Lima - Noch exakt zwei Stunden ehe mein Patenkind Shirley in Lima landet. Dann wird es die nächsten zwei Wochen ein wenig ruhig um mich - nicht für mich. Im Gegenteil. Jetzt ist Action pur angesagt. Nur zum Schreiben werde ich dann partout keine Zeit mehr haben. Denn wir haben allerhand zu tun und zu erleben in dem rund 30 Millionen Menschen zählenden Anden-Staat. Jetzt lasse ich die letzten Tage noch ein wenig sacken, um Luft und Platz im Kopf zu schaffen für Neues, die Erlebnisse zu sortieren und notieren, den Kühlschrank gut zu bestücken und der Dinge zu harren, die da kommen.
Die letzten Tage habe ich mich in jedwede Richtung in Lima treiben lassen. Einen Besuch wert ist auf jeden Fall das Osma-Museum, eine traumhaft renovierte Villa in dem Stadtteil, in dem ich wohne. Riesige alte Kirchen-Gemälde, herüber geschafft aus dem katholischen Europa. Heiligenfiguren und Skulpturen thronen in kunstvollen Räumen, an deren Stuckd ecken prachtvolle Lüster charmantes Licht verbreiten auf dem glänzend polierten Parkett. In der Silver Hall, in der mich gleich der Schüttelfrost packt angesichts der klimatisierten Räume, blitzt Silber in jeglicher Form - von der üppigen Blumenvase über mit Anhängern verziertes Besteck bis hin zum sicherlich mächtig schweren Sattel, der einstmals der Pferde Rücken schwer gescheuert haben muss.
Rosenthal-Vasen im Museums-Shop
Auf dem gleichen Gelände in dem weitläufigen Park, wo üppige Blüten feinen Duft verströmen und winzige Vögel hektisch von Kelch zu Kelch fliegen, um daraus zu naschen, liegt ein weiterer Ausstellungsraum. Hier zeigt der Künstler Pedro Caballero seine großflächigen Bilder, die überwiegend die Kleidung indigener Bevölkerungsgruppen zum Inhalt haben. Auf abstraktem Hintergrund wirken die Berge aus Stoff in der Tat realistisch, so, als würde man gleich in die grobe Struktur des Leinens greifen oder das Seil auseinander wirren können.
"Mate" heißt ein moderneres Museum, das gleich um die Ecke liegt. Hier hat Andy Warhol seine Visitenkarte hinterlassen. Und ich staune nicht schlecht, als ich im zum Museum gehörigen Shop edle Vasen von Rosenthal erspähe. Auf den ersten Blick erkannt, was nicht verwunderlich ist, zumal ich quasi ums Eck des feinen Porzellan-Herstellers lebe - so ich nicht auf Reisen bin. Mario Testino allerdings ist hier - im Museum - ein weit größerer Platz eingeräumt. Jenem einflussreichen Fotografen, der in Lima geboren ist, 1976 aber nach London auswanderte, um eine außergewöhnliche Karriere zu starten. Im "Mate" finden sich eine Menge Fotos aus seiner Hand, ob von Lady Diana, Kate Moss, Gisele Bündchen, Madonna oder Gwyneth Paltrow.
Am Tag nach meiner Museums-Tour stürze ich mich wieder ins Chaos, rein in den Bus und einfach aussteigen, wo das Leben tobt. Eigentlich überall. Kurzerhand steige ich in den nächsten Bus, bin wohl fünf Stationen zu weit gefahren. Wenn man einmal nicht auf die Schilder achtet, ist es schon um einen geschehen. Und aus der drangvollen Enge der Metropolitan, die von Süd nach Nord und umgekehrt unterwegs ist und die 16 Bezirke der Stadt abdeckt, muss man sich erstmal wieder heraus kämpfen.
