Kronach Wie das FWG den Frankenwald retten will

Matthias Schneider
Termine im Gelände und somit vor Ort sind wichtige Bestandteile der beiden Seminare am Frankenwald-Gymnasium, die mit Unterstützung von Seminarberater Boris Stein (links) vom AELF Kulmbach Lösungskonzepte für den vom Klimawandel schwer getroffenen Frankenwald suchen. Foto: /Matthias Schneider

Das Kulmbacher Amt für Landwirtschaft hat neue Helfer an seiner Seite. Gymnasiasten nehmen die vom Klimawandel gezeichnete Region ins Visier.

 
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Kronach - Das Frankenwald-Gymnasium (FWG) in Kronach schlägt Alarm: Der eigene Namensgeber ist in Not! Schon der flüchtige Blick auf bereits gerodete oder zumindest schwer geschädigte Waldflächen im heimischen Frankenwald macht für das bloße Auge erkennbar, welchen Schaden der Klimawandel in den vergangenen Jahren hinterlassen hat. Einigen Oberstufenschülerinnen und -schülern des FWG lässt diese traurige Bestandsaufnahme keine Ruhe. Sie wollen nach den Gründen für die radikale Veränderung ihrer Heimat forschen und zugleich vor Ort an Konzepten für einen zukunftsträchtigen Wald arbeiten.

Ziemlich einmalig ist am FWG in diesem Zusammenhang die Tatsache, dass man sich dieses heiklen Themas gleich im Rahmen zweier Seminare annimmt: Während sich das W-Seminar „SOS – Frankenwald in Not“ unter der Leitung von Oberstudienrat Rainer Dunkel von der wissenschaftlichen und somit eher theoretischen Seite aus dem Problem widmet, geht das P-Seminar von Studienrätin Stefanie Springer das Thema nicht weniger wissenschaftlich, aber zusätzlich sehr praktisch an, indem man heimische und vom Klimawandel geschädigte Waldflächen besichtigt und mit Experten sowie im Dialog mit Privatwaldbesitzern nach Lösungswegen sucht. Der Titel des Seminars „Zukunftswald“ soll verdeutlichen, dass der Frankenwald derzeit zwar in Not, aber keinesfalls am Ende ist.

Hohe Motivation

Initiator und Partner dieser beiden Seminare ist Michael Schmidt, Leiter des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Kulmbach. Bereits vor mehr als einem Jahr kam der Kontakt zwischen der Kulmbacher Behörde und dem Kronacher FWG zustande. Vor allem die von Anfang an hohe Motivation bei Lehrern und Schülern begeisterte Schmidt so sehr, dass mit Boris Stein eigens für die beiden Seminare ein Experte eingestellt wurde. Dieser fungiert als Betreuer der beiden Seminare und kümmert sich auch um zwei weitere Seminare im Landkreis Kulmbach.

„Diese Personalie ist bei weitem nicht die einzige Art der Unterstützung, die wir durch das AELF Kulmbach erfahren dürfen“, erläutert Seminarleiter und Geografielehrer Rainer Dunkel. Das Amt stelle nicht nur die Gelder für die Messungen vor Ort, den Bustransfer und die nötige Fachliteratur zur Verfügung, sondern ermögliche den Kontakt zu Waldbesitzern, dem Wasserwirtschaftsamt, dem Stadtförster und zur Universität Bayreuth. „Vor allem bei den komplexen Untersuchungsmethoden im Gelände steht uns das Team des AELF immer zur Seite“, betont Rainer Dunkel. Diese sind notwendig, damit sich die Schülerinnen und Schüler der aktuellen Q11 während der 18-monatigen Projektdauer wissenschaftlich fundiert mit den individuellen Themen ihrer Seminararbeit auseinandersetzen können, zum Beispiel „Der Borkenkäfer – Totengräber der Fichte“ oder „Erosionsschäden durch Verlust von Bewaldung“. Am Ende sollen 15 wissenschaftliche Arbeiten stehen, mit deren Erkenntnissen auch das AELF weiter an einem Rettungsplan für den Frankenwald arbeiten wird.

Bestand und Strategie

Während sich das W-Seminar vor allem auf die wissenschaftlich fundierte Bestandsaufnahme der Situation im Frankenwald konzentriert, arbeiten die 15 Mitglieder des P-Seminars „Zukunftswald“ von Studienrätin Stefanie Springer im Gelände an Lösungsstrategien. Die Projektfläche ist dabei ein Wald bei Steinberg. „Bis jetzt haben wir die dortige Fläche besichtigt, Flächendaten wie die Bodenbeschaffenheit und den Boden-pH-Wert ausgewertet und anhand der Klimaprognose für 2100 viele potenzielle Baumarten daraufhin überprüft, ob sie zu der Käferfläche bei Steinberg passen könnten“, erläutert Biologielehrerin Stefanie Springer den bisherigen Verlauf des P-Seminars. Dabei wurden sowohl heimische Baumarten als auch fremdländische Arten auf ihre Zukunftsfähigkeit im Frankenwald untersucht. Als weitere Auswahlkriterien versuchen die Seminarteilnehmer die Verbisshäufigkeit, die Holznutzungsmöglichkeit und die Kombinationsfähigkeit der verschiedenen Baumarten zu berücksichtigen. „Letztendlich versuchen wir mit dem AELF Kulmbach, dem zuständigen Förster Armin Hanke und Privatdozent Gregor Aas vom ökologisch-botanischen Garten an der Universität Bayreuth einen oder mehrere Vorschläge für den Privatwaldbesitzer zu erarbeiten, die ihm einen zukunftsträchtigen Wald bescheren“, erklärt Stefanie Springer.

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