Viele Voraussetzungen
Nicht immer gelingt das. Vorschriften, geringe politische Unterstützung oder es rechnet sich eben nicht, sind Gründe. Hiltls Quartier fehlt ein kleiner Supermarkt. 55 Quadratmeter im Erdgeschoss hatte er dafür geplant. Denn entlang des Kopfsteinpflasters in der Amtsgerichtsstraße reiht sich Richtung Rathaus nur ein Bäcker entlang Wohnhäusern und Amtsgericht. Immerhin, eine Friseurin hat in dem Quartier eröffnet, neben einem Yogastudio und Hiltls Kanzlei. Das hilft, Wege kurz zu halten. Wie die Bürger in Kronachs Altstadt leben möchten, zeigt eine Umfrage der Stadt. Darin geben Teilnehmer an, dass in der Oberen Stadt ein Supermarkt fehlt. Ein Tante-Emma-Laden könnte das Problem lösen, schreibt einer der Teilnehmer.
Die Innenstadt habe sich während der vergangenen 50 Jahre zu einem Handelsraum entwickelt, sagt Kneitz. Supermärkte sind demnach an den Stadtrand verdrängt worden. Wer einkaufen möchte, muss meist mit dem Auto dorthin fahren. Nun der Wandel. Die Pandemie zeige mehr denn je, dass Menschen öfter im Internet als in der Innenstadt einkaufen. Folge: Geschäfte schließen. Das bietet laut Kneitz die Möglichkeit, die Innenstadt umzugestalten. „Es wird große Veränderungen geben müssen“, sagt er. Kronach biete viele Voraussetzungen dafür.
Das haben Politiker erkannt. Die Frankenwald-CSU etwa hatte angekündigt, 200 neue Wohnungen in den kommenden Jahren in Kronach schaffen zu wollen. Auch die Campusgesellschaft möchte die Stadt mit umgestalten. Den Anfang machenunter anderem vier Wohnungen in einem Mehrfamilienhaus. Sie baut die Gesellschaft in der Kreuzbergstraße. Zudem möchten Vertreter der Gesellschaft 25 leer stehende Häuser umbauen. Dadurch bekomme man neuen Wohnraum, sagte SPD-Stadträtin Sabine Gross, als das Projekt vorgestellt wurde. Fest steht auch, dass 45 neue Wohnungen auf dem Areal des ehemaligen Lucas-Cranach-Seniorenheims entstehen sollen, vielleicht ein neues Quartier. Dort investiert die Sparkasse Kulmbach-Kronach rund neun Millionen Euro. Je mehr Wohnungen es gibt, desto erschwinglicher seien sie, sagt CIK-Mitarbeiterin Thiel.
In Kronachs größtem Industriegebiet an der Industriestraße gibt es ungenutzte Flächen. Dort könnten Wohnungen für Arbeiter der Fabriken des Viertels entstehen, sagt Kneitz. Eine „Chance“, Wege zu verkürzen, unnötigen Berufsverkehr zu verhindern und preiswerten Wohnraum zu schaffen. Azubis aus dem Landkreis ohne Auto könnten einfacher ihren Arbeitsplatz erreichen. Eine Stadt umzugestalten, sei ein langwieriger Prozess. Dabei müsse man „auch kreativ werden“.