Herr Huber, in Bayern sollen in den nächsten Jahren 1000 bis 1500 neue Windräder gebaut werden. Immer stärker formiert sich jedoch Protest dagegen...
Die Bürger befürchten natürlich eine Beeinträchtigung des Landschaftsbildes, haben andererseits auch Bedenken wegen einer möglichen Beeinträchtigung ihrer Lebensqualität durch Lärm, der von Windrädern ausgeht. Mit dem Windenergie-Erlass, den es seit 20. Dezember gibt, wird deutlich, welche Vorgaben eingehalten werden müssen, damit die zu berücksichtigenden Belange geschützt sind. Zudem werden Anreize gesetzt, die Anlagen möglichst weit weg von Wohnbebauung zu errichten. Die jetzt vorgestellte „Gebietskulisse für Windkraftanlagen zur Umweltplanungshilfe für Kommunen“ berücksichtigt zum einen die Windgeschwindigkeit, zum anderen aber zum Beispiel auch die Schutzzonen von Wasser-, Natur-, Vogel- und Landschaftsschutz und die Abstände zur Wohnbebauung. Wenn man alle diese Bereiche von einer Bayern-Karte abzieht, bleiben etwa zwei Prozent der Landesfläche übrig, auf denen der Bau von Windkraftanlagen voraussichtlich möglich ist. Um 1500 Windkraftanlagen zu errichten, ist nur eine Fläche von 0,2 Prozent der Landesfläche erforderlich. Man sieht also: Alleine mit diesen Flächen, die als konfliktarm zu erwarten sind, hat man bereits das Zehnfache der Flächen definiert, die man braucht.
Was sagen Sie Umweltschützern, die erst gegen die Atomkraft demonstrierten und jetzt oft auch gegen den Ausbau der erneuerbaren Energien sind?
Ich habe Verständnis, wenn es um echte Schutzziele geht. Wir werden beim Ausbau der regenerativen Energien sehr darauf achten, die notwendigen Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Das gilt für die Wasserkraft genauso wie für die Windenergie. Aber: Überzogene Forderungen blockieren die Energiewende. Und dafür habe ich wenig Verständnis.
Immer öfter werden Windturbinen in den Leerlauf geschaltet, weil das Netz den umweltfreundlichen Strom gar nicht mehr aufnehmen kann. Wie schafft man den schnellen Umbau auf eine dezentrale Struktur?
Eines der wichtigsten Themen der Energiewende, das in den nächsten Jahren umzusetzen sein wird, sind Maßnahmen, um die Diskontinuität einzelner regenerativer Energien auszugleichen. Wind weht nicht immer, die Sonne scheint nur bei Tag - und die Stromverbrauchsspitzen decken sich oftmals nicht mit den Erzeugungsspitzen. Andererseits müssen bei Verbrauchsspitzen zurzeit andere Stromquellen beziehungsweise auch ausländische Erzeuger herangezogen werden. Um dies zukünftig zu vermeiden, ist eine Reihe von Gegenmaßnahmen einzuleiten, die die Grundlastfähigkeit der regenerativen Energien sicherstellt. Dazu gehören Speicherungsformen, wie Pumpspeicherkraftwerke oder chemische Speicherformen. Oder auch, dass man Kraftwerke, die nicht ständig laufen müssen, gezielt einsetzt, wenn Stromdefizite bestehen. Das können Gaskraftwerke sein, aber auch die vorhandenen Biogasanlagen, die - bei ausreichender Speicherkapazität für das Gas - auch azyklisch in die Stromlücken einspeisen können.
Wäre nicht Hochfranken mit seiner im bayernweiten Vergleich bereits recht intensiven Nutzung von Windenergie prädestiniert für eine „Smart Grid“-Modellregion, also für die neuen intelligenten Stromnetze?
