Kronacher Gymnasium Schüler helfen bei Cybermobbing

Heike Schülein
  Foto: Heike Schülein

Wie Medienscouts Opfer am KZG unterstützen.

 
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„Beleidigen, Bedrohen, Bloßstellen oder Belästigen anderer mit Hilfe von Internet- und Handy-Diensten über einen längeren Zeitraum hinweg“: Das ist die nüchterne Definition von Cybermobbing – Eine „seelische Folter“, unter der die Betroffenen manchmal sogar ein Leben lang leiden. Wichtig ist es, dass virtuell gemobbte gerade auch Kinder und Jugendliche dieser Art der Diffamierung nicht alleine gegenüberstehen, sondern Hilfe erhalten. Am Kaspar-Zeuß-Gymnasium (KZG) stehen hierfür nunmehr 14 Neunt- sowie sechs Zehntklässler als Ansprechpartner für ihre Mitschüler zur Verfügung.

Revolutionäre Veränderungen

„Zu meiner Zeit brauchte man noch keine Medienscouts. Es gab weder Handy noch Computer, kein Internet und demzufolge auch keine sozialen Medien“, erklärte Amtsgerichtsdirektor Jürgen Fehn an seiner ehemaligen „Wirkungsstätte“, dem Kaspar-Zeuß-Gymnasium. Der rasant voranschreitende technische Fortschritt mit der Entstehung des Internets habe fast schon revolutionäre Veränderungen in nahezu allen wichtigen Lebensbereichen ausgelöst – unbestritten mit vielen Vorteilen, aber eben auch großen Nachteilen. Hierzu zähle insbesondere auch Cybermobbing, das sich immer mehr auf dem Vormarsch befinde und, so Jürgen Fehn, mittlerweile das Auge in Auge-Beleidigen abgelöst habe.

Kein rechtsfreier Raum

„Das Internet ist kein rechtsfreier Raum und das Internet vergisst nichts“, fand der Jugendrichter deutliche Worte. Ein Bild, einmal verschickt, sei kaum mehr zu stoppen. Entgegentreten könne man den Demütigungen und Beleidigungen in den Social-Media-Kanälen nur durch effektive Prävention; worin die Medienscouts ausgebildet worden seien. Als vertrauenswürdige Bezugspersonen für Schüler ebenso wie auch für Eltern und Lehrkräfte leisteten diese eine äußerst wichtige und wertvolle ehrenamtliche Tätigkeit. „Unsere Zielsetzung muss es sein, dass es gar nicht erst zu Cybermobbing kommt“, appellierte er. Von entscheidender Wichtigkeit sei dabei die Langfristigkeit; das Projekt mache nur Sinn, wenn es von Schülergeneration zu Schülergeneration hinweg fortgeführt werde. Wenn dies gelinge, dann lande eine Reihe möglicher Straftaten in diesem Bereich gar nicht erst auf seinem Schreibtisch. Sein Dank galt neben den Medienscouts und ihrer Betreuerin Ute Schülner insbesondere auch der Schulleitung, den Sponsoren sowie der für die Grundausbildung der Medienscouts hauptverantwortlich zeichnende Opferhilfe Oberfranken (OHO).

Gefahr durch Nachahmer

„Wir wollen nicht, dass in Kronach irgendwann in der Presse steht: „Warum prügeln andere ihre Mitschülerin tot“, verdeutlichte OHO-Vorsitzender Alfons Hrubesch. Leider wisse man aus Erfahrung, dass es bei solchen – wie sich jüngst ereigneten – schlimmen Vorfällen immer Nachahmer gebe. Die Medienscouts seien nahe bei ihren Mitschülern und merkten zuerst, wenn sich diese veränderten. „Wir müssen hellhörig werden und sofort ins Gespräch kommen“, forderte der pensionierte Polizist. Betroffenen riet er, ein Mobbing-Tagebuch zu führen und alles niederzuschreiben. Anfang Mai findet wieder die Bundesjugendkonferenz in Rostock für alle Medienscouts statt, um dabei neue Impulse zu erhalten und das eigene Wissen zu erweitern. Stolz zeigte er sich, dass der Bezirk Oberfranken mit der zahlenmäßig stärksten Gruppe aus ganz Deutschland daran teilnimmt.

Verantwortungsvoller Umgang

„Wir wollen die neuen Medien keinesfalls an den Pranger stellen, sondern den verantwortungsvollen Umgang damit aufzeigen“, betonten die Medienscouts. Sicher zeigten sie sich, dass Jugendliche leichter auf Gleichaltrige zugingen als auf Lehrer. Als „Peers“ (Gleichaltrige) vermitteln sie Medienkompetenz in Workshops und persönlichen Gesprächen und informieren dabei zum Beispiel auch über die neue digitale Nutzungsordnung an der Schule, die den Schülern mehr Freiheiten im der Handynutzung gewährt. Gezielt gehe man auf die Bedürfnisse der jeweiligen Altersstufen ein; so gebe man in der Unterstufe beispielsweise nützliche Tipps und Verhaltensregeln rund um „WhatsApp“ und „TikTok“.

„Ziemlich verloren“

„Ohne euch wären wir ziemlich verloren. Ihr seid wichtige Übermittler von Nachrichten an die jüngeren Schüler“, lobte Schulleiterin Claudia Metzner, bei der man mit dem Projekt offene Türen einrennt. Erfreulicherweise habe man bereits wieder Interessenten für das nächste Jahr. Seitens der Polizeiinspektion Kronach zollte Alexander Fößel auch namens seines ebenfalls anwesenden Kollegen, den Jugendkontaktbeamten Dieter Fischer-Petersohn, allen Medienscouts größten Respekt und sicherte bestmögliche Unterstützung zu. Gleiches gilt auch für den neuen Leiter der Kronacher Hauptstelle der Sparkasse Kulmbach-Kronach, Phillip Laaber. So erhielten die Medienscouts als äußeres Erkennungsmerkmal gesponserte Jacken.

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