Humanerer Umgang
Aber diese Verbindung ist wohl das modernste und in der Tat auch verbindendste, das es in der Millionen-Metropole Lima seit erst knapp vier Jahren gibt. Denn hinter der Schaffung dieser preiswerten Art der Fortbewegung liegt ein weit größerer sozialer Aspekt, als das man zunächst glauben mag. Das Ziel dieses modernen Systems war und ist es, die Lebensqualität der Bürger zu erhöhen, indem sie täglich Zeit sparen auf dem Weg zur und von der Arbeit, obendrein die Umwelt zu schützen, mehr Sicherheit zu genießen sowie eine humanere Behandlung. Dies betrifft vor allem den Umgang mit schwangeren Frauen oder jener mit Säuglingen auf dem Arm, mit Senioren und Menschen mit Behinderungen. Daher ist das Projekt der Metropolitan nicht nur aus Mitteln der Stadt Lima gestemmt worden. Die Finanzierung haben auch die Interamerikanische Entwicklungsbank sowie die Weltbank unterstützt. Mit Einführung dieses modernen Fortbewegungsmittels sind zudem zahlreiche Straßenzüge modernisiert worden. Denn im Gegensatz zum normal fließenden Verkehr bewegen sich die modernen Gelenkbusse auf eigenen Spuren und können auch bei Staus stets den Fahrplan einhalten.
Stolz ist man in Lima auf die Umweltverträglichkeit dieses Bus-Systems. Denn im Gegensatz zu Systemen, die in anderen Millionen-Städten Lateinamerikas im Einsatz sind, wird in Lima ausschließlich Erdgas verwendet, was zu einer Verringerung der Luftverschmutzung beiträgt, wie die Verkehrsbetriebe der Stadt stolz betonen. Es soll gar die einzige Busflotte weltweit sein, die zu 100 Prozent mit Erdgas fährt. Das wiederum vermag ich nicht zu beurteilen. Aber dadurch soll jährlich der Ausstoß von 185.000 Tonnen Kohlendioxid eingespart werden. Ein weiterer Beitrag zum Schutz der Umwelt ist der Einsatz der intelligenten Ampeln, die mit LED-Beleuchtung funktionieren und somit 90 Prozent des Stromverbrauchs einsparen. Das ökologische Ziel weiter verfolgend, ist entlang der Strecken, die die Metropolitan passiert, über 18.000 Blumen, Büsche und Bäume gepflanzt worden, die wiederum täglich von städtischen Arbeitern gepflegt werden.
Hinzu kommt, dass die Geschwindigkeit der Busse, die permanent überfüllt sind, automatisch kontrolliert ist. Man mag sich gar nicht ausmalen, wie das hier noch vor wenigen Jahren alles abgelaufen ist. Noch dazu während der unzähligen Baustellen, die ja für die Schaffung dieser kilometerlangen Linien notwendig waren. Auf den eigenen Spuren ist ein System aus intelligenten Ampeln im Einsatz, ohne mit dem normalen, meist stehenden Verkehr zu kollidieren. Dass hier überall Überwachungskameras und Sicherheitspersonal im Einsatz sind, versteht sich angesichts der hohen Kriminalität und der extremen Armut vieler Menschen, die somit in die Kriminalität getrieben werden, von selbst.
Hilfsbereite Menschen
Die Stationen der modernen Busse verfügen über eine moderne Architektur, ältere Menschen und Behinderte können mit Aufzügen und Rampen zu den ebenen Bushaltestellen gelangen, an denen sich die Fahrgäste in Reih und Glied anstellen - ohne zu drängeln. Auch Analphabeten können anhand der unübersehbaren Zeichen in den Bussen klar erkennen, dass sie Schwangeren, stillenden Müttern, Älteren und Behinderten ihren Sitzplatz überlassen sollen. Bisher habe ich nur Vorbildliches erlebt. Als mir einmal ein junger Typ einen Sitzplatz anbietet, ziehe ich es doch vor, stehen zu bleiben. Man kann sich unschwer vorstellen, in welche Kategorie ich wohl gehört haben könnte. Soviel vorweg: Ich bin nicht schwanger!
Intelligent ist das moderne Bus-System außerdem, wenn man Tickets ziehen muss. Zunächst kauft sich der Fahrgast eine elektronische Chipkarte oder leiht sich diese im Hotel - wie bei mir der Fall -, die dann immer wieder aufgeladen und aufs Neue verwendet wird. Man kann das Plastik-Ticket eigentlich wie eine Telefonkarte "betanken" und umgeht somit das lästige Anstehen an einem Schalter. Es sei denn, man muss die Karte gerade wieder aufladen. Aber auch das funktioniert weit unbürokratischer und längst nicht so kompliziert wie an deutschen Bahnkarten-Automaten.
