Lage in Bayern teilweise noch angespannt Hochwasserlage bleibt angespannt - neuer Regen erwartet

red/

Seit Tagen sind Einsatzkräfte im Dauereinsatz. In Bayern ist die Lage an einigen Orten noch angespannt. Geben zumindest die Meteorologen Entwarnung?

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Regensburg wurde besonders von dem Hochwasser betroffen. Foto: dpa/Sven Hoppe

Seit Tagen kämpfen Einsatzkräfte in Bayern gegen das Hochwasser, noch immer werden Menschen vermisst. Auch wenn Sonnenschein zeitweise einen anderen Eindruck vermittelte: Die Hochwasserlage war am Donnerstag vor allem an der unteren Donau zwischen Kelheim und Passau weiterhin angespannt, dort herrschte weiter die höchste Meldestufe 4, wie der Hochwassernachrichtendienst am Donnerstagabend mitteilte. „Die Wasserstände gehen hier nur sehr zögerlich zurück.“

Nach der Werbung weiterlesen

Besonders Regensburg ist betroffen. Die schwäbischen und oberbayerischen Hochwasser-Landkreise sind ebenfalls noch längst nicht zurück in der Normalität. Insgesamt kamen bei dem Hochwasser in Süddeutschland mindestens sechs Menschen ums Leben – vier davon in Bayern. Im Freistaat wurden laut Innenministerium zuletzt noch drei Menschen vermisst.

Wieder Regen

Dabei drohen im Süden Bayerns nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) erneut schwere Regenfälle. Die meteorologischen Modelle gingen derzeit für die Zeit von Samstagabend bis Montagmittag von Niederschlagsmengen von bis zu 60 Litern pro Quadratmeter aus, sagte DWD-Meteorologe Dirk Mewes der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag. Unklar sei noch, wo genau die Niederschläge fallen werden. Am Abend warnte der DWD vor neuen Unwettern in Schwaben.

Hilfe für Flutgeschädigte

In vielen vom Hochwasser betroffenen Orten stellten Hochwassergeschädigte bereits Anträge auf Soforthilfen. Die Staatsregierung Bayern hat diese schnell und unbürokratisch zugesagt; der Landtag billigte am Donnerstag Hilfen von zunächst bis zu 100 Millionen Euro.

Zugunsten von Hilfs- und Aufräumarbeiten sind bestimmte Lastwagenfahrverbote in Bayern bis Ende Juli aufgehoben. Das Sonn- und Feiertagsfahrverbot sowie das Fahrverbot nach der Ferienreiseverordnung für Lastwagen ab 7,5 Tonnen werde im Zuge von Rettungs-, Hilfs- und Aufräumarbeiten und für die Versorgung der Bevölkerung ausgesetzt, teilte das Innenministerium am Donnerstag mit.

„Nach der schlimmen Hochwasserkatastrophe ist es wichtig, die Versorgung der betroffenen Bürgerinnen und Bürger sicherzustellen“, sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU). „Außerdem geht es darum, Schäden schnellstmöglich zu beseitigen. Der Wegfall des Sonn- und Feiertagsfahrverbots für Lkw unterstützt uns dabei, die Hochwasserfolgen zu beseitigen.“

Lage in Regensburg weiter angespannt

In Regensburg richteten sich die Blicke unterdessen weiter vor allem auf die Werftstraße. Um dort den Druck von den Schutzwänden zu nehmen, verzichtete die Stadt am Mittwoch zeitweise darauf, das durch die Schutzwände fließende Wasser zurück in die Donau zu pumpen. Aus Sorge, dass der weiche Boden versagen und dadurch die Schutzelemente abrutschen könnten, wurde ein gewisser Zufluss zugelassen.

Diese „gezielte Erhöhung des Wasserspiegels“ habe bisher dazu geführt, dass die Straße und die Schutzwände stabil blieben, teilte die Stadt mit. Der Pegelstand der Donau (Pegel Eiserne Brücke 14.45 Uhr: 5,97 Meter) und der Grundwasserstand sanken jedoch weiterhin nur langsam. Am frühen Nachmittag teilte die Stadtverwaltung dann mit, dass die Anwohner der Werftstraße ab Freitag (14.00 Uhr) in ihre Häuser zurückkehren dürfen. Für Rad- und Autofahrer bleibe die Straße aber vorerst gesperrt.

Ansonsten herrschte in der Regensburger Altstadt weitgehend Alltagsstimmung. An den Anblick von Absperrungen und Schutzwänden scheinen sich Einheimische wie Touristen gewöhnt zu haben. Bei Sonnenschein tummelten sich viele Menschen in Straßencafés oder flanierten über die Steinerne Brücke, unter der laut tosend das braune Donauwasser rauschte. Ein Besuchermagnet, die Historische Wurstküche, war noch gesperrt.

Appell an die Vernunft der Bürger: Deiche keine Partyzone

Etwa 45 Kilometer donauabwärts in Straubing dauerten die Schutzmaßnahmen ebenfalls noch an. Die Stadtverwaltung verwies auf den dort ebenfalls hohen Grundwasserspiegel und bat die Bürgerinnen und Bürger um Vorsicht und Geduld. „Ein hoher Grundwasserspiegel kann dazu führen, dass Wasser in Kellerräume eindringt“, hieß es in einer Mitteilung.

Aus dem Landkreis Deggendorf meldete Landrat Bernd Sibler (CSU) am Vortag stabile Deiche bei einer nur langsam abfließenden Hochwasserwelle. Der Kommunalpolitiker appellierte an die Vernunft der Bürgerinnen und Bürger: Deiche seien „keine Partyzone“. Immer wieder bereiteten uneinsichtige Menschen den Einsatzkräften zusätzliche Arbeit, etwa, wenn sie mit Kanus durch Hochwassergebiete fahren.

Weiter flussabwärts in Passau gingen die Pegelstände an Donau und Inn langsam zurück – allerdings auf hohem Niveau. Oberbürgermeister Jürgen Dupper (SPD) richtete den Blick nach vorn: „Die nächsten Tage werden ganz im Zeichen von Aufräumarbeiten stehen.“ Doch wegen des langsam fließenden Wassers bat auch er um Geduld. Ab Donnerstag öffneten Schulen und Kindergärten in der Altstadt wieder.

Bahnverkehr normalisiert sich schrittweise

In vielen Regionen Bayerns waren inzwischen wieder Fernverkehrszüge der Bahn auf wichtigen Strecken unterwegs. Der aktuellen Betriebslage zufolge gab es auf den Strecken Ulm-Augsburg-München und Donauwörth-Augsburg am Donnerstag keine flutbedingten Einschränkungen mehr.

Suche nach Feuerwehrmann

In Schwaben dauerte die Suche nach einem Feuerwehrmann an, der bei einem Hochwasser-Einsatz am Sonntag in Offingen mit seinem Boot gekentert und als vermisst gemeldet worden war. Zwei weitere Menschen seien am Donnerstag noch als vermisst gemeldet gewesen, sagte ein Sprecher des Innenministeriums.

Beim Austritt eines unbekannten Stoffes während Hochwasser-Aufräumarbeiten in Baar-Ebenhausen wurden acht Menschen leicht verletzt. Die Betroffenen hätten am Donnerstag nach Kontakt mit dem Stoff auf dem Gelände eines Privatanwesens über leichte Atemwegsreizungen geklagt, sagte ein Polizeisprecher. Drei der Leichtverletzten waren Feuerwehrleute. Der Stoff trat demnach beim Abpumpen eines Kellers aus.