Wir haben bereits ein Modellprojekt in Arzberg und Hof: „Smart Grid City“ ist dotiert mit sieben Millionen Euro. Damit wollen wir - in einem echten Stromnetz einer Stadt - genau die Versorgungssituation der diskontinuierlichen Stromerzeugung über Fotovoltaik erforschen. Die bei diesem Projekt gewonnenen Erkenntnisse sollen dann auf ganz Bayern ausgeweitet werden.
Nach Ihrer Ansicht gehört Fotovoltaik auf die Dächer und nicht auf Bayerns Felder. Wie können Sie die Entwicklung in diese Richtung lenken?
Diese Entscheidung wurde vom Deutschen Bundestag gefällt und ist begründet darin, dass man wertvolle Böden, die für die Erzeugung von Nahrung und Energiepflanzen notwendig sind, so lange nicht überdecken sollte, so lange ausreichend andere Flächen zur Verfügung stehen, die sich zur Fotovoltaik-Installation eignen. Es gibt zum Beispiel Hallendächer, die für Fotovoltaik-Anlagen geeignet sind, deren Besitzer aber nicht in diese Energieerzeugung investieren möchten. Diese Flächen sollen anderen zur Verfügung gestellt werden können, die gerne Fotovoltaik-Anlagen errichten wollen. Dazu werden wir heuer eine Solarflächeninformationsbörse einrichten, die im Energie-Atlas Angebot und Nachfrage zusammen bringen soll. Gleichermaßen gibt es sicher noch Flächen, zum Beispiel in Ost-West-Richtung verlaufende Autobahntrassen, an denen nord-süd-geneigte Wälle zur Verfügung stehen, um Fotovoltaik zu installieren, gleiches gilt für Lärmschutzwände von Bahnanlagen und viele andere Flächen.
Geothermie war eben in Hof Ihr Thema. Ist das auch in Oberfranken ein praktikables Konzept?
Gerade hier sind die Voraussetzungen zumeist günstig. Es ist für mich eine wichtige Angelegenheit, diese Technologie als Teil des Energie-Mixes in Bayern voranzutreiben. Es geht ja nicht nur um Erzeugung regenerativen Stromes. Wir müssen uns ja auch um die Wärme kümmern. Dabei ist es für uns wichtig, auch hier von den fossilen Brennstoffen wegzukommen und die regenerativen Energieformen voranzubringen. Neben der Energiewende wollen wir ja unsere ehrgeizigen Ziele der CO2-Minderung wegen des globalen Klimawandels nicht aus den Augen verlieren. Erklärtes Ziel ist es, bis 2020 deutlich unter sechs Tonnen CO2-Ausstoß pro Bürger und Jahr zu kommen, bis 2030 sogar unter fünf Tonnen.
Der frühere Kohlestrom-Standort Arzberg hofft auf ein neues Gaskraftwerk. Wie realistisch ist diese Hoffnung?
Wir brauchen, um die Grundlastfähigkeit herzustellen, Gaskraftwerke in einer geringeren Dimension als der installierten Leistung der Kernkraft, etwa 3000 bis 4000 Megawatt. Diese Kapazität könnten wir mit zwei großen oder fünf kleineren Gaskraftwerken abdecken. Wir sind derzeit auf der Suche nach interessierten Investoren und müssen gleichzeitig überlegen, welche Standorte sich hierfür besonders eignen. Die Stadt Arzberg kann mit dem Argument, von der früheren Stromerzeugung aus Braunkohle bereits ein Leitungsnetz zu haben, das eine größere Kraftwerksanlage vorsieht, durchaus punkten. Insofern ist Arzberg ein attraktiver Standort. Das muss aber noch genau geprüft werden, da sich schon zehn Kommunen als Standort für solche Gaskraftwerke in Bayern beworben haben.
