Bamberg – Nur mit Glück ist ein Bankkunde in der Gemeinde Strullendorf einer schweren Explosion entgangen. Der Mann wollte in der Nacht zum Mittwoch gegen 3.15 Uhr im Ortsteil Leesten bei einer Filiale der Raiffeisenbank noch schnell Geld abheben. Zu diesem Zeitpunkt war der Geldautomat allerdings schon mit explosivem Gas aufgefüllt. Unbekannte Täter wollten ihn sprengen, um an die Bargeldbestände des Geräts zu kommen. Der Kunde bemerkte aber die technischen Vorrichtungen, die die Täter angebracht hatten und rief sofort bei der Polizei an.

Wenige Minuten später traf eine Streife der Polizeiinspektion Bamberg-Land ein, die den Verdacht bestätigte. Die Täter hatten das explosive Gas bereits in den Automaten eingefüllt. Offensichtlich nur weil sie gestört wurden, hatten sie die Explosion nicht ausgelöst. Feuerwehrleute mit Atemschutzausrüstung mussten die letzten Gasrückstände beseitigen, ehe Ermittler und Spurensicherer der Kripo Bamberg den Tatort in Augenschein nehmen konnten.

Wenig später gab es einen ersten Erfolg: Dank der sofort ausgelösten Großfahndung, bei der auch ein Polizeihubschrauber eingesetzt wurde, konnte noch innerhalb des Gemeindegebietes von Strullendorf ein Weißrusse festgenommen werden, den die Kripo für einen Tatverdächtigen hält. Nach weiteren möglichen Komplizen wird gefahndet.

Vor allem aber prüft die Kripo, ob es Zusammenhänge mit anderen, gleich gelagerten Fällen gibt, bei denen die Täter die Wände von Bankfilialen buchstäblich wackeln ließen. Die letzte Sprengung eines Geldautomaten ereignete sich erst am vergangenen Sonntag in Dittelsbrunn im Landkreis Schweinfurt. Auch dort war es eine Filiale einer VR-Bank, in die nachts explosives Gas eingeleitet und gezündet wurde. Bei der Explosion wurde nicht nur der Automat, sondern auch das Mobiliar der Filiale zertrümmert. Auch das Bankgebäude nahm erheblichen Schaden. Die Täter entkamen mit den Beständen des Automaten. Die Höhe der Beute bezifferte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Unterfranken gestern auf „einen höheren fünfstelligen Betrag“.

Vor allem am Untermain läuft die Serie der Sprengungen von Geldautomaten aber bereits länger. Binnen des letzten halben Jahres hat die Polizei allein im Landkreis Aschaffenburg drei vollendete und eine versuchte Sprengung registriert. Die Täter entkamen jeweils unerkannt mit hohen Bargeldsummen. Die Kripo geht hier von professionell arbeitenden Tätern aus.

Um ziemliche Amateure handelte es sich hingegen bei den Tätern, die im Januar 2011 unter anderem in Bad Steben im Landkreis Hof und in Bad Staffelstein im Landkreis Lichtenfels die Fahrkartenautomaten der dortigen Bahnhöfe gesprengt hatten, um an das Geld darin zu kommen. Wie sich später herausstellte, handelte sich dabei um vier Heranwachsende im Alter zwischen 19 und 21 Jahren aus dem Raum Leipzig, die sich die Anleitung für ihre Rohrbomben aus dem Internet heruntergeladen hatten. Das Material für die Sprengkörper hatten sie im Baumarkt eingekauft. Danach füllten sie die Bomben mit Pulver aus Silvesterböllern.

Ihre Beute, rund 19 000 Euro aus zwölf gesprengten Automaten, verjubelten sie auf Partys, wo sie auch noch mit den Taten prahlten. Der Sachschaden allein in Bad Steben und Bad Staffelstein war doppelt so hoch. Das Amtsgericht Leipzig verurteilte drei der Täter zu Bewährungsstrafen, ein vierter erhielt eine Jugendstrafe von zwei Jahren und vier Monaten.