Kronach Schüler machen Geschichte lebendig

Matthias Schneider

Elf Schüler des FWG haben einen Podcast zu einem Kunstwerk von Bildhauer Heinrich Schreiber im LGS-Gelände geschaffen. Damit können Zuhörer in die Stadthistorie eintauchen.

 
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Seit 2002 visualisiert die von Bildhauer Heinrich Schreiber gestaltete Promenade auf dem Landesgartenschaugelände zentrale Stationen der Stadtgeschichte. 20 Jahre später haben es elf Schülerinnen und Schüler des Frankenwald-Gymnasiums (FWG) in Zusammenarbeit mit dem Rotary Club Kronach geschafft, diesem Kunstwerk einen Podcast an die Seite zu stellen.

„Ihr habt die Geschichte Kronachs zum Leben erweckt und somit ein echtes Highlight für Kronach erschaffen“ – der Kronacher Stadtrat Ralf Völkl sprach in seinem Grußwort anlässlich der Präsentation des „Promenaden-Podcasts“ zahlreichen Besuchern in der Kronacher Synagoge aus der Seele, als er die monatelange Arbeit der elf FWG-Schüler würdigte. Unter der Leitung ihres Lehrers Matthias Simon und in Zusammenarbeit mit dem Rotary Club hatten sie in ihrem P-Seminars einen Weg gefunden, dem über 20 Jahre alten begehbaren Kunstwerk auf dem Landesgartenschaugelände ein modernes Medium an die Seite zu stellen: In 29 Folgen erzählt der „Promenaden-Podcast“ Geschichten zur Geschichte Kronachs und lässt so die Entstehung und Entwicklung der Stadt und ihrer Bürger lebendig werden.

18 Monate lange Reise

Philipp Hoderlein und Emilia Ziebura nahmen die Anwesenden mit auf die 18 Monate lange Reise des P-Seminars. „Als wir uns bereits am Ende der zehnten Klasse für dieses Seminar entschieden hatten, hatten wir noch keine Vorstellung davon, in welche Richtung sich das vom Rotary Club angestoßene Projekt entwickeln würde. Sollte Heinrichs Schreibers begehbarem Kunstwerk ein Flyer, ein Buch oder ein Video zur Seite gestellt werden?“ Dass dabei schließlich ein Podcast herauskam, war der Zielausrichtung zu verdanken, auf die sich die Mitglieder in Rücksprache mit den Rotariern verständigt hatten. „Wir wollten ein Medium gestalten, das Erreichbarkeit garantiert und zugleich über einen gewissen Unterhaltungswert die Nähe zum Publikum sucht und findet“, so Emilia Ziebura. Von großer Bedeutung war dabei die Vielfalt der Konzepte, um die Aufmerksamkeit der Hörer aufrechtzuerhalten. Den unter den elf Schülern aufgeteilten 29 Bronzeplatten Heinrich Schreibers und somit Stationen der Stadtgeschichte lagen vielfältige Ideen zur Umsetzung in Form von 29 individuellen Drehbüchern zugrunde.

Echtes Kronacher Projekt

„Neben dem Verfassen des Skripts war es uns ein zentrales Anliegen, Personen aus der unmittelbaren Region zu beteiligen und den Podcast somit zu einem echten Kronacher Projekt zu machen“, erklärte Emilia Ziebura den Umstand, dass das P-Seminar bei der Aufnahme auch einige bekannte Bürger einlud, um den in den Drehbüchern auftretenden Personen eine Stimme zu geben. So wirkten neben Kronach Bürgermeisterin Angela Hofmann und der ehemaligen Kreiskulturreferentin Gisela Lang auch FWG-Schulleiter Harald Weichert an dem Projekt mit.

Unterhaltung und Geschichte

Das dabei entstandene Repertoire an Podcast-Folgen reicht von fiktiven Erzählungen, anschaulichen Zeitreisen und Gesprächen bis hin zu Interviews mit Zeitzeugen. Dass bei allem Unterhaltungswert die geschichtlichen Fakten nicht zu kurz kamen, wurde durch die Unterstützung und die inhaltliche Begleitung des Projekts durch den Museologen Alexander Süß garantiert. Anhand von fünf Podcast-Folgen erhielten die Anwesenden einen Einblick in das beeindruckende Endergebnis, dessen technische Umsetzung zwei Monate intensiver Arbeit bedurfte. In der ersten Folge geht es beispielsweise um die Heunischenburg. „Hierbei hatte ich mir einen Dialog zwischen einem Großvater und seinem Enkelkind ausgedacht, die die mittlerweile zur Ruine zerfallene Burg besuchen. Aufgrund der zahlreichen Fragen der Enkelin kommt es am Ende zu einer kleinen Zeitreise, in der man der letzten Schlacht der Burg hautnah beiwohnen kann“, erklärte Drehbuchautorin Emilia.

Spuren hinterlassen

Einen ganz anderen Zugang hatte Elena Kuhnlein bei der Bearbeitung der Bronzetafel „Kindergärten in Kronach“ gewählt. „Mir war es wichtig, die Jüngsten der Stadt zu Wort kommen zu lassen. Deshalb nahm ich ein Interview mit acht Kindern des Rosenberg-Kindergartens und der Leiterin Birgit Kestel auf, das die Vorstellung der heutigen Generation an die 1903 eröffnete ‚Kinderbewahrungsanstalt’ in Kronach im Blick hat“, so die Schülerin der Q12. „Ich bin sehr beeindruckt vom Inhalt und der Umsetzung des Podcasts“, lobte Mechthild Straub im Namen des Rotary Clubs. „Ihr habt die Dimension des Visuellen dieses so markanten Kronacher Wahrzeichens eindrucksvoll erweitert und somit eure Spuren im öffentlichen Raum eurer Heimat hinterlassen“, würdigte auch Schulleiter Harald Weichert den kreativen und zeitintensiven Einsatz der Schüler. Nach der Präsentation bildete sich eine lange Schlange vor der Informationstafel, die das P-Seminar ebenfalls gestaltet hatte und die zeitnah auf dem Landesgartenschaugelände installiert werden soll. Hier ist der QR-Code hinterlegt, mit dem man die 29 Folgen auf das Handy laden kann. Die Reaktion darauf fiel bei Jung und Alt gleichermaßen begeistert aus. „Ich bin mir sicher, dass ich mir die Stadtgeschichtspromenade im LGS-Gelände in den nächsten Tagen mal genauer anschauen werde“, sagte beispielsweise FWG-Siebtklässler Julius Barnickel.

Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung von Laura Tönnesmann, Clara Seubert und Eva Wich.

Teilnehmer
  des P-Seminars „Stadtgeschichtspromenade“ des Frankenwald-Gymnasiums sind Timo Dütsch, Philipp Hoderlein, Lena Hofmann, Elena Kuhnlein, Antonia Lang, Sebastian Marx, Leonie Raab, Bastian Reißig, Jana Schlee, Maya Thron und Emilia Ziebura. Kursleiter ist Matthias Simon.

P-Seminar
 Ein P-Seminar ist ein Modul in der Qualifikationsphase der Oberstufe am achtjährigen Gymnasium in Bayern, das auch in der elften Klasse des G9 angeboten wird. Neben Unterrichtseinheiten zur Studien- und Berufsorientierung steht ein Projekt im Mittelpunkt der insgesamt 18-monatigen Arbeit.  

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