Gaskraftwerke sollen helfen, den Wegfall des Atomstroms zu kompensieren. Aber mit der Schließung der Kernkraftwerke sind nicht alle Probleme gelöst. Der radioaktive Müll muss über Jahrhunderttausende sicher gelagert werden. Es heißt, auch im Fichtelgebirge wird geprüft, ob hier ein Endlager entstehen könnte.
Unsere Generation ist - nachdem wir den Nutzen der Kernkraft genossen haben - auch verpflichtet, dafür zu sorgen, dass der Müll sicher entsorgt wird. Rot-Grün hat durch das Moratorium die Erkundung des Salzstocks in Gorleben zehn Jahre gestoppt. Die Hausaufgaben sind also nicht gemacht. Aus diesem Grund haben sich die Länder darauf geeinigt, einen nationalen gesamtgesellschaftlichen Konsens anzustreben, und zwar mit einer „weißen Landkarte“. Dabei kommt es ausschließlich auf geologische Aspekte an. Hierbei geht es darum, geologisch geeignete Formationen zu finden, in denen eine sichere Lagerung für eine Million Jahre zu erwarten ist. Diese sind mächtige Tonvorkommen, große Salzstöcke und Granitformationen. Betrachten wir die bayerischen Verhältnisse. Tonvorkommen sind bei uns nur sehr dünn. Sie kommen wahrscheinlich nicht infrage. Unsere Salzvorkommen haben eine Blattstruktur, sind also keine mächtigen geschlossenen Salzstöcke wie Gorleben einer ist.
Und der Granit, etwa im Fichtelgebirge?
Die Granitvorkommen in ganz Süddeutschland, also Bayerischer Wald, Pfälzer Wald oder Fichtelgebirge, haben eine noch hohe geologische Aktivität. Es ist zudem eine bekannte Tatsache, dass sie jetzt schon sehr zerklüftet sind. Sie werden sich wohl für solche Lager nicht eignen. In Skandinavien gibt es große, alte Granitblöcke, von großer Mächtigkeit und mit einer sehr homogenen Struktur, dort lässt sich ein Endlager gut einrichten. In geologischen Formationen des kristallinen Gesteins wie hier im Fichtelgebirge ist die Eignung nicht vorhanden.
Gerade bei den derzeit herrschenden Wetterlagen mit Kälte und Ostwind litt Nordostbayern lange unter dem „Katzendreckgestank“ aus dem westböhmischen Braunkohlerevier. Wie sieht es um unsere Luftqualität heute aus?
Die objektiven Parameter sind gut, die Schwefelverbindungen in der Luft sind seltener geworden, die Zahl der Beschwerden ist deutlich zurückgegangen. Weil wir über intensive Verhandlungen mit den tschechischen Behörden darauf eingewirkt haben, dass umfassende Maßnahmen zur Verbesserung der Emissionen der Produktionsstätte durchgeführt wurden. Die Behörden in Bayern und Böhmen sind darüber hinaus ständig in engem Kontakt. Zur Luftqualität gehört aber auch der Feinstaub, und auch hier sind die Parameter in Oberfranken sehr günstig. In den Jahren 2004 bis 2006 gab es zwar in Bayreuth an einer viel befahrenen Straße Grenzwertüberschreitungen. Seither hat sich die Feinstaub-Belastung dort - wie im gesamten übrigen Oberfranken weiter verbessert und Grenzwertüberschreitungen sind nicht mehr aufgetreten. Das Gespräch führte Rainer Maier
ZUR PERSON
Seit 3. November 2011 ist der vor ein paar Tagen 54 Jahre alt gewordene CSU-Politiker Dr. Marcel Huber in Bayern Minister für Umwelt und Gesundheit. Der aus Ampfing stammende Tierarzt, verheiratet und Vater von drei Kindern, kam 2003 erstmals in den Landtag. Bei seiner Wiederwahl 2008 erreichte er mit 54,1 Prozent das landesweit beste Erststimmen-Ergebnis. Von 2007 an war er Staatssekretär, erst im Umwelt-, dann im Kultusministerium und schließlich seit März 2011 als Leiter der Bayerischen Staatskanzlei.