Und Hilfsbereitschaft, die funktioniert hier auch überall: Ob man nach dem Weg fragt - am besten Frauen, die überlegen vorher, Männer schicken einen einfach irgendwohin, Hauptsache sie stehen nicht als Nichtwisser da-, oder auch nicht. So warnt mich eine Frau, als ich wieder einmal übermütig in einen gefährlichen Bezirk spazieren will. Wo ich schon mit der Free Walking Tour vor einigen Tagen unterwegs war, nämlich am Rio Rimac, sollte es eigentlich Warnung genug sein, dass vor der Brücke ein ordentliches Aufgebot an Panzerfahrzeugen steht und überall Polizei patrouilliert. Dennoch marschiere ich rüber über den etwas abgeschirmten Stadtteil jenseits des Rio. In der Tat: Von Touristen ist hier weit und breit keine Spur mehr. Merkwürdige Blicke folgen mir, ich nicke grüßend. Kann man ja nichts falsch machen, denke ich - mit leichtem Magengrummeln. Viel Geld habe ich nicht dabei. Das einzige Wertvolle wären Leo und meine Kamera. Da würde ich aber drum kämpfen. Zumindest um Leo, und um den Chip in der Kamera. Als ich nach der Kirche am Ende der Fußgängerzone Richtung Favela am Berg weiter laufen möchte, nimmt mich eine Frau am Arm: "Muy peligroso", warnt sie eindringlich - "sehr gefährlich" - und zeigt in die Straße, die ich anvisiere. Ich danke ihr und nehme die Warnung ernst, drehe um und gönne mir jenseits des kanalisierten Rio, der wohl die natürliche Sperre zwischen "Gut" und "Böse" darstellt, eine Chicha Morada.
Auf ins gemeinsame Abenteuer
Während ich diesen Bericht zu Ende schreibe, haben Shirley und ich längst den ersten Wein miteinander getrunken und den ersten gemeinsamen Blick auf die nächtliche Kulisse oberhalb der Klippen auf das leuchtende Kreuz und den gerade rosa schimmernden Jesus mit den ausgebreiteten Armen genossen. Jetzt heißt es erstmal, den Jetlag überwinden - ich natürlich nicht -, Berge von Geschenken - vieles federleicht oder glücklicherweise verzehr- und damit nicht belastbar - zu öffnen und zu verdauen. Und ab morgen - in Deutschland schon heute - stürze ich mich mit meinem Patenkind ins nächste Abenteuer. Leo ist auch schon ganz aufgeregt. Hasta pronto!
Die letzten Tage habe ich mich in jedwede Richtung in Lima treiben lassen. Einen Besuch wert ist auf jeden Fall das Osma-Museum, eine traumhaft renovierte Villa in dem Stadtteil, in dem ich wohne. Riesige alte Kirchen-Gemälde, herüber geschafft aus dem katholischen Europa. Heiligenfiguren und Skulpturen thronen in kunstvollen Räumen, an deren Stuckd ecken prachtvolle Lüster charmantes Licht verbreiten auf dem glänzend polierten Parkett. In der Silver Hall, in der mich gleich der Schüttelfrost packt angesichts der klimatisierten Räume, blitzt Silber in jeglicher Form - von der üppigen Blumenvase über mit Anhängern verziertes Besteck bis hin zum sicherlich mächtig schweren Sattel, der einstmals der Pferde Rücken schwer gescheuert haben muss.
Rosenthal-Vasen im Museums-Shop
Auf dem gleichen Gelände in dem weitläufigen Park, wo üppige Blüten feinen Duft verströmen und winzige Vögel hektisch von Kelch zu Kelch fliegen, um daraus zu naschen, liegt ein weiterer Ausstellungsraum. Hier zeigt der Künstler Pedro Caballero seine großflächigen Bilder, die überwiegend die Kleidung indigener Bevölkerungsgruppen zum Inhalt haben. Auf abstraktem Hintergrund wirken die Berge aus Stoff in der Tat realistisch, so, als würde man gleich in die grobe Struktur des Leinens greifen oder das Seil auseinander wirren können.
