Es gibt viel zu sagen an diesem Abend, und genussvoll übernehmen dies Festredner Alt-Bürgermeister Robert Herrmann (CSU) und das aktuelle Stadtoberhaupt, Jürgen Hennemann (SPD), selbst jahrelang in Vorstandschaft und Elferrat. Auch Ehrenvorsitzender Paul Fuchs erklimmt die Bühne und gratuliert „seinem Kulturring“. Robert Herrmann ist gemeinsam mit Rolf Feulner Schirmherr des Abends, doch der ältere Alt-Bürgermeister muss sich aus gesundheitlichen Gründen entschuldigen und die besten Glückwünsche für ein „weiterhin erfolgreiches Wirken“ ausrichten lassen. Auch für Robert Herrmann war 1972 ein ganz besonderes Jahr – abgesehen von der Gebietsreform (samt Aus für den Landkreis Ebern) und Kulturringsgründung datiert hier die eigene Hochzeit mit Gattin Christine. Einen „Bedarf, Wunsch und Drang nach einer gemeinsamen Anstrengung“ bescheinigt er auch den Ebernern im Jahr 1972, die mit dem Kulturring ein Dach für ihr Heimat- und Zusammengehörigkeitsgefühl errichteten. Und unter diesem Dach hatten und haben sie bis heute alle Platz: Von den Gartenfreunden über die Feuerwehren bis zu den Bürgervereinen, und, „als besonderes Schmankerl“, wie Robert Herrmann sagt, die Fleisch- und Wurstfreunde Ebern-Heubach e.V., die der Kulturring als 100. Mitglied begrüßen konnte. Mittlerweile sind es 107 Vereine und Organisationen, die hier ins Gespräch kommen, sich austauschen und „größere Aufgaben gemeinsam anpacken“ können, wie der Alt-Bürgermeister sagt.
Der Alt-Bürgermeister erinnert auch an die unruhigen Zeiten der frühen 70er-Jahre und alles, was historisch folgt, bis heute, wo die Lage zuweilen nicht minder düster ist. Ob man angesichts dessen an Feierlichkeiten wie diese denken dürfe? Absolut, sagt Robert Herrmann. Der Mensch braucht schließlich auch Zerstreuung, und gerade die Vereine würden Menschen in einer „sinnerfüllten Gemeinschaft“, so Herrmann, zusammenführen. Schließlich bietet der Kulturring viel mehr als Fasching: So hatte der Kulturring etwa 2001 seine Vereine zu einer Demonstration gegen die Standortschließung aufgerufen, organisierte erfolgreiche Festwochen und gemeinsam mit der Neuen Presse die legendären Vereinsehrenabende, stellt ein Ferienprogramm auf die Beine und berät gutachterlich die Vergabe der Vereinsfördermittel.
Jürgen Hennemann, als Vereinsbeauftragter, Elferrat und heutiger Bürgermeister quasi Bindeglied zwischen Stadt und Kulturringsvereinen in persona, begrüßt die „Kulturringer“ am standesgemäßen Datum, wie er findet: Der 22.10.22 – „wie kann es anders sein“, lacht er. Das Wichtigste in der Stadt sei das ehrenamtliche Engagement, sagt er: „Und das fördert der Kulturring und bündelt es.“ Und auch Bauchredner Sebastian Reich alias Pierre Ruby samt Nilpferddame Amanda werden per Einspieler zugeschaltet und übermitteln ihre Grüße und Wünsche. Es ist ein runder Festabend zum runden Jubiläum, die – als kultureller Veranstaltungsort oft kritisierte – Frauengrundhalle ist prächtig herausgeputzt, musikalisch glänzt Helt Oncale, bekannt von der Eberner Musiknacht. Für Kurzweil sorgen obendrein Christian Giebfried und Fabian Weber mit Moderation und Fragerunde.
Und was bringt die Zukunft? Noch ein bisschen mehr Digitalisierung, wie sich die Jugend wünscht, und vielleicht doch noch einen vernünftigen Bühnenanbau in der Frauengrundhalle mit Vorhang und allem Pi-Pa-Po. „Das ist mein Wunsch“, sagt der neue Ehrenvorsitzende Eberhard Wohl: „Dass der Kulturring da dran bleibt.“
Die Chronik zu 50 Jahre Kulturring Ebern findet sich anschaulich in Wort und Bild auf der Kulturrings-Website unter www.kulturring-ebern.de/chronik.