Kulturring Ebern Bunter Abend zum Jubiläum

Mit einem unterhaltsamen Festakt feiert der Eberner Kulturring sein 50-jähriges Bestehen – und mit Eberhard Wohl und Klaus Bayersdorfer zwei besonders verdiente Mitglieder.

 
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Doch, ein bisschen gerührt ist er schon. Die Ehrentitel für Eberhard Wohl an diesem Abend sind aber auch reichlich: „Legende des Kulturrings“ nennt man ihn, liebevoll auch „Rampensau“ oder „geborener Entertainer“, und dann wirft sich auch noch der Landrat selbst in Schale und im Eberhard-Wohl-Gedächtnis-Anzug gewissermaßen in die Bütt: Gefeiert wird am Samstag nicht nur das 50-jährige Bestehen des Eberner Kulturrings, sondern auch die Ernennung des langjährigen Vorsitzenden zum Ehrenvorsitzenden. Noch ein Titel, den er sich verdient hat.

Und so gratuliert Landrat Wilhelm Schneider (CSU) erst dem Kulturring „zu 50 Jahren Erfolgsgeschichte“, wie er sagt, und dann seinem Freund Eberhard Wohl, einem „Menschen mit großer Strahlkraft“, wie er ihn rühmt: „Du hast Humor, denkst positiv, hast immer ein aufmunterndes Wort parat und besitzt die Gabe, andere Menschen mitzunehmen.“ Und, auch das gehört dazu: Das durfte zuweilen auch gern einmal nachdenklich und kritisch sein, streitbar und kämpferisch. „Schluss mit lustig“ hatte die Neue Presse im Oktober 2015 nicht umsonst getitelt, als Eberhard Wohl seinen Rückzug angekündigt hatte. Als er 2016 den Vorsitz an Walter Ullrich übergibt, hat er 32 Jahre in der Vorstandschaft auf dem Buckel.

Die Entwicklung und die Geschichte des Kulturrings habe Eberhard Wohl maßgeblich geprägt – zunächst als Büttenredner, später als Regisseur und Moderator der Faschingseröffnung wie auch der mehrstündigen Bunten Abende (22 Jahre lang!) und als Organisator der Faschingsumzüge, zählt Laudator Wilhelm Schneider auf. „Glamourös“, so bescheinigte ihm der Landrat, geriet schon Wohls Einstieg vor 39 Jahren: gemeinsam mit seiner ersten Frau hatte er sich bereit erklärt, in die Rolle des Prinzenpaares zu schlüpfen. „Dass ein nicht gebürtiger Heubacher dieses höchste Amt in der fünften Jahreszeit übernimmt, war damals für viele eingefleischte Faschingsnarren unvorstellbar“, erinnert Wilhelm Schneider. Unvorstellbar schien auch für so manch eingefleischte Vorständler damals frisches Blut in ihren Reihen: „Es war nicht einfach, da rein zu kommen“, erinnert sich Eberhard Wohl. Er hat es geschafft, und heute sind sie ihm dankbar, dass er die nötige Demut und Hartnäckigkeit bewiesen hatte. „Der Kulturring war meine zweite Familie“, sagt Eberhard Wohl, dankbar für und geehrt von Laudatio und Auszeichnung. Es sei ihm immer wichtig gewesen, die Menschen zu begeistern und aus dem Alltag zu holen. Doch er wolle die Ehrung teilen, mit „all den wunderbaren Menschen, die mitgeholfen und so toll zusammengearbeitet haben“, wie er sagt.

Zuvor schon an diesem Festabend ist sein damaliger Stellvertreter, Klaus Bayersdorfer, ebenfalls hochverdient zum Ehrenmitglied ernannt worden. Seit 1974 bei der DLRG, hat sich Bayersdorfer dort mit Jugendarbeit, Badeaufsicht und Schwimmausbildung fachlich wie menschlich verdient gemacht, ebenso beim Kulturring, wo er von 2002 bis 2014 als zweiter Vorsitzender wirkte. Zu verdanken sind dem gelernten Ingenieur auch spektakuläre Bühnenbauten und Faschingswagen. Nach seinem Austritt im Jahr 2014 nach 36 Jahren in der Vorstandschaft war Klaus Bayersdorfer bereits Ehren-Elferrat geworden, nun darf er sich Ehrenmitglied nennen.

Walter Ullrich überreicht ihm die Urkunde, die „Hofmaler“ Erich Wolfert in „sensationeller Hingabe gepinselt hat“, so der aktuelle Vorsitzende. Dieser wiederum hatte seinen „ersten Kontakt“ mit dem Kulturring 1976 während der ersten Eberner Festwoche hatte, wie Walter Ullrich verrät. Ihm voran gegangen an der Spitze des Kulturrings waren Willy Bergmann (Vorstand bis 1974), Klaus Vierbücher (bis 1981), Paul Fuchs (bis 2002) und Eberhard Wohl (bis 2016), mit ihren Stellvertretern Simon Hafenecker, Fritz von Sichart, Willibald Laubender und Klaus Bayersdorfer. In der Geschäftsführung wirkte 38 Jahre lang, ab Tag eins bis ins Jahr 2010, Reinhard Soutschek, gefolgt von Sabrina Diller, Gabriele Pfeufer und aktuell Janina Reuter-Schad.

