Gleich zwei wichtige Ansätze gibt es nach Überzeugung von Dr. Helmut Bock, dem Kinderarzt am Klinikum Kulmbach, diesmal für die Weltstillwoche. Einmal die Covid 19-Thematik und auch "Fridays for future" spiele eine Rolle. "Stillen unterstützen für einen gesünderen Planeten" ist eine Schlagzeile, die laut Dr. Bock diesen Ansatz gut erklärt. Und da bringt der Kinderarzt auch das Thema Stillen in Zeiten der Corona-Pandemie ins Gespräch. "Da die Vorteile des Stillens überwiegen, sollen Mütter ihre Neugeborenen übrigens auch im Fall einer vermuteten oder bestätigten Corona-Infektion stillen." Dies empfehle die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Kinder haben demnach laut aktuellem Forschungsstand der WHO ein geringes Risiko, sich mit dem Corona-Virus anzustecken. Sie seien jedoch deutlich anfälliger für andere Krankheiten, wenn sie nicht gestillt werden. SARS-CoV-2 sei bisher nicht als Lebendvirus in Muttermilch nachgewiesen worden.
Dr. Bock ist mit seiner Ansicht keineswegs allein. "Auch und gerade in Zeiten von Corona gilt: Stillen wird für alle empfohlen." Das sagt die Nationale Stillkommission. Und auch die WHO vertritt die selbe Auffassung. In mehreren Studien sei Muttermilch auf das neue Coronavirus untersucht worden, ohne dass dieses nachgewiesen werden konnte. In wenigen Fällen sei jedoch Erbgut des Virus (Virus-RNA) in der Muttermilch gefunden worden. Allerdings habe es bislang keinen Hinweis gegeben, dass diese Virus-RNA aus der Muttermilch auch tatsächlich die Krankheit von der Mutter auf ihr Baby übertragen kann.
"Damit gibt es keinen Nachweis, dass die Gesundheit des Säuglings durch Stillen beeinträchtigt wird und keinen Anlass, von den derzeitigen Stillempfehlungen abzuweichen", schließt sich Dr. Bock den allgemeinen Empfehlungen an. Stillen bringe weiterhin zahlreiche Vorteile für Mutter und Kind mit sich. Muttermilch enthält beispielsweise viele Immunstoffe und stärke damit die Abwehrkräfte des Babys. Fachleute seien sich einig, dass auch in dieser Situation Neugeborene von den besonderen immunologischen Eigenschaften der Muttermilch profitieren. Die internationalen Empfehlungen zu einer potentiellen Mutter-Kind-Trennung bei gesicherter Infektion der Mutter seien derzeit uneinheitlich. Die meisten Fachgesellschaften empfehlen allerdings, dass das Kind gemeinsam mit der Mutter isoliert wird und im Rooming-In verbleibt. Besondere Hygiene-Maßnahmen seien dafür nötig, um das Kind nicht anzustecken: Mundschutz bei jedem Kontakt zum Kind sei unerlässlich, ebenso wie häufiges und gründliches Waschen der Hände. Auf einen Haut-zu-Haut-Kontakt zwischen Mutter und Kind müsse laut WHO allerdings nicht verzichtet werden. Das Motto dabei sei einfach: "Streicheln ja, Küssen nein."
Der Hintergrund für diese Empfehlung an Mütter: Corona wird durch Tröpfcheninfektionen übertragen. Virushaltige Tröpfchen aus dem Rachenraum oder dem Atmungstrakt gelangen beim Niesen, Husten oder Sprechen durch winzige Speichel-Tröpfchen an die Luft und werden anschließend von einem anderen Menschen eingeatmet oder aufgenommen.