"Mate" heißt ein moderneres Museum, das gleich um die Ecke liegt. Hier hat Andy Warhol seine Visitenkarte hinterlassen. Und ich staune nicht schlecht, als ich im zum Museum gehörigen Shop edle Vasen von Rosenthal erspähe. Auf den ersten Blick erkannt, was nicht verwunderlich ist, zumal ich quasi ums Eck des feinen Porzellan-Herstellers lebe - so ich nicht auf Reisen bin. Mario Testino allerdings ist hier - im Museum - ein weit größerer Platz eingeräumt. Jenem einflussreichen Fotografen, der in Lima geboren ist, 1976 aber nach London auswanderte, um eine außergewöhnliche Karriere zu starten. Im "Mate" finden sich eine Menge Fotos aus seiner Hand, ob von Lady Diana, Kate Moss, Gisele Bündchen, Madonna oder Gwyneth Paltrow.
Am Tag nach meiner Museums-Tour stürze ich mich wieder ins Chaos, rein in den Bus und einfach aussteigen, wo das Leben tobt. Eigentlich überall. Kurzerhand steige ich in den nächsten Bus, bin wohl fünf Stationen zu weit gefahren. Wenn man einmal nicht auf die Schilder achtet, ist es schon um einen geschehen. Und aus der drangvollen Enge der Metropolitan, die von Süd nach Nord und umgekehrt unterwegs ist und die 16 Bezirke der Stadt abdeckt, muss man sich erstmal wieder heraus kämpfen.
Humanerer Umgang
Aber diese Verbindung ist wohl das modernste und in der Tat auch verbindendste, das es in der Millionen-Metropole Lima seit erst knapp vier Jahren gibt. Denn hinter der Schaffung dieser preiswerten Art der Fortbewegung liegt ein weit größerer sozialer Aspekt, als das man zunächst glauben mag. Das Ziel dieses modernen Systems war und ist es, die Lebensqualität der Bürger zu erhöhen, indem sie täglich Zeit sparen auf dem Weg zur und von der Arbeit, obendrein die Umwelt zu schützen, mehr Sicherheit zu genießen sowie eine humanere Behandlung. Dies betrifft vor allem den Umgang mit schwangeren Frauen oder jener mit Säuglingen auf dem Arm, mit Senioren und Menschen mit Behinderungen. Daher ist das Projekt der Metropolitan nicht nur aus Mitteln der Stadt Lima gestemmt worden. Die Finanzierung haben auch die Interamerikanische Entwicklungsbank sowie die Weltbank unterstützt. Mit Einführung dieses modernen Fortbewegungsmittels sind zudem zahlreiche Straßenzüge modernisiert worden. Denn im Gegensatz zum normal fließenden Verkehr bewegen sich die modernen Gelenkbusse auf eigenen Spuren und können auch bei Staus stets den Fahrplan einhalten.
Stolz ist man in Lima auf die Umweltverträglichkeit dieses Bus-Systems. Denn im Gegensatz zu Systemen, die in anderen Millionen-Städten Lateinamerikas im Einsatz sind, wird in Lima ausschließlich Erdgas verwendet, was zu einer Verringerung der Luftverschmutzung beiträgt, wie die Verkehrsbetriebe der Stadt stolz betonen. Es soll gar die einzige Busflotte weltweit sein, die zu 100 Prozent mit Erdgas fährt. Das wiederum vermag ich nicht zu beurteilen. Aber dadurch soll jährlich der Ausstoß von 185.000 Tonnen Kohlendioxid eingespart werden. Ein weiterer Beitrag zum Schutz der Umwelt ist der Einsatz der intelligenten Ampeln, die mit LED-Beleuchtung funktionieren und somit 90 Prozent des Stromverbrauchs einsparen. Das ökologische Ziel weiter verfolgend, ist entlang der Strecken, die die Metropolitan passiert, über 18.000 Blumen, Büsche und Bäume gepflanzt worden, die wiederum täglich von städtischen Arbeitern gepflegt werden.
Hinzu kommt, dass die Geschwindigkeit der Busse, die permanent überfüllt sind, automatisch kontrolliert ist. Man mag sich gar nicht ausmalen, wie das hier noch vor wenigen Jahren alles abgelaufen ist. Noch dazu während der unzähligen Baustellen, die ja für die Schaffung dieser kilometerlangen Linien notwendig waren. Auf den eigenen Spuren ist ein System aus intelligenten Ampeln im Einsatz, ohne mit dem normalen, meist stehenden Verkehr zu kollidieren. Dass hier überall Überwachungskameras und Sicherheitspersonal im Einsatz sind, versteht sich angesichts der hohen Kriminalität und der extremen Armut vieler Menschen, die somit in die Kriminalität getrieben werden, von selbst.
