Kulturring Ebern Nicht nur Fasching, aber auch

Vor 50 Jahren gründete sich der Eberner Kulturring als Dachverband der Vereine im Stadtgebiet. Das Ziel: das kulturelle und gesellschaftliche Leben in Ebern zu bereichern und zu koordinieren. Viele Höhepunkte haben diese Bemühungen in den vergangenen fünf Jahrzehnten unter fünf Vorsitzenden schon hervorgebracht.

 
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Licht und Schatten prägen das Jahr 1972 für die Eberner: Beerdigen mussten sie den Landkreis Ebern und mit ihm die Bedeutung als Kreisstadt, aus der Taufe gehoben wurde mit dem Kulturring aber wenig später auch ein Verein, der ein wenig närrische Freude und Gemeinsinn in die Stadt zurückbrachte. Die kulturellen und gesellschaftlichen Belange waren es, die unter einem Dachverband – und zwar außerhalb des Stadtrat-Gremiums – koordiniert und so neu erblühen sollten. Das war zumindest die Ursprungsidee, die seinerzeit Stadtrat Wilfried Mölter, seines Zeichens Fremdenverkehrsbeauftragter der Stadt, umgetrieben hatten. Am 23. Oktober 1972 trafen sich im Sportheim des TV Ebern Bürgermeister, Stadträte und Vereinsvertreter, um diese Idee umzusetzen. 50 Jahre später, beinahe auf den Tag genau, wird der Kulturring an einem Festabend am Samstag, 22. Oktober, auf diesen Tag und viele folgende zurückblicken.

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13 Vorstandsmitglieder bildeten seinerzeit das erste Gremium, aus dem am 30. Oktober schließlich auch der erste Kulturrings-Vorsitzende gewählt werden sollte: Willy Bergmann, Lehrer aus dem Eberner Ortsteil Brünn, nahm das Heft in die Hand. Und auch die Narrenkappe: Am 4. März 1973 dreht der erste Gaudiwurm unter der Regentschaft des Kulturrings seine Runden durch die Eberner Altstadt. Es sollte eine Erfolgsgeschichte werden. Unter dem Motto „Ebern total verrückt“ sind rund 20 Gruppen unterwegs. Doch nicht nur Närrisches war den Gründungsvätern ein Anliegen, es sollten vor allem die Veranstaltungen der Eberner Vereine besser koordiniert werden – und diese dadurch auch ein bisschen motiviert werden, sich mehr ins städtische Leben einzubringen. Das erste Vorstandsgremium wiederum bestand aus Mitgliedern quer aus allen Stadtteilen und setzte sich wie folgt zusammen: 1. Vorsitzendem Willy Bergmann, 2. Vorsitzender Simon Hafenecker, Schriftführer Siegfried Pachulski, Kassier Toni Pokoj, Beisitzer Emil Ebert, Walter Ebert, Emil Dinkel, Ottmar May, Fritz von Sichart, Peter Thomann, Klaus Vierbücher, Erich Wolfschmidt, Helmut Zwosta sowie Geschäftsführer Reinhard Soutschek, Vertreter des Stadtrats Wilfried Mölter.

Weitere Aufgabe des neuen Dachverbandes, dem sich gleich zu Beginn 67 Vereine und Einzelpersonen anschlossen (aktuell sind es übrigens 107): den Stadtrat bei der vergabe von Vereins-Fördermitteln zu beraten. Noch heute erstellt der Kulturring dem städtischen Gremium hierfür eine Vorschlagsliste.

Noch heute gibt es auch die Bunten Abende, die zum 9. Februar 1974 zum ersten Mal stattfinden. Das Motto: „Ebern als unterfränkische Fremdenverkehrsmetropole“. Schon damals ist das Thema „Stadthalle“ ein heißes Eisen, Veranstaltungsort wird das damals nigelnagelneue Gymnasium – Schulleiter Klaus Vierbücher, Vorstandsmitglied im Kulturring – sei Dank. Die Schulbühne bleibt für viele folgende Jahre die geeignete Bütt.

Im November 1974 verstirbt überraschend Vorstand Willy Bergmann – Geschäftsführer Reinhard Soutschek springt ein, bis im Oktober 1975 Neuwahlen anstehen und Klaus Vierbücher übernimmt. Es folgen weitere Veranstaltungshöhepunkte im Eberner Terminkalender: ein Ballettabend mit Ballerinas aus Pierrelatte und die erste Eberner Festwoche mit Bierzelt und Blasmusik 1976, natürlich dann die Beteiligung am ersten Eberner Altstadtfest samt historischem Festumzug 1980, in den späten 1980er-Jahren dann die herausragenden Vereinsehrenabende, an denen verdiente Sportler geehrt wurden, gemeinsam mit der Neuen Presse. Und immer wieder: Fasching.

1981 löst Paul Fuchs als neuer Vorsitzender Klaus Vierbücher ab, es gibt bald einen eigenen Wagen für den Kulturring beim Faschingszug – und der Ruf nach einer städtischen Veranstaltungshalle wird immer lauter. 1997 gibt es den ersten Tag der Vereine, der ausgerechnet im Jubiläumsjahr heuer ausfallen musste, weil er buchstäblich ins Wasser gefallen war. Apropos ausfallen: Bis Corona hatten die Faschingsveranstaltungen in jedem einzelnen Jahr stattfinden können, nur 1991 gebot der Golfkrieg eine Pause.

2002 endet dann eine Ära, und eine neue beginnt: Paul Fuchs tritt nach 21 Jahren an der Spitze ab, neuer Vorsitzender wird Eberhard Wohl. Bis 2016 steht er nicht nur dem Kulturring vor, sondern auch weiterhin bei den Bunten Abenden als Moderator auf der Bühne. Als er beides niederlegt, hat er stolze 32 Jahre in der Kulturringsvorstandschaft auf dem Buckel.

Danach wird manches anders. Neben der Organisation betrifft dies auch das Durchschnittsalter: Viele Junge schließen sich dem Vorstandsgremium an. Ansonsten bleiben die ursprünglichen Aufgaben erhalten, wie Walter Ullrich, seit 2016 erster Vorsitzender, erklärt: „Der Kulturring macht heute im Großen und Ganzen dasselbe wie vor 50 Jahren.“ Heute werde es aber immer schwieriger, den Vereinen als Dachverband noch etwas zu bieten, wie er sagt. Vor 50 Jahren, da war es der Fasching, der als Neuerung die Menschen anzog und begeisterte. Immerhin hat man sich den Tag der Vereine erhalten, der im Übrigen im Frühjahr 2023 nachgeholt werden soll. Und auch die Faschingsplanungen für den 11.11. laufen vorsichtig wieder an. „Es gibt schon ein grobes Motto“, verrät Walter Ullrich. Nach zwei veranstaltungslosen Jahren sei es aber gar nicht so einfach, wieder Mitwirkende zu gewinnen. Auch beim Faschingszug soll es einen Neustart geben.

Generell sei es heute schwieriger als früher, alle Vereine an einen Tisch zu bekommen. „Viele Vereine sind auch nur stumme Mitglieder“, formuliert es Walter Ullrich, der die Leidenschaft und Begeisterung der Anfangsjahre etwas vermisst. Auch bei der Stadt. Heute muss man eben schon etwas bieten, um in der Flut der Veranstaltungen im Jahreslauf bestehen zu können. Doch manchmal reichen auch die kleinen Ereignisse, auf die sich die Menschen freuen. Wie beispielsweise den Glühweinstand, der auch in diesem Jahr wieder unter dem Kulturringsdach für rote Nasen und glückliche Gesichter sorgen soll.