Die Bürger befürchten natürlich eine Beeinträchtigung des Landschaftsbildes, haben andererseits auch Bedenken wegen einer möglichen Beeinträchtigung ihrer Lebensqualität durch Lärm, der von Windrädern ausgeht. Mit dem Windenergie-Erlass, den es seit 20. Dezember gibt, wird deutlich, welche Vorgaben eingehalten werden müssen, damit die zu berücksichtigenden Belange geschützt sind. Zudem werden Anreize gesetzt, die Anlagen möglichst weit weg von Wohnbebauung zu errichten. Die jetzt vorgestellte „Gebietskulisse für Windkraftanlagen zur Umweltplanungshilfe für Kommunen“ berücksichtigt zum einen die Windgeschwindigkeit, zum anderen aber zum Beispiel auch die Schutzzonen von Wasser-, Natur-, Vogel- und Landschaftsschutz und die Abstände zur Wohnbebauung. Wenn man alle diese Bereiche von einer Bayern-Karte abzieht, bleiben etwa zwei Prozent der Landesfläche übrig, auf denen der Bau von Windkraftanlagen voraussichtlich möglich ist. Um 1500 Windkraftanlagen zu errichten, ist nur eine Fläche von 0,2 Prozent der Landesfläche erforderlich. Man sieht also: Alleine mit diesen Flächen, die als konfliktarm zu erwarten sind, hat man bereits das Zehnfache der Flächen definiert, die man braucht.
Was sagen Sie Umweltschützern, die erst gegen die Atomkraft demonstrierten und jetzt oft auch gegen den Ausbau der erneuerbaren Energien sind?
Ich habe Verständnis, wenn es um echte Schutzziele geht. Wir werden beim Ausbau der regenerativen Energien sehr darauf achten, die notwendigen Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Das gilt für die Wasserkraft genauso wie für die Windenergie. Aber: Überzogene Forderungen blockieren die Energiewende. Und dafür habe ich wenig Verständnis.
Immer öfter werden Windturbinen in den Leerlauf geschaltet, weil das Netz den umweltfreundlichen Strom gar nicht mehr aufnehmen kann. Wie schafft man den schnellen Umbau auf eine dezentrale Struktur?
Eines der wichtigsten Themen der Energiewende, das in den nächsten Jahren umzusetzen sein wird, sind Maßnahmen, um die Diskontinuität einzelner regenerativer Energien auszugleichen. Wind weht nicht immer, die Sonne scheint nur bei Tag - und die Stromverbrauchsspitzen decken sich oftmals nicht mit den Erzeugungsspitzen. Andererseits müssen bei Verbrauchsspitzen zurzeit andere Stromquellen beziehungsweise auch ausländische Erzeuger herangezogen werden. Um dies zukünftig zu vermeiden, ist eine Reihe von Gegenmaßnahmen einzuleiten, die die Grundlastfähigkeit der regenerativen Energien sicherstellt. Dazu gehören Speicherungsformen, wie Pumpspeicherkraftwerke oder chemische Speicherformen. Oder auch, dass man Kraftwerke, die nicht ständig laufen müssen, gezielt einsetzt, wenn Stromdefizite bestehen. Das können Gaskraftwerke sein, aber auch die vorhandenen Biogasanlagen, die - bei ausreichender Speicherkapazität für das Gas - auch azyklisch in die Stromlücken einspeisen können.
Wäre nicht Hochfranken mit seiner im bayernweiten Vergleich bereits recht intensiven Nutzung von Windenergie prädestiniert für eine „Smart Grid“-Modellregion, also für die neuen intelligenten Stromnetze?