Es gibt viel zu sagen an diesem Abend, und genussvoll übernehmen dies Festredner Alt-Bürgermeister Robert Herrmann (CSU) und das aktuelle Stadtoberhaupt, Jürgen Hennemann (SPD), selbst jahrelang in Vorstandschaft und Elferrat. Auch Ehrenvorsitzender Paul Fuchs erklimmt die Bühne und gratuliert „seinem Kulturring“. Robert Herrmann ist gemeinsam mit Rolf Feulner Schirmherr des Abends, doch der ältere Alt-Bürgermeister muss sich aus gesundheitlichen Gründen entschuldigen und die besten Glückwünsche für ein „weiterhin erfolgreiches Wirken“ ausrichten lassen. Auch für Robert Herrmann war 1972 ein ganz besonderes Jahr – abgesehen von der Gebietsreform (samt Aus für den Landkreis Ebern) und Kulturringsgründung datiert hier die eigene Hochzeit mit Gattin Christine. Einen „Bedarf, Wunsch und Drang nach einer gemeinsamen Anstrengung“ bescheinigt er auch den Ebernern im Jahr 1972, die mit dem Kulturring ein Dach für ihr Heimat- und Zusammengehörigkeitsgefühl errichteten. Und unter diesem Dach hatten und haben sie bis heute alle Platz: Von den Gartenfreunden über die Feuerwehren bis zu den Bürgervereinen, und, „als besonderes Schmankerl“, wie Robert Herrmann sagt, die Fleisch- und Wurstfreunde Ebern-Heubach e.V., die der Kulturring als 100. Mitglied begrüßen konnte. Mittlerweile sind es 107 Vereine und Organisationen, die hier ins Gespräch kommen, sich austauschen und „größere Aufgaben gemeinsam anpacken“ können, wie der Alt-Bürgermeister sagt.

Der Alt-Bürgermeister erinnert auch an die unruhigen Zeiten der frühen 70er-Jahre und alles, was historisch folgt, bis heute, wo die Lage zuweilen nicht minder düster ist. Ob man angesichts dessen an Feierlichkeiten wie diese denken dürfe? Absolut, sagt Robert Herrmann. Der Mensch braucht schließlich auch Zerstreuung, und gerade die Vereine würden Menschen in einer „sinnerfüllten Gemeinschaft“, so Herrmann, zusammenführen. Schließlich bietet der Kulturring viel mehr als Fasching: So hatte der Kulturring etwa 2001 seine Vereine zu einer Demonstration gegen die Standortschließung aufgerufen, organisierte erfolgreiche Festwochen und gemeinsam mit der Neuen Presse die legendären Vereinsehrenabende, stellt ein Ferienprogramm auf die Beine und berät gutachterlich die Vergabe der Vereinsfördermittel.

Jürgen Hennemann, als Vereinsbeauftragter, Elferrat und heutiger Bürgermeister quasi Bindeglied zwischen Stadt und Kulturringsvereinen in persona, begrüßt die „Kulturringer“ am standesgemäßen Datum, wie er findet: Der 22.10.22 – „wie kann es anders sein“, lacht er. Das Wichtigste in der Stadt sei das ehrenamtliche Engagement, sagt er: „Und das fördert der Kulturring und bündelt es.“ Und auch Bauchredner Sebastian Reich alias Pierre Ruby samt Nilpferddame Amanda werden per Einspieler zugeschaltet und übermitteln ihre Grüße und Wünsche. Es ist ein runder Festabend zum runden Jubiläum, die – als kultureller Veranstaltungsort oft kritisierte – Frauengrundhalle ist prächtig herausgeputzt, musikalisch glänzt Helt Oncale, bekannt von der Eberner Musiknacht. Für Kurzweil sorgen obendrein Christian Giebfried und Fabian Weber mit Moderation und Fragerunde.

Und was bringt die Zukunft? Noch ein bisschen mehr Digitalisierung, wie sich die Jugend wünscht, und vielleicht doch noch einen vernünftigen Bühnenanbau in der Frauengrundhalle mit Vorhang und allem Pi-Pa-Po. „Das ist mein Wunsch“, sagt der neue Ehrenvorsitzende Eberhard Wohl: „Dass der Kulturring da dran bleibt.“

Die Chronik zu 50 Jahre Kulturring Ebern findet sich anschaulich in Wort und Bild auf der Kulturrings-Website unter www.kulturring-ebern.de/chronik.

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