Länderspiegel Urlaubsfahrt in den Tod: 18 Tote, 30 Verletzte

Eine Seniorengruppe aus Sachsen wollte an den Gardasee - doch die Urlaubsfahrt endete in einem schrecklichen Unfall auf der A9 zwischen Münchberg und Gefrees. Der Reisebus brannte nach einem Unfall komplett aus. 18 Menschen starben, 30 wurden zum Teil schwer verletzt.

 
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Kurz nach 7 Uhr fuhr der Reisebus auf einen vorausfahrenden Sattelzug auf, teilt die Polizei am Montagmittag mit. Der Lastwagen, der nach Informationen der Frankenpost Betten und Kissen geladen hatte, fing sofort Feuer. Auch der mit 46 Fahrgästen und zwei Fahrern besetzte Bus stand sofort in Flammen. Für viele Mitglieder der Reisegruppe aus Dresden, die auf dem Weg an den Gardasee war, kam jede Hilfe zu spät.

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30 Fahrgäste sind laut Polizei zum Teil schwerverletzt in Krankenhäuser in einem Umkreis von 150 Kilometern gebracht worden. Zwei Menschen schweben in Lebensgefahr.

"Die verbleibenden Personen dürften wohl in dem brennenden Reisebus ums Leben gekommen sein", teilt die Polizei mit. Nach Informationen der Frankenpost sind 18 Menschen tot. Unter den Toten ist auch der 55 Jahre alte Fahrer des Busses, der Beifahrer wurde schwer verletzt.




Der Reisebus war in der Nacht im sächsischen Löbau bei Bautzen gestartet. Danach soll er weitere Fahrgäste in Weißwasser und auch in Senftenberg aufgenommen haben. Am frühen Morgen machte er schließlich noch einmal Station am Dresdner Hauptbahnhof. Die vor allem älteren Reisenden freuten sich auf eine Tour zum Gardasee. Nach Informationen unserer Zeitung waren die Fahrgäste zwischen 41 und 81 Jahre alte. Bei den Toten geht man zur Zeit von Insassen zwischen 66 und 81 Jahren aus, teilte eine Polizeisprecherin mit.

Im Sana-Klinikum Hof hat man nach der Alarmierung sofort reagiert, anstehende Operationen verschoben und vier „Schwerstverletzten-Plätze“ in der Notaufnahme freigehalten. Auf der Intensivstation wurden laut Klinikum freie Beatmungskapazitäten geschaffen und auch auf der Intermediate Care Station weitere freie Behandlungskapazitäten eingerichtet. Die Verletzten wurden auf Krankenhäuser in einem Umkreis von 150 Kilometern verteilt, zum Teil in Spezialkliniken geflogen. Bei der Reisegruppe handelte es sich um Männer und Frauen aus Sachsen. Die Verletzten werden in den Krankenhäusern zusätzlich seelsorgerisch betreut.



Zur Bergung und Identifizierung der Leichen sind Spezialisten der Rechtsmedizin und des Bundeskriminalamts angefordert. Auf Anordnung der Staatsanwaltschaft Hof ist auch ein Sachverständiger vor Ort und unterstützt die Beamten der Verkehrspolizei Hof bei der Klärung zur Unfallursache.


Experten rätseln, wie der Bus so schnell in Flammen aufgehen konnte. In dem Bereich sei das Tempo auf 120 km/h reduziert, durch den Stau war der Bus viel langsamer unterwegs gewesen. Der unverletzte Lkw-Fahrer berichtete der Polizei, dass der Bus aufgefahren und unmittelbar in Brand geraten war. Durch den Aufprall waren weder der Lkw noch der Bus sehr stark beschädigt, erst durch das Feuer.


Etwa 200 Einsatzkräfte der Rettungsdienste, Feuerwehren, Technischem Hilfswerk und der Polizei Oberfranken sind vor Ort. Es waren auch mehrere Rettungshubschrauber im Einsatz. Die A9 wird in Fahrtrichtung Süden über den ganzen Tag komplett gesperrt bleiben. Die Fahrbahn in Richtung Norden ist für den Verkehr wieder freigegeben. Seit 11.30 Uhr rollen Leichenwagen zur Unfallstelle.






