In den letzten Wochen haben die Sänger/innen auch die Dialoge in deutscher Sprache einstudiert, um ihre Botschaft klar rüberzubringen. So wird die Anklage von Autoritarismus und Diktatur in Wort und Spiel, Szene und Video unmissverständlich deutlich, wenn Leonore alias Fidelio (großartig: Yuliia Alieksieieva) ihren geliebten Mann Florestan (Sehii Androshchuck) vor Stalins kalten Augen aus dem Kerker des kaltblütigen Gouverneurs „Genosse Pizarro“ (Abdumalik Abdukaiumow) befreit: In die Sowjetunion verlegt Maslakow Beethovens Befreiungsoper, tödlich ist die Repression, in den Verliesen des KGB liegen Dissidenten und Verdächtige in Ketten. Doch das Terror-System ist längst marode, seine Hülle nur notdürftig zusammengeflickt, wie Maslakovs surreales Bühnenbild zeigt. Mit satirischen Überzeichnung und russischen Klischees karikiert er das System der Profiteure, Mitläufer und Wendehälse (Oleksandr Kharlamov als gemütvoller Kerkermeister mit Rest-Moral, Jevgen Malofeiev als publicitygeiler Minister). Doch über alle Komödiantik und alle Umbrucheuphorie obsiegt die im wörtlichen Sinne knallharte Realität – der Jubel des Volkes erstirbt im Gewehrfeuer.