Kundgebung in Coburg Auf die Straße für die Linden

Gut 60 Menschen demonstrieren am Montagabend an der Bamberger Straße gegen Pläne der Firma Brose, acht alte Bäume umzupflanzen. Der Bund Naturschutz spricht von einem „ökologischen Desaster“.

 
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Es war eine Montagsdemonstration der etwas anderen Art: Gut 60 Menschen haben am frühen Abend an der Bamberger Straße für den Erhalt von acht alten Linden protestiert – und damit gegen Pläne der Firma Brose, diese umzupflanzen. Hinter der Kundgebung standen die Coburger Altstadtfreunde, der Bund Naturschutz (BN), die Grünen sowie Fridays for future.

Um was es bei der Angelegenheit im Detail geht: Die fraglichen Bäume in der Südstadt sollen Hainbuchen weichen, die der Automobilzulieferer im Zuge seines Ausbauprogramms an seinem Stammsitz in der Vestestadt anpflanzen will. Weshalb? Weil diese, so die Argumentation von Brose, anders als die Linden zum äußeren Erscheinungsbild (Stichwort: Corporate Identity) passen, das das Unternehmen weltweit an seinen Standorten umsetzt. Ende Juni hatte der Coburger Stadtrat mit 25 zu sechs Stimmen grünes Licht gegeben für das Konzept des Automobilzulieferers. Bereits zu diesem Zeitpunkt hatten sich jedoch unter anderem der Bund Naturschutz und die Grünen für einen Erhalt der alten Bäume eingesetzt.

„Verantwortungslos und kurzsichtig“

„Wir wollen klarmachen, dass die Rechte eines Unternehmens nicht anders gesehen werden dürfen als die Rechte der anderen Bürger“ – dies hatte Dorothea Weiß vom hiesigen Bund Naturschutz unserer Zeitung im Vorfeld der Demo erklärt. Während die Stadt mit einer Freiflächengestaltungssatzung festlegt, dass Privatleute viel Grün schaffen müssen in Coburg und keine Steingärten anlegen dürfen, werde bei der Firma Brose mit einem anderen Maßstab gemessen, so Weiß. Die acht Linden seien eigentlich durch die städtische Baumschutzverordnung geschützt. Darüber hinaus meldete sie Bedenken an hinsichtlich des ökologischen Nutzens der angedachten Hainbuchen, die regelmäßig in Kegelform geschnitten werden sollen.

Damit zurück zum Montagabend – und wiederum zu Dorothea Weiß, die auf der Kundgebung von einem „ökologischen Desaster“ sprach; derweil vor ihren Augen ein Brose-Angestellter nach dem nächsten den Heimweg antrat. „Das Fällen und sinnfreie Verpflanzen von gesunden Bäumen“, so die Frau vom BN, „ist verantwortungslos und kurzsichtig.“ Christa Minier, Vorsitzende der Altstadtfreunde, nahm in ihrem Redebeitrag die Sicht der Linden ein, sie sagte unter anderem: „Wir wissen, dass eine Verpflanzung aufgrund unseres stattlichen Alters für uns mit hohen Risiken verbunden ist.“

Die Stadtpolitik war in Person von Wolfgang Weiß ebenfalls anwesend. Die Position des Fraktionsvorsitzenden der Grünen im Stadtrat ließ sich auf einen Satz verdichten: „Klimarelevante und ökologische Kriterien sind mir um ein Vielfaches wichtiger als die Corporate Identity der Firma Brose Fahrzeugteile.“

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