Mit der abnehmenden Qualität lasse auch die Verwertbarkeit nach, weswegen mittlerweile rund die Hälfte der abgegebenen Kleidung zum weiteren Tragen unbrauchbar sei. Selbst Recyclingfirmen könnten zum Teil aufgrund der schlechten Fasern keine Putzlappen mehr daraus herstellen. Stattdessen werden die Klamotten nach Afrika verschifft – nach dem Motto: „Hauptsache weg!“
Ausgebeutete Näherinnen
Unter der Herstellung unserer „Billig“-Klamotten leide aber nicht nur die Umwelt, sondern vor allem auch in der Textilbranche tätige Näherinnen und Näher. „Produziert wird dort, wo es billig ist“, so der Entwicklungsexperte, der 20 Jahre lang in Südamerika lebte. Dort erhielten Beschäftigte nur 51 Cent pro Stunde; also pro Tag nur rund 4 Euro. Teurere Verkaufspreise bedeuteten nicht unbedingt, dass fair produziert werde; produzierten doch selbst Markenhersteller billig. Somit werde lediglich der Unternehmensgewinn höher.
Beim Kauf sollten Verbraucher daher auf qualifizierte Gütesiegel achten oder bei Unternehmen kaufen, die nachweislich fair produzieren lassen. Alternativen wie Secondhand, Kleidertauschpartys oder „Kleidung mieten“ sollten verstärkt in den Fokus rücken. Vor allem aber sollte man sich, gab er seinem aufmerksamen Publikum mit auf den Weg, vor jedem Kauf fragen: „Brauche ich das wirklich?“ Alleine könne der Konsument das Problem nicht lösen. Gefragt sei vor allem die Politik, insbesondere durch ein strengeres Lieferkettengesetz.
Film zum Thema in der Filmburg
Der lokale Veranstaltungsreigen der Fairen Woche fand dann seine Fortsetzung mit einer Filmvorführung in der Kronacher Filmburg „Tausche T-Shirt gegen Hoffnung“. Der Nürnberger Filmemacher Jonathan Ziegler und seine Partnerin Sarah Dorner berichten in dem Dokumentarfilm über ihre Reise von Deutschland bis Indien. Sie hatten sich auf den Weg gemacht, um Menschen zu treffen, die einen Unterschied in der Mode-Industrie machen.
Ein kräftiger spontaner Applaus am Ende des Films machte klar, dass die aufmerksamen Schulklassen des Kaspar-Zeuß-Gymnasiums sowie beider Realschulen von den beiden Filmemachern und ihrem Dokumentarfilm begeistert und beeindruckt waren. Im anschließenden Filmgespräch erzählten Jonathan Ziegler und Sarah Dorner von der Faszination Indiens, dieser doch so ganz anderen Kultur. Sarah Dorner beendete die Veranstaltung mit einer Life-Musik-Einlage, mit einem von ihr komponierten Soundtrack.
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