Hamburg (dpa) – Tränen, Wutausbrüche und empörtes Umwerfen sämtlicher Spielfiguren? Beim „Kinderspiel des Jahres 2014“ dürfte es etwas harmonischer zugehen – aber deshalb keineswegs langweilig, meinen die Juroren. „Geister, Geister, Schatzsuchmeister!“ hat diesmal das Rennen um den Titel gemacht. Ein Brettspiel, in dem die Schatzsucher nach Juwelen Ausschau halten, aber immer wieder auf Geister treffen.

Hat man beim Würfeln Pech, tauchen immer mehr der unerwünschten Gespenster auf – sind es zu viele, ist das Spiel vorbei. „Keine Angst, mit Teamwork schafft man alles – und wenn es noch so gruselig zugeht“, lobte Sabine Koppelberg von der Jury am Montag bei der Verleihung des Kritikerpreises in Hamburg.

Dem Gruselhaus rechtzeitig zu entkommen, gilt es. Die Juwelen steckt man der Spielfigur in den Rucksack, was der achtjährigen Mia ebenso gut gefiel wie die „bunt gestalteten“ Karten – „und dass es auch gruselig ist“. Allzu finster aber dürfte es trotz der kleinen Spukgestalten auch nicht werden, wenn auf mancher Spielkarte, mit der man sich die kleinen Spukgestalten einhandeln kann, einer von ihnen sogar lustig auf Toilette sitzt.

„Dieses Spiel spielt man im Team, das finde ich sehr gut“, sagte Mias Klassenkamerad Antoni. Beide gehörten zu den sechs Schülern, die bei der Vergabe die drei Finalisten vorstellen durften.

Der Sieger konkurrierte in der Endrunde mit einer dicken Katze, die Rennautos jagt („Flizz & Miez“) und Knappen, die im mittelalterlichen Abenteuer zum Ritter geschlagen werden wollen („Richard Ritterschlag“).

Daneben veröffentlichten die Veranstalter eine Empfehlungsliste mit sieben weiteren Kinderspielen. Rund 150 neue Angebote hatten die Juroren unter die Lupe genommen und gemeinsam mit Kindern in Familien, Kindergärten und in Schulen getestet. Eine große Vielfalt hätten sie dabei feststellen können, berichtete Koordinatorin Koppelberg. „Insbesondere für das Alter ab fünf, sechs Jahren findet man für jeden Spieler-Typ den passenden Spiele-Typ.“
Verliehen wird die undotierte Auszeichnung von einem Verein, der seit 1978 das „Spiel des Jahres“ und seit 2001 eben auch das „Kinderspiel des Jahres“ auswählt. Die letztlich zehn – von der Jury aus Fachjournalisten empfohlenen – Kinderspiele ragten heraus aus dem Angebot, fesselten und regten die jungen Spieler an, bereiteten aber auch ihren Eltern Spaß, erklärte Koppenberg – und das alles „ohne den pädagogischen Zeigefinger“. Man wolle kein „Lernspiel“ auszeichnen, sondern gute Spieletipps geben. Schön am Gesellschaftsspiel sei ja, dass Kinder gar nicht merkten, wie sie dabei fürs Leben lernen.
Der Kinderspielpreis – am 14. Juli präsentiert der Verein in Berlin das „Spiel des Jahres“ – soll Familien und Erzieher auf besondere Neuheiten aufmerksam machen und ihnen bei der Orientierung helfen. Neben einer originellen Spielidee gehören etwa verständliche Regeln, ansprechende Grafiken und stabiles Material zu den Kriterien der Tester.
Undotiert ist die Auszeichnung, aber bekannt und werbewirksam. Auf dem Vorjahressieger „Der verzauberte Turm“ etwa ist das blaue Signet nicht zu übersehen. Auch diesmal jubelten die Gewinner laut los, als Mia, Antoni und ihre vier Mitschüler im Saal des Atlantic-Hotels das Geheimnis gelüftet hatten.