Kronach Traumjob am Steuer

Veronika Schadeck
Caroline Gerber hat noch keine Sekunde bereut, den Busführerschein gemacht und ihren alten Job an den Nagel gehängt zu haben. Sie genießt ihre Fahrten durch den Frankenwald und auch den Kontakt zu den Fahrgästen. Foto: Veronika Schadeck

Schon als kleines Kind war Carolin Gerber fasziniert von Bussen und Lastwagen. Heute gehört sie zu den wenigen Frauen, die bei der OVF Fahrgäste im Frankenwald von A nach B bringen.

 
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Kronach - Es ist Freitagmorgen. Am Busbahnhof in Kronach wartet Carolin Gerber auf die Fahrgäste. Sie eine von rund insgesamt 25 Busfahrern der Omnibusverkehr Franken GmbH (OVF) und 28 Busfahrern der Martin Regionalbus GmbH, die im Auftrag des Landkreises und im Rahmen des Öffentlichen Personennahverkehrs Fahrgäste, Pendler und Schüler an ihre Ziel- beziehungsweise in ihre Heimatorte befördern. Carolin Gerber fährt an diesem Tag die Linie 9, von Kronach über Marktrodach, Steinwiesen nach Nordhalben. „Heute ist nicht viel los, es sind noch Schulferien und harter Lockdown“, erklärt die junge Frau kurz nach dem Start, während eine elektronische Frauenstimme verkündet: „Nächste Haltestelle: Evangelisches Altenheim!“

Ihr Arbeitsplatz ist ein etwa 1,5 Quadratmeter großes Arbeitsfeld, das von einem bequemen Sitz, einem Armaturenbrett und einem großen Lenkrad nahezu ausgefüllt ist. Ein Plexiglas, das aus Vorsichtsgründen wegen einer Infektionsgefahr mit Corona angebracht worden ist, sorgt für die räumliche Distanz zu ihren Fahrgästen.

Sie kennt jede Straße

Carolin Gerber hat erst seit einem Jahr den Busführerschein. Seitdem hat die 28-Jährige – bedingt dadurch, dass sie verschiedene Buslinien fährt – den Frankenwald, mit all seinen Facetten kennengelernt. Sie kennt nicht nur viele Straßen und Haltestellen in den einzelnen Gemeinden, sondern sie erlebt auch den Wechsel der Jahreszeiten und dass der Landkreis dabei durchaus ein unterschiedliches Bild bietet: Beispielsweise zeigt sich Nordhalben im Winterkleid, während in der Kreisstadt alles grün ist.

Carolin Gerber hat vorher in der Produktionsabteilung eines hiesigen Unternehmens gearbeitet. Da sie schon von früher Kindheit an Busse und Lkw faszinierten und sie gemerkt habe, dass sie Kontakt zu anderen Menschen vermisse, sei es für sie naheliegend gewesen, den Busführerschein zu machen. „Für mich ist es der Traumjob!“

Mittlerweile hat die junge Frau auch gelernt, mit schwierigen Verkehrssituationen umzugehen, beispielsweise wie am vergangenen Dienstag, als starke Schneefälle für teilweise chaotische Schneeverhältnisse sorgten. In diesem Zusammenhang lobt sie ihre Leitstelle und die Verantwortlichen in der Mobilitätszentrale, deren Credo es ist: „Ihr fahrt nur soweit, wie ihr es verantworten könnt!“ In äußersten Fall sei es besser, eine Linie nicht zu fahren, als Fahrgäste und sich selbst in Gefahr zu bringen, erklärt sie.

Erfahrungen mit dem Citybus

Carolin Gerber hat seit der Einführung des neuen ÖPNV im August 2020 auch ihre ersten Erfahrungen mit dem Citybus, der innerhalb der Kreisstadt überwiegend im Halbstundentakt fährt, machen können. Ihr Resümee lautet: „Es ist ein anderes Fahrgefühl!“ In diesem Zusammenhang spricht sie davon, dass sie im großen Bus einen besseren Überblick habe und daher Verkehrssituationen eher als in einem normalen Fahrzeug einschätzen könne. Zudem werde man auch von anderen Verkehrsteilnehmern mit mehr Aufmerksamkeit wahrgenommen.

Carolin Gerber hat noch keine Sekunde bereut, den Busführerschein gemacht zu haben. Sie sieht natürlich auch den Vorteil, dass ihre Anstellung im Öffentlichen Personennahverkehr in der aktuellen Pandemiezeit relativ sicher ist. Auch die Arbeitszeiten seien akzeptabel. Es gebe kurze und dann auch wieder längere Arbeitstage. In der Regel habe sie nur einmal pro Monat zweimal am Samstag und quartalsmäßig einmal am Sonntag Dienst.

Keine Angst vor Ansteckung

Den Austausch mit der Leitstelle in der OVF und mit der Mobilitätszentrale bezeichnet sie als konstruktiv und gut. Angst, sich im Bus mit Corona zu infizieren, habe sie nicht, erklärt die junge Frau. Zum einen sei durch das Plexiglas ein gewisser Schutz vorhanden, zum anderen halten sich die Fahrgäste an die vorgegebenen Hygiene- und Abstandsregeln. Auch mit der Einführung der FFP2-Masken habe es bisher keinerlei Probleme gegeben.

Überhaupt: Mit ihren Fahrgästen habe sie bisher nur positive Erfahrungen gesammelt. Lob gibt es auch für die Schüler, die sich im Großen und Ganzen zu benehmen wüssten.

Schön und wünschenswert wäre es aber, wenn mehr Bürger das Angebot des ÖPVN annehmen würden, sagt sie. Denn das Mobilitätskonzept sei nach anfänglichen Startschwierigkeiten mittlerweile optimiert und durchdacht.

Carolin Gerber ist überzeugt, dass – sobald der Lockdown vorbei ist – sich in den Bussen auch wieder mehr Fahrgäste einfinden werden, um beispielsweise in Kronach verschiedenen Aktivitäten nachgehen zu können, um zu ihrem Arbeitsplatz zu gelangen oder um einfach in ihrer Freizeit den Frankenwald und die anliegenden Landkreise besser kennenzulernen.

Und sie hat noch einen weiteren Wunsch: Nämlich, dass mehr Frauen sich für den Beruf einer Busfahrerin entscheiden. Denn für Carolin Gerber ist klar: „Eine Frau kann genauso wie ein Mann einen Bus fahren!“

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