Zentrale Rufnummer für besorgte Angehörige nach Busunfall

Eine zentrale Telefonnummer für besorgte Angehörige ist inzwischen eingerichtet worden. Unter der Rufnummer 0800 / 7766350 können sie sich an die Gemeinsame Auskunfts- und Vermisstenstelle wenden, wie die Polizei mitteilte. Auch Zeugen könnten sich hier melden.

Durch das Feuer der beiden Fahrzeuge hatte auch der angrenzende Wald Feuer gefangen. Der Brand wurde schnell gelöscht.




Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt und Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (beide CSU) kamen am Montagnachmittag an die Unfallstelle. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) verließ am Montagvormittag die gemeinsame Vorstandssitzung von CDU und CSU in Berlin, um sich am Unfallort bei Münchberg ein Bild von dem Geschehen zu machen.

Die Leichen von elf Menschen konnten bereits identifiziert werden, erklärte Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) an der Unfallstelle. «Was wir gesehen haben, ist erschreckend, wie man es sich kaum vorstellen kann», sagte Dobrindt. Die Rettungskräfte seien nur zehn Minuten nach der Alarmierung am Unfallort gewesen. Doch aufgrund der großen Hitze hätten sie nichts mehr tun können.

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hat ein «völlig unverantwortliches Verhalten» mancher Autofahrer im Stau beklagt. Sie hätten es damit den Rettern erschwert, zur Unglücksstelle zu kommen, sagte Herrmann am Montag am Ort des Unglücks nahe Münchberg. Nach einem Unfall sei «sofort eine Rettungsgasse zu bilden - und zwar so, dass ein Lkw durchkommen kann», sagte Herrmann. Er betonte, dass dennoch «so schnell wie irgendmöglich Hilfe geleistet» worden sei.

Zehn Minuten nach der Alarmierung seien die Rettungskräfte am Ort des Geschehens gewesen - doch da sei die Hitze des Feuers bereits so groß gewesen, dass kein Feuerwehrmann mehr an den Bus herantreten konnte. Herrmann sagte, diese Situation, nicht mehr helfen zu können, sei für die allesamt ehrenamtlichen Feuerwehrleute extrem hart gewesen. Eigentlich sei es nur ein leichter Auffahrunfall gewesen. Warum sich der Brand so schnell und mit solch dramatischen Folgen entwickelt habe, müsse nun aufgeklärt werden.


Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick hat zu Gebeten für die Opfer des Busunfalls in Oberfranken aufgerufen. «Schrecklicher Busunfall auf der A9 bei #Münchberg im @BistumBamberg: Beten wir für die Opfer, unsere Gedanken sind bei den Angehörigen!», twitterte Schick am Montag.

Der Bürgermeister des Marktes Stammbach, Karl Philipp Ehrler, ist tief betroffen. «Das ist der schlimmste Unfall, den wir je auf unserem Gemeindegebiet hatten», sagte Ehrler am Montag. «Das ist der Wahnsinn. Das ist einfach katastrophal.»

Der Hofer Landrat Dr. Oliver Bär ist am Morgen von der Einsatzstelle benachrichtigt worden und steht seitdem in ständigem Kontakt mit dem Kreisbrandrat. „Falls etwas gebraucht wird, können wir sofort reagieren.“ Das schwere Unglück habe ihn sehr betroffen gemacht, erklärt der Landrat. „Wenn man Münchberg und Autobahn hört, hat man natürlich sofort die Bilder von Deutschlands schlimmster Massenkarambolage im Kopf.“ Sein Mitgefühl gelte den Opfern und in Gedanken sei er auch bei den Einsatzkräften vor Ort. „Sie leisten den Hauptteil.“

Bär lobt in diesem Zusammenhang das reibungslose Ineinandergreifen aller Helfer, nur dadurch sei so ein Ereignis überhaupt zu bewältigen. „Ich bin überaus dankbar für diese Einsatzbereitschaft, die viele ehrenamtlich leisen.“ Der Landrat hält es für extrem wichtig, dass die Retter psychologische Betreuung von speziell geschulten Teams erfahren, und zwar gleich vor Ort. „Man kann sich vorstellen, welche Bilder man bei so einem Einsatz sieht, all das gilt es zu verarbeiten.“

Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich hat sich tief bestürzt von dem schweren Busunglück auf der A9 in Oberfranken gezeigt. «Mit großer Betroffenheit habe ich den schrecklichen Unfall einer sächsischen Reisegesellschaft aufgenommen», ließ der CDU-Politiker am Montag aus dem Urlaub verlauten. Das Geschehen mache ihn sehr traurig. Den Familien und Freunden der Opfer drückte er seine Anteilnahme aus. «Den Verletzten wünsche ich schnelle und vollständige Genesung.» Tillich dankte den Rettungskräften und «unseren bayerischen Freunden... für ihren schwierigen Einsatz und wünsche ihnen viel Kraft».

Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) hat eine schnelle Aufklärung der Unfallursache versprochen. «Wir werden als Staatsregierung alles tun, um schnellstmöglichst auch die Ursachen dieser Katastrophe aufzuklären», sagte Seehofer am Montag in Berlin. Der CSU-Chef sprach den Angehörigen sein Beileid und seine Anteilnahme aus. «Wir beten für die Verletzten, dass sie ihre Verletzungen überwinden.» Die Rettungskräfte hätten einen «sehr, sehr schweren Dienst» zu leisten.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat den Angehörigen ihr Mitgefühl zugesprochen. «Unsere Gedanken sind in diesen Stunden bei den Angehörigen der Opfer», sagte Merkel am Montag in Berlin. Sie wünschte den Verletzten schnelle Genesung und dankte den Rettungskräften. Die Arbeit der Retter sei in einer solchen schrecklichen Situation von besonderer Bedeutung.

Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) hat den Opfern des Busunglücks auf der A9 in Oberfranken und ihren Angehörigen sein Mitgefühl ausgedrückt. «Meine Gedanken und mein tiefes Mitgefühl sind bei jenen, die so plötzlich aus dem Leben gerissen worden sind, bei ihren Angehörigen und den vielen, zum Teil lebensbedrohlich Verletzten», sagte er am Montag. Zugleich bestätigte er, dass ein Teil der Fahrgäste am frühen Morgen am Dresdner Hauptbahnhof zugestiegen sei. Er dankte den Rettungskräften für ihre schnelle und professionelle Hilfe. «Möge es den Ärzten und Pflegekräften gelingen, das Leben der Verletzten zu retten.»

Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) hat den Brand des Reisebusses als «Inferno» bezeichnet. Der CSU-Chef machte sich am Montagabend ein Bild von der Unglücksstelle. Die Helfer, die die Leichen bergen mussten, würden dieses Erlebnis ihr Leben lang nicht vergessen können, sagte Seehofer.

Mit Blick auf Autofahrer, die im Stau keine ausreichende Rettungsgasse gebildet hatten, sagte Seehofer: «Die Disziplin der Leute ist ärgerlich.» Er habe selbst erlebt, dass hier neue Regeln nötig seien. Der CSU-Chef appellierte an die Autofahrer, Vernunft walten zu lassen, denn auch sie selbst könnten einmal betroffen sein.

Verkehrs-Staatssekretärin Dorothee Bär (CSU) sagte, die Strafen für Gaffer müssten erhöht werden. Bloße Geldstrafen reichten nicht aus - möglich seien eventuell ein Führerscheinentzug und Punkte.


Raum für Angehörige eingerichtet

Für den Fall, dass sich Angehörige von Überlebenden und Opfer auf den Weg zur Unfallstelle bei Münchberg machen, wird gerade eine Betreuungsstelle in der Autobahnmeisterei in Münchberg eingerichtet. „Hier kümmern sich speziell geschulte Einsatzkräfte um die Menschen“, sagte Markus Hannweber, Leiter der Integrierten Leitstelle Hochfranken. Dazu gehören Polizisten, Rettungskräfte und Seelsorger. „Es ist ein Raum der Beruhigung. Die Menschen sind dort gut aufgehoben.“