Kronach Von der Kunst des Druckens

Heike Schülein

Besucher des FabLabs probieren verschiedenen Techniken aus. Die Ergebnisse können sich sehen lassen.

 
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Während Ingo Cesaro das Druckmotiv von Samuel Koltinsky mit der „Handnudel“ zu Papier bringt, fertigen in der Mitte des Seminarraums Kunstschaffende wie Gabriele June Michel und Andrea Lieb „Sturmengel“ im Postkarten-Format für ein aktuell ausgeschriebenes Mail-Art-Projekt. Versunken in ihrer Arbeit sind an diesem Sonntagnachmittag auch die jungen Künstler, die sich in der „Jugend-Kunst-Schule“ im Linolschnitt erproben. Gespannt warten sie darauf, ihre bereits gefertigten, in offenen Gitterregalen zum Trocknen ausgelegten Werke endlich entgegennehmen zu dürfen.

Ein ganzer Raum voller Kunst: Dieser Anblick bot sich am Samstag und Sonntag in der zur offenen Werkstatt umfunktionierten Hochschule Coburg im ehemaligen Link-Gebäude in der Güterstraße. Ingo Cesaro organisierte im Seminarraum des FabLabs wie bereits im Vorjahr – anlässlich des „Tags des Druckkunst – eine „offene Werkstatt“ für den Verein „Regionale Kunstförderung Kronach“. Erfreulicherweise fanden sich hierzu dieses Mal fast doppelt so viele Teilnehmer wie 2022 ein, darunter insbesondere auch eine stolze Anzahl an Kindern und Jugendlichen. An diese richtete sich das spannende Kunstprojekt ebenso wie an Erwachsene, die hierfür teilweise erhebliche Wegstrecken auch aus anderen Landkreisen auf sich nahmen.

Tradition wiederbelebt

„Beim „Tag der Druckkunst“ geht es darum, die traditionelle Druckkunst wieder mehr ins Bewusstsein zu rücken“, erläuterte der Schriftsteller, Herausgeber und Galerist die Intention dieses bundesweiten Aktionstags, an der sich in der Region nur noch Peter Schoppel aus Scheßlitz beteiligte. Den Schwerpunkt der Workshops bildete der Linolschnitt, wobei echte Hingucker entstanden. Aufgrund der fachlichen Unterstützung konnten selbst Anfänger teilnehmen – und so machten sich dann auch einige ganz junge Künstler begeistert an die Arbeit. Erstmals konnten dabei auch typografische Blätter gestaltet werden. Mit unterschiedlich großen Lettern aus Holz, Kunststoff und Blei in verschiedenen Schriftarten und Farben wurde im Hochdruckverfahren Druckkunst geschaffen. Aus verbal und non-verbal gefertigten Vorlagen unter Verwendung unterschiedlicher Papierarten entstanden mittels Handnudel im Buchdruck Handabzüge in Kleinstauflagen. Angeboten wurde unter anderem ein typografischer Druck mit vier Farben in einem Druckvorgang.

Gerne wurde auch die Möglichkeit genutzt, zu aktuellen Mail-Art-Projekten Postkarten herzustellen und sich so mit Mail-Art-Artisten aus der ganzen Welt zu messen. Aktuell laufen die Ausschreibungen aus Belgien für „Orage, mon Ange d´Orage“ („Der Sturmengel ist los“) sowie aus Österreich für „Art Revolution / Images of the Future“.

Tag der Druckkunst kommt gut an

„Alle Arbeitsplätze waren an beiden Tagen ständig belegt“, freute sich Ingo Cesaro, der als Einziger im deutschsprachigen Raum eine mobile Handpresse betreibt und damit Projekte an vielen Orten initiiert. Die Teilnehmer zeigten sich ihrerseits begeistert. „Endlich lerne ich dieses Verfahren einmal näher kennen und kann es selbst ausprobieren“, meinte beispielsweise Samuel Koltinsky . Der aus den USA stammende Professor mit einem Masterabschluss in Pädagogik lebt seit 2021 mit seiner Ehefrau Brigitte, die ebenfalls zu den Teilnehmern zählte, in Küps. Sehr angetan zeigten sich die Anwesenden auch vom FabLab. In der Kreativwerkstatt stehen allen Bürgern des Landkreises Werkzeuge und Materialien zur Verfügung. Man kann mit Metall, Holz, Textilien oder Kunststoff arbeiten, Ideen mitbringen und sich austauschen. Das nötige Equipment stellt die Stiftung kostenlos zur Verfügung; Labor-Assistenten unterstützen bei der Handhabung.

Aufgebaut wurde die „offene Druck-Werkstatt“ von Dietmar Schlesinger, während der Abbau eine Gemeinschaftsleistung war. Herzlich dankte Cesaro auch der Koinor-Horst-Müller-Stiftung für die großzügige Unterstützung der Jugend-Kunst-Schule, wodurch diese kostenlos angeboten werden konnte.

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