Kronach Maßnahmen gegen Wildunfälle zeigen Wirkung

Rainer Glissnik

Meist sind Tiere wie Autofahrer überrascht, wenn sie einander in die Quere kommen. Dennoch kommt das immer öfter vor. Die Zahl der Unfälle mit Wildbeteiligung steigt bundesweit.

 
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Kronach - Der Landkreis Kronach ist eine der Regionen, in denen mit verschiedenen Maßnahmen aktiv daran gearbeitet wird, den Anstieg der Unfälle mit Wildbeteiligung zu bremsen. Seit nunmehr drei Jahrzehnten engagieren sich viele Mitstreiter im Projektteam "Wild und Straße". Unter der Leitung des passionierten Jägers Klaus Riedel wurde das Projekt 1990 ins Leben gerufen. Beispielsweise stattet der Landkreis Kronach Wildunfallschwerpunkte an Kreisstraßen mit Multiwildschutzwarnern aus. In den letzten Jahrzehnten entwickelte sich dieses Gerät aus verschiedenen Ideen.

Kein Corona-Effekt

"Bei der Zahl der Wildunfälle ist kein Coronaeffekt festzustellen", erläutert der Leiter des Projektteams "Wild und Straße", Klaus Riedel. Die Statistik zeigt keine Veränderung. Zwar waren weniger Fahrzeuge unterwegs, aber zugleich wird die Natur von den Menschen stärker genutzt. So wird das Wild stärker aufgescheucht. Beispielsweise zeigt sich die Pilzsuchzeit bei den Wildunfallzahlen, bestätigt Jagdpächter Horst Hühnlein. Heuer gab es eine vermehrte Unruhe.

295 000 Wildunfälle gab es laut ADAC im Jahr 2019 auf deutschen Straßen. Besteht ein direkter Übergang von Wald und Feld, ist das Risiko für einen Wildunfall besonders hoch. Schilder mit Wildwechsel-Warnhinweisen zeichnen besonders gefährdete Straßenabschnitte auf, werden aber aus langjähriger Erfahrung kaum beachtet.

Im Landkreis Kronach gibt es herausragende Beispiele, wie die Wildunfallschutzmaßnahmen erfolgreich sein können. Klaus Riedel ließ sich kürzlich an der Kreisstraße KC 25 zwischen Gundelsdorf und Friesen von Jagdpächter Michael Schießwohl die Entwicklung der dortigen Situation zeigen. Das Fazit: Gegenüber der Zeit ohne aktive Schutzmaßnahmen, konnte bisher viel erreicht werden. Auf der einen Seite ist der Wald, auf der anderen sind Wiesen, Felder Mais, Blühwiesen. Das lockt das Wild an, gerade noch jetzt im Spätherbst. Vor allem die im letzten Jahr angebrachten Multiwildschutz-Warner zeigen auch an dieser Strecke ihre Stärke.

Dazu kommt eine intensivere Bejagung, die so nahe an der Straße aber nicht einfach ist. Durch den erhöhten Abschuss befinden sich weniger Wildtiere in diesem Umfeld. Ein großes Problem dieser Kreisstraße ist, dass es vom Waldrand bis zu Straße nur wenige Meter sind. Erscheint da ein Wildtier, kann ein Autofahrer kaum mehr bremsen. Ausweichen sollte er ohnehin nicht. "Ich versuche alles, die Wildunfallgefahr zu senken", versichert Michael Schießwohl. "Eigentlich herrscht hier Tempo 80", wirbt der Jäger dafür, sich unbedingt an diese Begrenzung zu halten. So können auch die Autofahrer einen entscheidenden Beitrag leisten.

Jagdpächter Reinhard Rüger hat sein Revier an der Kreisstraße KC 17 zwischen Marienroth und Teuschnitz. Diese Straße wurde erneuert und entwickelte sich zu einer "Rennstrecke", bedauerte er. Anfangs explodierten hier die Wildunfallzahlen. Mittlerweile wurde der Bereich mit Multiwildwarnern ausgerüstet und es kommen kaum noch Wildunfälle vor. Eigentlich gilt hier eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 70 Stundenkilometern. Wer dies einhält, dem kann nicht mehr so viel passieren.

Der Multiwildschutzwarner erweist sich immer mehr als der derzeit beste Schutz vor Wildunfällen. Insbesondere dank der Unterstützung von Landrat Klaus Löffler wurden auf vielen Kreisstraßen bereits diese Warner zur Minimierung von Wildunfällen installiert.

Es muss sich auch um die Wirksamkeit der Maßnahme gekümmert werden, so wie es beispielhaft Reinhard Rüger und Michael Schießwohl tun, dankte Projektkoordinator Klaus Riedel. Es ist schon ein Aufwand, all diese Schutzmaßnahmen kontinuierlich durchzuführen. Der Duft muss halbjährlich nachgespritzt werden, alles muss regelmäßig kontrolliert werden.

Eine weitere positive Aktion zur Wildunfallminimierung zeigt die Aktion an der Bundesstraße 85 zwischen Weißenbrunn und Thonberg. Am Straßenrand wurde von Jagdpächter Horst Hühnlein und seinem Mitjäger Peter Dicker ein Duftzaun installiert. Auch hier ist die Situation: auf einer Seite ein naher Wald, auf der anderen Felder und Wiesen. Dies verlockt das Wild zum Wechsel.

Gerade bei Westwind gehen Rehe, Hasen und andere Wildtiere nicht näher als 50 Meter zur Straße und bleiben stattdessen auf den oberen Wiesen. Sie wittern den "Duftzaun" und drehen ab, freut sich Jagdpächter Horst Hühnlein über den Erfolg. Kurz vor dem Winter aber finden Wildtiere noch viel Futter auf den Feldern und Wiesen. Weiterhin sind Rehe Fluchttiere. Wenn sie gestört oder aufgescheucht werden, flüchten sie. "Wir hatten heuer extrem viel Unfallwild", begründet Horst Hühnlein die jetzt noch intensivierten Wildschutzmaßnahmen im Frankenwald.

Er berichtet, dass im Umfeld von Weißenbrunn enorm viele Wildschweine unterwegs sind, obwohl in letzter Zeit hier mehr als 40 Stück erlegt wurden. "Man merkt nicht dass sie weniger werden." Gerade die Wintersaaten auf den abgeernteten Maisfeldern lockt insbesondere die Wildschweine, die dafür jede Straße überqueren.

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