Bei OpenAI wurde der Chefposten zum zweiten Mal in drei Tagen neu besetzt. Interims-Chef ist jetzt Emmett Shear, langjähriger Chef der auf Gaming ausgerichteten Streaming-Plattform Twitch. Die bisherige Technologiechefin Mira Murati, die am Freitag ebenfalls kommissarisch die Führung bei OpenAI übernahm, schlug sich in der Zwischenzeit auf die Seite Altmans.
In der Nacht zum Montag schrieben Murati und Dutzende andere Beschäftigte der Firma wortgleich, OpenAI sei nichts ohne die Mitarbeiter. Es wirkte wie eine Revolte. Später berichteten der Finanzdienst Bloomberg und der Branchendienst "The Information", rund 700 der insgesamt etwa 770 Mitarbeiter von OpenAI hätten einen Brief unterschrieben, in dem sie die rasche Ablösung des Verwaltungsrates forderten. Auch betonten sie, Microsoft habe zugesichert, dass es beim Konzern Jobs für sie alle gebe - und sie das Angebot annehmen würden, wenn es keine Änderungen im Aufsichtsgremium gebe.
Medienberichten zufolge führte ein Richtungsstreit bei OpenAI zu Altmans Abgang. Einige Führungsfiguren wie Technologiechef Ilya Sutskever seien der Ansicht gewesen, dass Altman die Software mit Künstlicher Intelligenz zu schnell und mit einem zu kommerziellen Ansatz auf den Markt bringen wolle. Sie brachten die Mehrheit des Verwaltungsrates auf ihre Seite. Am Montag schrieb auch Sutskever dann, er bedauere, dass er beim Vorgehen des Aufsichtsgremiums mitgemacht habe und wolle alles für die Wiedervereinigung von OpenAI unternehmen. "Ich hatte nie die Absicht, OpenAI zu schaden."
Wie geht es weiter bei OpenAI?
OpenAI war 2015 als eine Non-Profit-Organisation gegründet worden, mit der Mission, Künstliche Intelligenz im Interesse aller zu entwickeln. Als jedoch klar wurde, dass mit Spenden die nötigen Milliarden-Investitionen nicht aufzutreiben wären, wurde zusätzlich eine gewinnorientierte Firma mit Altman an der Spitze gebildet. Dieser holte unter anderem Microsoft als Investor an Bord und sicherte OpenAI damit den Zugang zur nötigen Rechenleistung.
Der Konflikt zwischen den beiden Ansätzen wurde aber immer tiefer. Jetzt führt er faktisch zur Spaltung von OpenAI - mit unklaren Aussichten für die verbleibende Firma nach dem Abgang führender Mitarbeiter. Zu Altman stößt bei Microsoft unter anderem der weitere Mitgründer Greg Brockman dazu.
Dazu, warum genau Altman den Chefposten verlor, gibt es bisher keine offiziellen Angaben. Der Verwaltungsrat teilte am Freitag lediglich mit, man habe das Vertrauen in Altman verloren, weil er nicht aufrichtig in seiner Kommunikation mit dem Aufsichtsgremium gewesen sei. Das ist eine ungewöhnlich scharfe Formulierung für solche Pressemitteilungen. Der neue Interims-Chef Shear schrieb nach seiner Ernennung lediglich, der Auslöser seien nicht konkrete Differenzen über das sichere Tempo bei der Einführung von KI-Software gewesen, sondern "komplett andere" Gründe.