Kronach Rededuell der Kronacher Landratskandidaten

Von Wolfgang Braunschmidt

Erstmals nach ihrer Nominierung haben sich die beiden Kronacher Kandidaten für die Landratswahl am 25. September, Klaus Löffler, CSU (links), und Norbert Gräbner, SPD (rechts), einem Rededuell gestellt. Unter der Moderation von Christian Kreuzer (Mitte) tauschten sie bei Punkt 7 , dem Streitgespräch der Neuen Presse, politische Positionen aus. In Kronach muss ein neuer Landrat gewählt werden, nachdem Oswald Marr, SPD, aus Altersgründen nicht mehr antreten kann. Die Amtszeit des neuen Kronacher Landrats beginnt am 21. Dezember.

 
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Nein, in der Rolle des "Titelverteidigers" für die SPD sieht sich Norbert Gräbner nicht. Zwar hinterlasse Oswald Marr als sozialdemokratischer Landrat im Kreis Kronach, der bei der Wahl am 25. September aus Altersgründen nicht mehr antreten kann, "große Fußabdrücke"; Gräbner bewerbe sich jedoch nicht um seine Nachfolge, weil er diese aus Parteiräson anstrebe. Er wolle selbst "Neues gestalten". Das tue er als Bürgermeister der Gemeinde Marktrodach, und diese Arbeit wolle er "auf höherem Niveau", dem des Landkreises, fortsetzen. Seine Ziele verfolge er mit Beharrlichkeit und Ausdauer. Als eines seiner ersten und wichtigsten bezeichnet der 59-jährige SPD-Politiker die Einrichtung einer Gemeinschaftsschule in Steinbach am Wald.

Bei Punkt 7 , dem Streitgespräch der Neuen Presse, beschreibt er am Dienstagabend im Café Kitsch, warum er diese neue Bildungseinrichtung - Vergleichbares gibt es zwar in Thüringen, aber in ganz Bayern noch nicht - "für sinnvoll und notwendig" hält. Die Gemeinschaftsschule steht gleichberechtigt neben der Mittel- und Realschule sowie dem Gymnasium. An ihr lernen Kinder gemeinsam mindestens bis zur Klassenstufe 8, um dann einen Mittel- oder Realschulabschluss abzulegen. Anschließend können sie in eine Berufsausbildung, an die Fachoberschule oder in ein Gymnasium wechseln.

Diese neue Schule sei keine Konkurrenz, sondern eine Ergänzung zu den Realschulen und Gymnasien im Süden des Landkreises. Eine Potenzialanalyse habe ergeben, dass es am Rennsteig für die Gemeinschaftsschule genügend Kinder gebe, ohne die weiterführenden Schulen in Kronach in ihrem Bestand zu gefährden. Ihr besonderer Reiz liege für die Region darin, dass die Kinder wohnortnah unterrichtet werden könnten, was mit Blick auf die langen Busfahrzeiten im Frankenwald ein großer Vorteil sei, und dass die Ganztagsbetreuung Standard sei, was berufstätigen Eltern entgegen komme. Schließlich könne der Fachoberschule am Rennsteig Nachwuchs zugeführt werden, betonte Gräbner. Die Gemeinschaftsschule sollte vom Freistaat Bayern getragen werden. Erst wenn dieser ablehne, komme für den SPD-Landratskandidaten eine private Trägerschaft infrage. Gräbner: "Besondere Situationen erfordern besonderes Handeln", vor allem dann, wenn es darum gehe, die Benachteiligung des nördlichen Landkreises ein Stück weit aufzulösen. "Deshalb kämpfe ich für die Schule im Norden."

CSU-Landratskandidat Klaus Löffler sieht das Projekt skeptisch. In Bayern gebe es diesen Schultyp noch nicht. Der 49-Jährige zweifle an, dass die Staatsregierung die Einrichtung einer Gemeinschaftsschule im Landkreis Kronach genehmige. Hier dürfe man in der Bevölkerung keine falschen Hoffnungen wecken. Löffler: "Für eine Gemeinschaftsschule gibt es in Bayern derzeit keine Grundlage." Und wenn es keine Basis gebe, "dann muss man das den Menschen auch sagen". Eine private Trägerschaft sei, so der CSU-Landratskandidat weiter, keine Alternative. Grund: Eltern müssten Schulgeld bezahlen. Deshalb plädierte Klaus Löffler dafür, die gesamte Schulstruktur im Landkreis zu analysieren und auf dieser Basis zunächst die Schülerbeförderung zu optimieren. Dann erst könne diskutiert werden, ob eine weitere Schule im Norden sinnvoll ist.

SPD-Landratskandidat Norbert Gräbner ist am 23. August 1956 in Oberrodach geboren, wo er mit seiner Familie lebt. Gräbner ist verheiratet und hat eine Tochter. Nach dem Abitur 1976 am Kaspar-Zeuß-Gymnasium in Kronach und dem Wehrdienst studierte er an der Beamtenfachhochschule in Hof. Nach Tätigkeiten in den Landratsämtern Kulmbach, Bamberg und Kronach war er Leiter des Bauamts der Gemeinde Küps. 1996 wurde er erstmals zum Bürgermeister der Gemeinde Marktrodach gewählt und dreimal im Amt bestätigt. Seit 1982 gehört Norbert Gräbner der SPD an.