Hilfsbereite Menschen
Die Stationen der modernen Busse verfügen über eine moderne Architektur, ältere Menschen und Behinderte können mit Aufzügen und Rampen zu den ebenen Bushaltestellen gelangen, an denen sich die Fahrgäste in Reih und Glied anstellen - ohne zu drängeln. Auch Analphabeten können anhand der unübersehbaren Zeichen in den Bussen klar erkennen, dass sie Schwangeren, stillenden Müttern, Älteren und Behinderten ihren Sitzplatz überlassen sollen. Bisher habe ich nur Vorbildliches erlebt. Als mir einmal ein junger Typ einen Sitzplatz anbietet, ziehe ich es doch vor, stehen zu bleiben. Man kann sich unschwer vorstellen, in welche Kategorie ich wohl gehört haben könnte. Soviel vorweg: Ich bin nicht schwanger!
Intelligent ist das moderne Bus-System außerdem, wenn man Tickets ziehen muss. Zunächst kauft sich der Fahrgast eine elektronische Chipkarte oder leiht sich diese im Hotel - wie bei mir der Fall -, die dann immer wieder aufgeladen und aufs Neue verwendet wird. Man kann das Plastik-Ticket eigentlich wie eine Telefonkarte "betanken" und umgeht somit das lästige Anstehen an einem Schalter. Es sei denn, man muss die Karte gerade wieder aufladen. Aber auch das funktioniert weit unbürokratischer und längst nicht so kompliziert wie an deutschen Bahnkarten-Automaten.
Und Hilfsbereitschaft, die funktioniert hier auch überall: Ob man nach dem Weg fragt - am besten Frauen, die überlegen vorher, Männer schicken einen einfach irgendwohin, Hauptsache sie stehen nicht als Nichtwisser da-, oder auch nicht. So warnt mich eine Frau, als ich wieder einmal übermütig in einen gefährlichen Bezirk spazieren will. Wo ich schon mit der Free Walking Tour vor einigen Tagen unterwegs war, nämlich am Rio Rimac, sollte es eigentlich Warnung genug sein, dass vor der Brücke ein ordentliches Aufgebot an Panzerfahrzeugen steht und überall Polizei patrouilliert. Dennoch marschiere ich rüber über den etwas abgeschirmten Stadtteil jenseits des Rio. In der Tat: Von Touristen ist hier weit und breit keine Spur mehr. Merkwürdige Blicke folgen mir, ich nicke grüßend. Kann man ja nichts falsch machen, denke ich - mit leichtem Magengrummeln. Viel Geld habe ich nicht dabei. Das einzige Wertvolle wären Leo und meine Kamera. Da würde ich aber drum kämpfen. Zumindest um Leo, und um den Chip in der Kamera. Als ich nach der Kirche am Ende der Fußgängerzone Richtung Favela am Berg weiter laufen möchte, nimmt mich eine Frau am Arm: "Muy peligroso", warnt sie eindringlich - "sehr gefährlich" - und zeigt in die Straße, die ich anvisiere. Ich danke ihr und nehme die Warnung ernst, drehe um und gönne mir jenseits des kanalisierten Rio, der wohl die natürliche Sperre zwischen "Gut" und "Böse" darstellt, eine Chicha Morada.
Auf ins gemeinsame Abenteuer
Während ich diesen Bericht zu Ende schreibe, haben Shirley und ich längst den ersten Wein miteinander getrunken und den ersten gemeinsamen Blick auf die nächtliche Kulisse oberhalb der Klippen auf das leuchtende Kreuz und den gerade rosa schimmernden Jesus mit den ausgebreiteten Armen genossen. Jetzt heißt es erstmal, den Jetlag überwinden - ich natürlich nicht -, Berge von Geschenken - vieles federleicht oder glücklicherweise verzehr- und damit nicht belastbar - zu öffnen und zu verdauen. Und ab morgen - in Deutschland schon heute - stürze ich mich mit meinem Patenkind ins nächste Abenteuer. Leo ist auch schon ganz aufgeregt. Hasta pronto!