Derweil stecken die Bemühungen um eine dauerhafte Waffenruhe für das gesamte Palästinensergebiet fest. Die Hoffnung auf einen Durchbruch der Vermittlungsgespräche der USA, Ägyptens und Katars in Kairo zwischen Israel und der Hamas blieb bisher unerfüllt.
Hauptstreitpunkt ist die Frage, wie lange israelische Truppen im Gazastreifen insbesondere im Philadelphi-Korridor an der südlichen Grenze zu Ägypten stationiert bleiben dürfen. Israels Sicherheitskabinett beschloss kürzlich, an der Kontrolle über die Grenze zwischen dem Gazastreifen und Ägypten festzuhalten. Kritiker - unter ihnen Verteidigungsminister Joav Galant - fürchten, das Festhalten könne die Befreiung der Geiseln verhindern, da die Hamas der israelischen Kontrolle des Philadelphi-Korridors nicht zustimmen wird.
"Netanjahu und seine Partner im Kabinett haben beschlossen, das Abkommen über die Waffenruhe für den Philadelphi-Korridor zu torpedieren, und verurteilen die Geiseln damit wissentlich zum Tod", hieß es in einer am Abend von den Angehörigen der Entführten verlesenen Erklärung. Die Mutter einer der Geiseln bezeichnete Netanjahus Festhalten an der Kontrolle des Korridors als ein "Verbrechen gegen das Volk, gegen den Staat Israel und gegen den Zionismus". "Netanjahu ist nicht Mister Sicherheit, sondern Mister Tod", sagte sie.
Seit Beginn des Kriegs vor knapp elf Monaten ist die Zahl der getöteten Palästinenser in dem Küstenstreifen auf mehr als 40.600 gestiegen, wie die Behörden in Gaza melden. Die Zahl unterscheidet nicht zwischen Kämpfern und Zivilisten und lässt sich kaum überprüfen.