Ladenbesitzer sauer Fahrradständer erregt die Gemüter

Nach jeder Menge Aufregung am Dienstag steht nun der neue Fahrradständer in der Ketschengasse näher am Marktplatz. Foto: Frank Wunderatsch

Geschäftsleute in der Ketschengasse kämpften um die Parkplätze vor ihrer Tür. Mit Erfolg. Der Stein des Anstoßes wurde nun ein Stück versetzt.

 
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Coburg - Am Dienstagmorgen traute Stefan Stirtzel seinen Augen nicht: Vor seinem Ladengeschäft in der Ketschengasse stellte die Stadt Coburg einen Fahrradständer auf. Er ist etwa acht Meter lang und blockiert eine Fläche, die bisher für zwei Parkplätze ausgewiesen war. „Ich bin fassungslos“, sagt Stirtzel, der beklagt, dass das Aufstellen des Radständers nicht mit den Geschäftsleuten in der Ketschengasse abgesprochen gewesen sei. Damit werde den Geschäften, die es in der Straße noch gibt, die Existenz weiter erschwert: seinem Unternehmen genauso wie der gegenüberliegenden Metzgerei. Die Parkplätze hätten unter anderem Kunden für schnelle Einkäufe genutzt. „Mit deren Wegnahme wird den Geschäften in der Innenstadt, die noch funktionieren, geschadet. Ich kann das nicht nachvollziehen, ich bin fassungslos“, sagt Stirtzel. Am Dienstagmorgen sprach er im Rathaus vor, sei aber mit seinem Anliegen, den Fahrradständer wieder zu entfernen, nicht durchgedrungen. „Hier in der Ketschengasse wird Unsinn verzapft“, so der Unternehmer.

Auch bei Ute Herr, Chefin der gegenüberliegenden Metzgerei, löst der Fahrradständer Aufregung aus. Sie erfuhr von dem Vorhaben ebenfalls erst, als die Monteure im Auftrag der Stadt am Dienstagmorgen anrückten. „Wir haben Ware, die frisch angeliefert wird. Das sind zum Teil schwere Kisten. Und der Lieferverkehr muss doch gewährt werden für die anliegenden Geschäfte“, meint sie und setzt hinzu: „Die können doch nicht alle unten am Albertsplatz parken.“ Auch manche ihrer Kunden hätten dort kurz geparkt, wenn sie bei ihr vor zehn Uhr Fleischplatten abholten, so die Geschäftsfrau.

Der Bereich, um den es geht, gehört zur Fußgängerzone. Hier dürfe ohnehin nur zum Be- und Entladen innerhalb eines genau festgelegten Zeitfensters kurz geparkt werden, wie Stefan Hinterleitner, persönlicher Mitarbeiter von Oberbürgermeister Dominik Sauerteig, auf NP-Anfrage informiert. Noch am Dienstagmorgen habe er sich mit Ute Herr und Stefan Stirtzel vor Ort getroffen und versucht, die Lage zu beruhigen. „Ich habe mich zunächst dafür entschuldigt, dass die Anlieger erst während der Montage von dem Fahrradständer erfahren haben. Der Oberbürgermeister und ich hätten uns gewünscht, dass bei solchen Entscheidungen die Anlieger im Voraus kontaktiert werden. Es ist immer besser, wenn man im Vorfeld mal miteinander redet. An dieser Stelle kann unsere Verwaltung noch besser werden“, so Stefan Hinterleitner.

Fest halte die Stadt jedoch an dem Plan, den Radständer in der Ketschengasse aufzustellen. „Es ist unsere klare Zielrichtung, dass wir Coburg fahrradfreundlicher machen wollen. Es ist eine gezielte Entscheidung, eine Grundsatzfrage“, stellt er klar. Noch vor Ort habe er den aufgeregten Ladenbesitzern zugesagt, über den Makrostandort noch einmal zu sprechen und die Angelegenheit zu prüfen. „Aber ganz sicher wird der Radständer in der Ketschengasse installiert werden, wir müssen nur noch schauen, vor welcher Hausnummer.“

Hintergrund der Entscheidung sei der Umstand, dass immer mehr Radfahrer in Coburg unterwegs seien. „Wir brauchen daher mehr vernünftige Abstellmöglichkeiten“, argumentiert Hinterleitner. Aufgestellt werde der Fahrradständer ohnehin nur während der Sommermonate. „Und das muss marktplatznah sein, damit Radfahrer zum Wochenmarkt können oder in ein Café“, betont er.

Eine Lösung zeichnete sich dann bereits gegen Dienstagmittag ab. „Das ging dann doch relativ schnell und einfach“, wie Hinterleitner berichtet. Die Einigung: Der Fahrradständer wird versetzt und wandert in Richtung Marktplatz. „Jetzt steht er dort direkt unterhalb des Torbogens, der zum Casimirianum führt. Und ich denke, damit sind jetzt auch alle Beteiligten einverstanden – und wir haben die Problematik von heute Morgen recht gut gelöst.“ Geschäftsinhaber Stefan Stirtzel ist damit einigermaßen zufrieden. „Ich kann jetzt nichts mehr dagegen sagen, der Radständer steht nicht mehr vor meiner Tür“, meint er und fügt hinzu: „Trotzdem ist es ein Irrsinn und ich finde, an anderer Stelle wäre der Radständer sinnvoller. So werden ja doch potenzielle Parkplätze weggenommen.“

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