Wir haben bereits ein Modellprojekt in Arzberg und Hof: „Smart Grid City“ ist dotiert mit sieben Millionen Euro. Damit wollen wir - in einem echten Stromnetz einer Stadt - genau die Versorgungssituation der diskontinuierlichen Stromerzeugung über Fotovoltaik erforschen. Die bei diesem Projekt gewonnenen Erkenntnisse sollen dann auf ganz Bayern ausgeweitet werden.
Nach Ihrer Ansicht gehört Fotovoltaik auf die Dächer und nicht auf Bayerns Felder. Wie können Sie die Entwicklung in diese Richtung lenken?
Diese Entscheidung wurde vom Deutschen Bundestag gefällt und ist begründet darin, dass man wertvolle Böden, die für die Erzeugung von Nahrung und Energiepflanzen notwendig sind, so lange nicht überdecken sollte, so lange ausreichend andere Flächen zur Verfügung stehen, die sich zur Fotovoltaik-Installation eignen. Es gibt zum Beispiel Hallendächer, die für Fotovoltaik-Anlagen geeignet sind, deren Besitzer aber nicht in diese Energieerzeugung investieren möchten. Diese Flächen sollen anderen zur Verfügung gestellt werden können, die gerne Fotovoltaik-Anlagen errichten wollen. Dazu werden wir heuer eine Solarflächeninformationsbörse einrichten, die im Energie-Atlas Angebot und Nachfrage zusammen bringen soll. Gleichermaßen gibt es sicher noch Flächen, zum Beispiel in Ost-West-Richtung verlaufende Autobahntrassen, an denen nord-süd-geneigte Wälle zur Verfügung stehen, um Fotovoltaik zu installieren, gleiches gilt für Lärmschutzwände von Bahnanlagen und viele andere Flächen.
Geothermie war eben in Hof Ihr Thema. Ist das auch in Oberfranken ein praktikables Konzept?
Gerade hier sind die Voraussetzungen zumeist günstig. Es ist für mich eine wichtige Angelegenheit, diese Technologie als Teil des Energie-Mixes in Bayern voranzutreiben. Es geht ja nicht nur um Erzeugung regenerativen Stromes. Wir müssen uns ja auch um die Wärme kümmern. Dabei ist es für uns wichtig, auch hier von den fossilen Brennstoffen wegzukommen und die regenerativen Energieformen voranzubringen. Neben der Energiewende wollen wir ja unsere ehrgeizigen Ziele der CO2-Minderung wegen des globalen Klimawandels nicht aus den Augen verlieren. Erklärtes Ziel ist es, bis 2020 deutlich unter sechs Tonnen CO2-Ausstoß pro Bürger und Jahr zu kommen, bis 2030 sogar unter fünf Tonnen.
Der frühere Kohlestrom-Standort Arzberg hofft auf ein neues Gaskraftwerk. Wie realistisch ist diese Hoffnung?
Wir brauchen, um die Grundlastfähigkeit herzustellen, Gaskraftwerke in einer geringeren Dimension als der installierten Leistung der Kernkraft, etwa 3000 bis 4000 Megawatt. Diese Kapazität könnten wir mit zwei großen oder fünf kleineren Gaskraftwerken abdecken. Wir sind derzeit auf der Suche nach interessierten Investoren und müssen gleichzeitig überlegen, welche Standorte sich hierfür besonders eignen. Die Stadt Arzberg kann mit dem Argument, von der früheren Stromerzeugung aus Braunkohle bereits ein Leitungsnetz zu haben, das eine größere Kraftwerksanlage vorsieht, durchaus punkten. Insofern ist Arzberg ein attraktiver Standort. Das muss aber noch genau geprüft werden, da sich schon zehn Kommunen als Standort für solche Gaskraftwerke in Bayern beworben haben.
Gaskraftwerke sollen helfen, den Wegfall des Atomstroms zu kompensieren. Aber mit der Schließung der Kernkraftwerke sind nicht alle Probleme gelöst. Der radioaktive Müll muss über Jahrhunderttausende sicher gelagert werden. Es heißt, auch im Fichtelgebirge wird geprüft, ob hier ein Endlager entstehen könnte.
