amt – professionell die Misere gestemmt habe. „Auch die anderen Fachbereiche mussten neue Wege gehen, um mit der Pandemie klarzukommen, was sie sehr gut meisterten“, lobte er. Für einige Mitarbeiter musste man Kurzarbeit anmelden; andere konnte man für die Wohnheime „umswitchen“.

Wechsel an der Vereinsspitze

Am 14. Februar dieses Jahres legte Vorsitzende Ulrike von Prince ihr Amt aus persönlichen Gründen nieder. Die Vertretung des Vereins wurde durch 2. Vorsitzende Nicole Büsch und Thomas Rauh sichergestellt. Eine weitere Hiobsbotschaft war die plötzliche Erkrankung von Geschäftsführer Wolfgang Schmidt-Palm Anfang 2021, sodass die beiden Vorstandsmitglieder zusätzlich die Aufgaben der Geschäftsführung übernehmen mussten. „Dies war und ist eine starke Herausforderung“, verdeutlichte Rauh, dass durch die Corona-Pandemie viel liegengeblieben sei und aufgearbeitet werden müsse. Hauptaufgabe war es, einen neuen Geschäftsführer zu finden, vorerst in Vertretung. Aus den 20 Bewerbungen entschied man sich für Silke Reitzenstein, die die Stelle zum 15. September antrat (die NP berichtete). Sie stellte sich auch der Mitgliederversammlung vor. Derzeit zählt die Lebenshilfe 312 Mitglieder und 181 Mitarbeiter.

Die Fachbereiche

Auch die Berichte aus den Fachbereichen verdeutlichten die mit der Pandemie einhergehenden Unwägbarkeiten. Die Leiterin der Frühförderstelle Kronach hat Elisabeth Naß inne. Im dritten Quartal 2021 betreute man 147 Kinder in Kronach und 43 in Steinbach am Wald. „Nachdem in der Hochzeit der Pandemie die Anmeldungen stagnierten, nimmt die Nachfrage nun wieder Fahrt auf“, erklärte Naß. Die Außenstelle wird voraussichtlich im kommenden April in die renovierte alte Schule in Hirschfeld umziehen.

In der von Marion Schönborn geleiteten Petra-Döring-Schule werden 80 Kinder und Jugendliche in acht Schulklassen sowie zwei schulvorbereitenden Gruppen betreut.

Die seit Dezember 2020 von Dagmar Stigler geleitete Heilpädagogische Tagesstätte wird von 70 Kindern in Anspruch genommen. Für die Wohnheime zeichnet Bianca Doberer seit dem 1. September 2020 verantwortlich. Das Horst-Frenzel-Haus ist mit 30, das neue Wohnheim mit 24 Bewohnern voll ausgelastet.

Im „Ambulant Unterstützten Wohnen“ - die Leitung hat Hilmar Hader inne – werden aktuell 24 Klienten betreut. Vier weitere Anmeldungen liegen vor. „Ein großes Problem stellt der Wohnungsmarkt dar. Geeignete bezahlbare Wohnungen sind in Kronach Mangelware“, bedauerte er.

Die „Offenen Hilfen“ werden von Sebastian Spichal geleitet. Viele der Angebote mussten Corona-bedingt abgesagt werden. Die Sommerprogramme konnten jedoch unter Einschränkungen stattfinden.

Neuer Vorsitzender und Ehrungen

Ulrike von Prince war von 2015 bis 2021 Vorsitzende der Lebenshilfe. Thomas Rauh dankte ihr für ihren großen Einsatz ebenso wie der langjährigen Schriftführerin Barbara Förster, die ihr Amt ebenfalls abgab. Unter Wahlvorsitz von Christan Behner wurde Florian Kleine-Herzbruch aus Haig als neuer Vorsitzender sowie Kerstin Hempfling aus Wallenfels als neue Schriftführerin gewählt. „Ich werde mein Bestes tun, den Verein nach vorne zu bringen“, bekundete der 42-Jährige.

Eine Freude war dem Vorstand die Ehrung langjähriger Mitglieder. Für 25 Jahre Mitgliedschaft wurden geehrt Margit Altmann (Marktrodach), Anneliese Bätz (Küps), Wolfgang Bayer (Mitwitz), Martin Braunersreuther (Wallenfels), Birgt Götz (Wilhelmsthal), Heike Hoderlein (Ludwigsstadt), Christiane Judex (Weißenbrunn), Elfriede Kopp (Pressig), Margarete Letsch (Oberlangenstadt), Johann Melcher (Weißenbrunn), Peter Mierdel (Rödental), Ilona Müller (Marktrodach), Angela Schmitt (Kronach), Edith Weißerth (Stockheim), Ursula John-Grafe (mittlerweile Bremen), Karola Förtsch (Kronach), Marina Kahl (Marktrodach), Elisabeth Naß (Kronach), Alexandra Querfurth (Kronach), Charlotte Querfurth (Wallenfels), Alfred Schaden (Tettau), Hermann Schwemmlein (Mitwitz), Christa Steiger (Marktrodach). Bereits 50 Jahre halten der Lebenshilfe Hilde Hey aus Stockheim und Marianne Biedermann aus Kronach die Treue.

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