Lätare-Markt Ebern lädt zum Frühjahrsmarkt

Wolfgang Aull
Lebens kehrt am Sonntag wieder in Eberns Altstadt ein. Foto: Rudolf Hein/NP Archiv

Der Lätaremarkt in Ebern lädt am Sonntag ein zu unbeschwerten Stunden in wunderschönem Altstadtambiente. Und bei etwas Glück schaut dann auch die Sonne heraus – schließlich ist einen Tag später offizieller Frühlingsanfang.

 
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Freude erleben, Freude teilen. Diesen Gedanken ist der Sonntag gewidmet, wenn der Lätaremarkt am 19. März wieder in der Altstadt in Ebern Einzug hält. Denn Lätare („laetare“) heißt nichts anderes als „sich freuen“, und ist in der christlichen Tradition beheimatet, hat jedoch sogar Wurzeln hin zu dem heidnischen Mittelalter: Der Winter verliert an Strenge, die Aussicht auf wärmende Sonnenstrahlen und längere Tage lässt Jung und Alt frohlocken. Dieser Sonntag teilt die Fastenzeit, lässt somit den Winter hinter sich und erlaubt eine Vorfreude auf das anstehende Frühjahr und die damit verbundene Osterzeit. Aufbruchstimmung in der Natur und im Herzen lockt die Menschen ins Freie.

Freude teilen. Hierzu laden die Cafés und Eisdielen ein, hier können sich Freunde treffen, Gedanken austauschen und Pläne für die anstehenden Monate schmieden. Hierzu öffnen die Geschäfte in Eberns Innenstadt ihre Türen, die Marktstände bieten allerlei Waren an, und in der Rathaushalle finden sich die Hobbykünstler zusammen.

Buntes Treiben auf dem Marktplatz

Frühlingserwachen lässt sprichwörtlich buntes Treiben auf dem Marktplatz erahnen. Die Farbtupfer der vorgezogenen Primeln und Narzissen spenden Vorfreude auf gemütliche Nachmittage auf den Terrassen, allerlei Pflanzengestecke können als Ostervorboten in Haus, Hof und Garten ihren Platz finden, und die Hyazinthen duften im Wettbewerb mit den Bratwürsten, die fachkundig auf dem Grill hin- und her gewendet werden. Berauschend sind jedoch nicht nur die Düfte, auch feinste Liköre und Obstwasser können Liebhaber in ihren Bann ziehen. Und wem die innere Erwärmung nicht ausreicht: die Kleiderstände zeugen von der Modekollektion der anstehenden Saison.

Handwerkermarkt in der Rathaushalle

Es ist zu erwarten, dass sich auch die Rathaushalle wieder als Besuchermagnet entpuppt, da sich dort unterschiedlichste Stände zu einem Handwerkermarkt zusammenfinden. Ein farbiges Glasei gefällig? Unter den Augen der Kunden kann dies deren Vorstellungen entsprechend gestaltet werden. Allerhand attraktives Dekomaterial sucht von hier aus ein neues Zuhause, aber auch praktische Dinge wie Ledergürtel, Geldbörsen und Gartenwerkzeuge können erworben werden. Erstmalig werden dort Holzskulpturen angeboten, die per Kettensäge das Licht der Welt erblickten.

Vorfreude auf Urlaubstage erzeugen möglicherweise auch mit Fischbrötchen, Backfisch und Salat kulinarische Genüsse der Meeresküsten. Und wer sich für das Regionale erwärmt, verweilt bei den Ständen, die Naturseife, Marmelade, geschnittene Hasen, Fruchtaufstriche, Chutneys anbieten.

Heimatmuseum hat geöffnet

Was alter Krempel ist und welche Gegenstände es verdienen, in einem Museum Einzug zu halten, mit dieser Frage beschäftigen sich die Verantwortlichen des vor 49 Jahren eröffneten Heimatmuseums am Grauturm. In Erinnerung schwelgen, alte Zeiten wieder aufleben lassen, hochachtungsvoll den Leistungen unserer Altvorderen begegnen; all dies ermöglicht der Besuchs des liebevoll eingerichteten Museums, ein Rundgang lohnt allemal. Am Grauturm nebenan werden um 12 Uhr auch die die Türmer zu sehen und zu hören sein.

Verkaufsoffener Sonntag

Zum Bummeln laden nicht nur Marktplatz, Rathaushalle und Museum ein, auch die Läden in der Innenstadt heißen Besucher willkommen. Ein reges Kommen und Gehen erwarten die Fachgeschäfte, Gaststätten, Eisdielen und Cafés. Volker Krenz, seit nunmehr 17 Jahren in der Wühlkiste beschäftigt, hat reichlich Erfahrung mit verkaufsoffenen Sonntagen und rechnet wieder mit umsatzstarken Stunden, doch hierbei bliebe es nicht: „Der Lätaremarkt hat das Potenzial, Kunden in die Geschäfte zu locken, die erstmalig eintreten und zu Wiederholungstätern werden“, sagt er. Er sei ein Aushängeschild für die Eberner Geschäftswelt.

Blick in die Historie

Die Besonderheit dieses Tages wussten bereits die Eberner Altvorderen zu zelebrieren, wie Kreisheimatpflegerin Christiane Tangermann zu berichten weiß. Sie zitiert ein Schriftstück, das in diesem Jahr 600-jähriges Bestehen feiern kann: „Im Jahre 1423 am Sonntag Laetare wurde von den Bürgermeistern (Jakob Schwanhaüser und Hanns Strohvogel) und gesammten Rath für ewige Zeiten beschlossen: daß 1.) jährlich zweymale, nämlich zu Michaelis und zu Petri von den Bürgermeistern vor dem ganzen Rath Rechnung geschehen, und 2.) die Umgelder ebenfalls ihrer Rechnung vor dem Rath thun sollen; 3.) daß die Gotteshausmeister ihre Rechnung vor dem Pfarrer und Rath ablegen; sowie 4.) der Spitalmeister seine Rechnung vor den ganzen Rath bringen solle. Ao. 1423 Ebern am Sonntag Laetare. Beschluß Bürgermeister und Rath auf ewiglich die jährliche Rechnungsablage der Bürgermeister Umgelder, Gotteshaus und Spitalmeister betreffend.“

Spielt Petrus mit?

Die Vorfreude ist groß. Es lässt sich hoffen, dass auch Petrus das Marktgeschehen voller Interesse beobachten möchte und daher den Wolkenvorhang zeitgerecht so zur Seite schiebt, dass sich das himmlische Blau und das Gelb der Sonne mit dem bunten Treiben in der Altstadt zu einer harmonischen Einheit zusammenfügt.

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