Hof – Nach gescheiterten Tarifverhandlungen am Dienstag droht der Hofer Brauerei Scherdel der erste Streik seit über 175 Jahren. Bereits heute findet die Urabstimmung statt, bei der mindestens 75 Prozent der organisierten Belegschaft für den Arbeitskampf stimmen müssen.

Scherdel-Geschäftsführer Michael Krasser erklärte am Dienstagabend, „dass Verhandlungen über eine neue Entgeltregelung trotz eines vorzeitigen Angebots der Geschäftsleitung durch Sprecher der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG) ohne Erläuterungen abgebrochen wurden“. Scherdel hat demnach für 2008 pro Mitarbeiter monatlich 50 Euro netto rückwirkend zum 1. August und neue Verhandlungen für 2009 ab Oktober angeboten. Die Brauerei mit 64 Mitarbeitern gehört zur Kulmbacher Gruppe. Für Krasser ist die NGG-Reaktion „absolut unverständlich“, da durch überzogene Forderungen einzelner Gewerkschaftsvertreter der „großartige Sanierungsprozess“ leichtfertig in Frage gestellt werde.

NGG-Landesbezirksvorsitzender Hans Hartl nannte am Dienstagabend das Scherdel-Angebot auf Anfrage unserer Zeitung hingegen „eine reine Provokation“. Die Hofer Mitarbeiter verzichten laut Hartl seit langem auf Gehalt. Im Vergleich zum aktuellen Tarifvertrag würden die Brauer in Hof monatlich 460 Euro brutto weniger als ihre Kollegen in tarifgebundenen Unternehmen verdienen. Hartl bezeichnete die „gut organisierte“ Hofer Belegschaft als kampfbereit und machte klar, dass bereits am Donnerstag über den Streik entschieden wird.