Schülerbeförderung auf dem Prüfstand

Kronach ist "ein wunderschöner Landkreis", für den er gerne arbeite, sagt Klaus Löffler. Er war Gemeinderat und Bezirksrat, ist Kreisrat und Bürgermeister von Steinbach am Wald. Er freue sich, wenn er diese Arbeit ab dem 21. Dezember als neuer Landrat fortsetzen könne. "Ich glaube, ich kann einen Beitrag leisten, dass unsere Heimat Zukunft hat. Deshalb stelle ich mich gerne der Landratswahl", betont Löffler beim ersten öffentlichen Rededuell der beiden Kandidaten nach ihrer Nominierung am Dienstag

Er hätte auch schon vor sechs Jahren antreten können, wirft Moderator Christian Kreuzer ein. Klaus Löffler kontert, damals habe seine Heimatgemeinde Steinbach am Wald vor zentralen Herausforderungen gestanden.
Als Beispiele nennt der 49-Jährige den Ausbau der B 85 und das Tourismuszentrum. Diese seien abgeschlossen oder auf den Weg gebracht, betont der CSU-Politiker. Deshalb sei für ihn jetzt der richtige Zeitpunkt, sich um das Amt des Landrats zu bewerben.

Das wichtigste Thema im Kreis Kronach sei für ihn die Schülerbeförderung, erklärt Löffler. Es müsse dafür gesorgt werden, dass die Kinder zwischen ihrem Zuhause und der Schule und wieder zurück jeweils höchstens eine Stunde unterwegs sind. Löffler schildert bei Punkt 7 , dem Streitgespräch der Neuen Presse, wie lange Kinder aus Schnappenhammer oder der Hinteren Schnaid, aus Tettau oder Ludwigsstadt mit dem Bus oder dem Zug zur Schule brauchen. Am Morgen sind das manchmal weit über 60 Minuten, am Nachmittag sind noch Wartezeiten zwischen Schulschluss und Abfahrt einzurechnen. Dann kommen schnell über zwei Stunden zusammen, wie Löffler an einem Beispiel aus Tettau vorrechnet. Sein Fazit: "Die Schülerbeförderung ist die Herausforderung für den gesamten Landkreis"

Um sie anzugehen fordert er, ein Verkehrsplanungsbüro mit der Analyse des Ist-Zustands bei der Schülerbeförderung zu beauftragen. Auf dieser Grundlage müsse dann ein Konzept entwickelt werden, dass die Fahrzeiten spürbar verkürzt. Dies habe auch Einfluss auf die Gewinnung von Fachkräften. Ein Unternehmer habe ihm berichtet, die Einstellung eines führenden Mitarbeiters sei daran gescheitert, weil die lange Fahrzeit zur Schule für sein Kind inakzeptabel sei. Auch vor diesem Hintergrund seien Gelder, die für die Schülerbeförderung ausgegeben werden, eine Investition in die Zukunft. "Das muss der neue Landrat leisten, und zwar unmittelbar nach der Wahl", betont Löffler.

Das sieht SPD-Landratskandidat Norbert Gräbner grundsätzlich nicht anders. Die Organisation der Schülerbeförderung lasse heute im ganzen Landkreis Kronach zu wünschen übrig. Hier bestehe dringender Verbesserungsbedarf, das gesamte System müsse durchleuchtet werden. Dabei müssten auch die Zeiten des Unterrichtsbeginns und des Schulschlusses auf den Prüfstand. Zielmarke - auch hier stimmt Gräbner mit Löffler überein - müsse eine Fahrzeit für die einfache Strecke von maximal 60 Minuten sein, "und zwar mit den Wartezeiten", wie der SPD-Landratskandidat betont. Er plädiert für die Einberufung eines "runden Tisches" mit Vertretern der Bahn, der Busunternehmen, der Städte und Gemeinden sowie des Landkreises und der Schule. Norbert Gräbner: "Die Beschleunigung des Schülerverkehrs liegt uns allen am Herzen."

CSU-Landratskandidat Klaus Löffler ist am 17. Juli 1966 in Kronach geboren. Er ist verheiratet und hat zwei Töchter. Er arbeitete als Energieanlagenelektroniker, bevor er 2002 zum ersten Mal zum Bürgermeister der Gemeinde Steinbach am Wald gewählt wurde. 2008 und 2014 wurde Löffler im Amt bestätigt. Bereits seit 1990 gehörte er dem Marktgemeinderat an. Von 2008 bis 2013 war er Bezirksrat in Oberfranken, und von 2010 bis 2014 führte er die CSU-Fraktion im Kronacher Kreistag, in dem er seit 1990 Sitz und Stimme hat, als Vorsitzender. 1989 trat Klaus Löffler in die CSU ein.

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