Kronach Gymnasiasten kreieren nachhaltige Kleidung

Heike Schülein

Im Nachgang zur „Fairen Woche“ findet im Kaspar-Zeuß-Gymnasium ein Upcycling-Workshop statt. Durch kreative Aufwertung eigener Kleidungsstücke schaffen Jugendliche neue Mode.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

An die Siebe, fertig los, so einfach geht Siebdrucken und damit das Upcycling von Kleidung; können doch damit nicht nur neue Textilien nach eigenen Wünschen kreiert, sondern Second-Hand-Teile mächtig „aufgemotzt“ werden. Damit wiederum wird ein Beitrag gegen die Wegwerfmentalität unserer Zeit geleistet, in der immer mehr möglichst billige Neuware produziert und - aufgrund der schlechten Qualität - nach dem Kauf ebenso schnell wieder entsorgt wird. Bei einem Workshop unter Anleitung der Kulturpädagogin Dorothea Kurtz designte nun die Klasse 9 b des Kronacher Kaspar-Zeuß-Gymnasiums bereits vorhandene Kleidungsstücke neu.

„Upcycling schont Rohstoffe und die Umwelt“, appellierte Dorothea Kurtz zu Beginn des Kurses, bei dem es sich um einen nachgeholten Programmpunkt der - im Landkreis Kronach mit einer Veranstaltungsreihe begangenen - „Fairen Woche“ handelt. Initiiert vom Kronacher Steuerkreis des Trägervereins zur Förderung des Fairen Handels, hatte zunächst der Journalist Frank Herrmann in seinem Vortrag „Ultra Fast Fashion“ im Kreiskulturraum erschreckende Zustände in der weltweiten Textilindustrie aufgedeckt. Kurze Zeit darauf berichteten die Nürnberger Filmemacher Jonathan Ziegler und Sarah Dorner in ihrem Dokumentarfilm über ihre Reise nach Indien. Dort trafen sie Menschen, die einen Unterschied in der Mode-Industrie machen. Nun ging es für die Neuntklässler in die Praxis.

Ziel des Workshops war es, so Kunstlehrerin Silke Weber, dass sich diese mit den ökologischen, ökonomischen, ethischen und sozialen Folgen der Wegwerfware Kleidung befassen und ihr eigenes Konsumverhalten kritisch reflektieren. „Fast Fashion“ bedeutet günstige Produktion, häufiger Konsum und kurze Lebenszeit der Textilien. Allein in Deutschland werden pro Jahr und Person mehr als 16 Kilogramm neue Kleidung gekauft. Im selben Zeitraum landen 1,35 Mio. Tonnen Kleidung auf dem Müll.

Wie man länger und nachhaltig Freude an seiner Kleidung hat, zeigte der Kurs. Beim uralten Siebdruck wird Druckfarbe mittels einer Gummirake durch feinmaschiges Gewebe auf das zu bedruckende Material gedruckt, vereinfacht ausgedrückt, die Farbe durch ein Sieb gepresst. Nach dem Trocknen können die Kleidungsstücke gleich angezogen werden. Die Farbe ist auch waschmaschinenfest. Die Vorbereitung geht denkbar schnell. Zunächst muss die Kleidung gebügelt und faltenfrei ausgelegt werden. Anschließend wird die gewünschte Farbe mittels einer Druckrakel aufgebracht. Bei der Rakel handelt es sich um ein Werkzeug aus Gummi oder Kunststoff mit scharf- oder rundgeschliffener Kante, mit der Druckfarbe durch die Öffnungen im Sieb auf den Bedruckstoff gepresst wird. Der Druck wird zum schnelleren Trocknen mit einem Föhn erhitzt, das Sieb zur Wiederverwendung gereinigt.

„Das ist halt etwas anderes als die Anziehsachen, die jeder hat“, so lautete in etwa der Tenor der Siebdrucker, die sich angetan von den Ergebnissen zeigten. Dabei staunten sie, wie stylisch Upcycling-Kleidung durch diese Art des „Aufwertens“ aussehen kann. Andere Mitschüler wiederum griffen zu wasserfesten Stiften und designten damit ihre Kleidung mit Aufschriften oder kleinen Zeichnungen.

Mit dem Projekt möchte man - laut der Kulturpädagogin - bei jungen Leuten ein Bewusstsein für nachhaltigen Konsum schaffen. Wie können wir unsere Altkleidung noch weiter nutzen? Bringen wir sie in einen Secondhandshop-Laden oder in einen Kleidercontainer, verkaufen wir sie auf einem Flohmarkt oder verschenken sie an Bekannte? Das effektivste gegen „Fast Fashion“ sei es, gekaufte Kleidung möglichst lange zu tragen.

„Produzieren statt konsumieren, alte Digne nutzen und Geld sparen, eigene Techniken lernen und unabhängig etwas herstellen, Rohstoffe und Umwelt schonen, gemeinsam kreativ sein und individuelle Dinge statt Mainstream“ , die Vorteile von Upcycling lägen auf der Hand.

Parallel zum Upcycling-Kurs fand auch ein Repair-Café statt. Dabei lernten die Jugendlichen den Umgang mit Nadel und Faden, um kleinere Reparaturen an ihren Kleidungsstücken, wie zum Beispiel das Annähen abgerissener Knöpfe, selbst durchführen zu können.

Weitere Fotos unter:

www.np-coburg.de

Bilder