Kronacher KAB spendet Flutopfer sind nicht vergessen

Heike Schülein
  Foto: /privat

Eine Kronacher Rettungshundestaffel war jüngst im Ahrtal im Einsatz. Der KAB-Ortsverband Kronach zeigt sich tief bewegt von den Schilderungen und spendet 1000 Euro.

 
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Kronach - Die schweren Zerstörungen in den überfluteten Katastrophengebieten in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen hat auch die KAB Kronach tief bewegt. Auf einstimmigem Beschluss der Versammlung spendet der Ortsverband 1000 Euro für die Flutopfer. Das Geld kommt gezielt einem Hilfsprojekt im Ahrltal zugute. Vermittelt wurde dies von der „Arbeitsgemeinschaft Mantrailing Rettungshundestaffel & Therapiezentrum Kronach“, die selbst mit elf Rettungs- bzw. Leichenspürhunden sowie 17 Ehrenamtlichen im Landkreis Ahrweiler im Einsatz war.

„Das war wie die Hölle auf Erden. Man kann sich nicht vorstellen, wie laut und dreckig es dort ist“, zeigte sich Rettungshundeführerin Elke Höfner sichtlich betroffen. Vier Tage waren sie und ihre Kollegen unterwegs, um mit ihren Hunden in Ahrweiler, Bad Neuenahr und Dernau Leichen aufzuspüren. Am Mittwoch, 21. Juli, fuhren sie abends in Ziegelerden aus los; am Donnerstagfrüh um 4.30 Uhr kamen sie am Nürburgring an, wo sie mit den Tieren untergebracht waren. Bereits um 6 Uhr folgte die Einsatzbesprechung.

„Natürlich war das auch für unsere Hunde eine ungewohnte Situation. Aber nach wenigen Minuten sind sie runtergekommen und haben konzentriert gearbeitet – jeden Tag zwölf Stunden, inklusive Pausen“, erzählt Simone Gerstmayer. Danach seien Mensch und Tier völlig k.o. gewesen.

„Der Einsatz hat uns gezeigt, dass unsere Hunde – trotz derartiger Erschwernisse – ihre Arbeit machen“, so Manfred Burdich, Vorsitzender und Gründer der „AG Mantrailing Rettungshundestaffel & Therapiezentrum Kronach“. Der Auftrag bestand darin, in den durch die Flutmassen eingestürzten Häusern und Trümmerbergen nach sterblichen Überresten zu suchen. Hatte ein Hund angeschlagen, wurde die Stelle markiert, damit der Bagger das Geröll vorsichtig abträgt.

Körperlich und psychisch anstrengend

Die körperlich wie auch psychisch sehr anstrengenden Tage müssen die Einsatzkräfte erst einmal verkraften. Aber sie haben auch viel gelernt an der Ahr. „Wir wissen nun, dass wir uns voll auf die Tiere verlassen können – und auch innerhalb der AG sind wir weiter zusammengewachsen. Wir sind wie eine Riesenfamilie, in der jeder jeden unterstützt. Das gilt auch für unsere Begleitpersonen. Ich habe noch immer Gänsehaut, wenn ich an den Einsatz zurückdenke“, räumt Marion Ruppert ein. Trotz der vielen schlimmen Erlebnisse seien sie alle sehr froh, dass sie dort helfen konnten. Die Dankbarkeit der Flutopfer sei riesengroß gewesen. Obwohl sie ja selbst nichts mehr einkaufen konnten, hätten sie ihnen Essen und Getränke gebracht, Schokolade sowie Hundefutter – also halt das, was sie selbst noch hatten.

„Viele Menschen haben dort alles verloren: Angehörige, Wohnungen, Häuser, Existenzen und Lebensgrundlagen. Es fehlt an allem“, verdeutlicht Manfred Burdich, der aus beruflichen Gründen nicht beim Einsatz dabei sein konnte. Die Schicksale bewegten die Helfer sehr. Sehr schlimm sei es auch, immer wieder von Suiziden zu hören. Man lese von der Katastrophe im Fernsehen oder sehe sie im Fernsehen. Oftmals aber schwänden diese Bilder bei Menschen, die nicht vor Ort gewesen seien, wieder schnell aus dem Gedächtnis. Daher lautet sein eindringlicher Appell, die Menschen dort nicht zu vergessen. „Die Katastrophe ist noch nicht vorbei. Es wird sehr lange dauern, bis dort wieder einigermaßen Normalität herrscht. Die Menschen brauchen dringend Hilfe – insbesondere auch finanzieller Art“, bekundet er.

Katastrophen-Leuchttürme

Tief bewegt von den Schilderungen freuten sich die KAB-Vorsitzenden Georg Barnickel und Brigitte Schedel über die sinnvolle Verwendung der Spende. Denn auf einstimmigem Beschluss geht das Geld an die sogenannten Katastrophen-Leuchttürme der Bundesarbeitsgemeinschaft Rettungs- und Hundeführender Vereinigungen (BAG) im Ahrtal. Dabei handelt es sich um eine Kommunikations- und Koordinierungsstelle für die Bevölkerung in Krisensituationen. Die Anlaufstelle bietet praktische Hilfsangebote und Informationen; nimmt sich aber auch im persönlichen Gespräch der Betroffenen an.

Wie wichtig auch diese Hilfe für die Seele ist, haben die Rettungshundeführer vor Ort erlebt, wo unwahrscheinlich viel Gesprächsbedarf vorhanden gewesen sei. Auch „richtiges Zuhören“ wolle gelernt sein. Daher werde man, so Manfred Burdich, das Team in der psychosozialen Notfallversorgung ausbilden. Die Hunde seien dabei der beste „Türöffner“, um mit den Betroffenen ins Gespräch zu kommen.

Die „AG Mantrailing - Rettungshundestaffel & Therapiehundezentrum Kronach“ ist eine Vereinigung von Menschen aus dem Raum Oberfranken (Schwerpunkt Stadt und Landkreis Kronach), die sich für die Förderung und Weiterentwicklung des Mantrailing - eine Disziplin der Vermisstensuche - einsetzen. Im Vordergrund stehen der Erfahrungsaustausch und die praktische Ausbildung von Hund und Mensch. Aktuell zählt die Arbeitsgemeinschaft 200 Mitglieder sowie etwa 80 bis 90 aktive Hunde.

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