Unsere Generation ist - nachdem wir den Nutzen der Kernkraft genossen haben - auch verpflichtet, dafür zu sorgen, dass der Müll sicher entsorgt wird. Rot-Grün hat durch das Moratorium die Erkundung des Salzstocks in Gorleben zehn Jahre gestoppt. Die Hausaufgaben sind also nicht gemacht. Aus diesem Grund haben sich die Länder darauf geeinigt, einen nationalen gesamtgesellschaftlichen Konsens anzustreben, und zwar mit einer „weißen Landkarte“. Dabei kommt es ausschließlich auf geologische Aspekte an. Hierbei geht es darum, geologisch geeignete Formationen zu finden, in denen eine sichere Lagerung für eine Million Jahre zu erwarten ist. Diese sind mächtige Tonvorkommen, große Salzstöcke und Granitformationen. Betrachten wir die bayerischen Verhältnisse. Tonvorkommen sind bei uns nur sehr dünn. Sie kommen wahrscheinlich nicht infrage. Unsere Salzvorkommen haben eine Blattstruktur, sind also keine mächtigen geschlossenen Salzstöcke wie Gorleben einer ist.
Und der Granit, etwa im Fichtelgebirge?
Die Granitvorkommen in ganz Süddeutschland, also Bayerischer Wald, Pfälzer Wald oder Fichtelgebirge, haben eine noch hohe geologische Aktivität. Es ist zudem eine bekannte Tatsache, dass sie jetzt schon sehr zerklüftet sind. Sie werden sich wohl für solche Lager nicht eignen. In Skandinavien gibt es große, alte Granitblöcke, von großer Mächtigkeit und mit einer sehr homogenen Struktur, dort lässt sich ein Endlager gut einrichten. In geologischen Formationen des kristallinen Gesteins wie hier im Fichtelgebirge ist die Eignung nicht vorhanden.
Gerade bei den derzeit herrschenden Wetterlagen mit Kälte und Ostwind litt Nordostbayern lange unter dem „Katzendreckgestank“ aus dem westböhmischen Braunkohlerevier. Wie sieht es um unsere Luftqualität heute aus?
Die objektiven Parameter sind gut, die Schwefelverbindungen in der Luft sind seltener geworden, die Zahl der Beschwerden ist deutlich zurückgegangen. Weil wir über intensive Verhandlungen mit den tschechischen Behörden darauf eingewirkt haben, dass umfassende Maßnahmen zur Verbesserung der Emissionen der Produktionsstätte durchgeführt wurden. Die Behörden in Bayern und Böhmen sind darüber hinaus ständig in engem Kontakt. Zur Luftqualität gehört aber auch der Feinstaub, und auch hier sind die Parameter in Oberfranken sehr günstig. In den Jahren 2004 bis 2006 gab es zwar in Bayreuth an einer viel befahrenen Straße Grenzwertüberschreitungen. Seither hat sich die Feinstaub-Belastung dort - wie im gesamten übrigen Oberfranken weiter verbessert und Grenzwertüberschreitungen sind nicht mehr aufgetreten. Das Gespräch führte Rainer Maier
ZUR PERSON
Seit 3. November 2011 ist der vor ein paar Tagen 54 Jahre alt gewordene CSU-Politiker Dr. Marcel Huber in Bayern Minister für Umwelt und Gesundheit. Der aus Ampfing stammende Tierarzt, verheiratet und Vater von drei Kindern, kam 2003 erstmals in den Landtag. Bei seiner Wiederwahl 2008 erreichte er mit 54,1 Prozent das landesweit beste Erststimmen-Ergebnis. Von 2007 an war er Staatssekretär, erst im Umwelt-, dann im Kultusministerium und schließlich seit März 2011 als Leiter der Bayerischen Staatskanzlei.