Lahm Kirchturmspitze im alten Glanz

Heike Schülein

Die Kirchturmspitze hat ihre Bekrönung zurück. Turmkugel, Kreuz und Wetterhahn befinden sich wieder an ihrem angestammten Platz.

 
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Einige Zuschauer recken an diesem schönen Donnerstagmorgen im ehemaligen Schulgarten in Lahm, vom Fuß des Kirchturms aus, ihre Hälse. Das, was sie – ihre Augen nach oben gerichtet – an der Pfarrkirche St. Ägidius beobachten können, gibt es ja auch keineswegs alle Tage zu sehen: Die sanierte Turmbekrönung – bestehend aus dem frischlackierten Kreuz, der erneuerten Kugel und dem neuvergoldeten Wetterhahn – wird auf den Turm gesetzt. Und das in schwindelerregender Höhe von rund 37 Metern.

„Unsere Kirchturmspitze fiel leider im vergangenen Herbst einem Sturmschaden zum Opfer“, bedauert Kirchenpfleger Gerhard Eidelloth, der sich sehr freut, dass – nach fast einem Dreivierteljahr ohne Bekrönung – die Pfarrkirche nun endlich wieder ihr gewohntes Aussehen zurückerhält. Die Maßnahme hätte bereits im vergangenen Herbst erfolgen sollen. Vor Ort mussten jedoch damals die Verantwortlichen der Sonneberger Arbeitsbühnen-Vermietung Wagert das Vorhaben aus Sicherheitsgründen absagen. „Es hatte die Tage zuvor stark geregnet und der durchnässte Untergrund hätte nicht genug Halt für den Kran geboten“, erzählt der Kirchenpfleger. Nachdem die Mitarbeiter der beauftragten Dachdecker-Firma Wachter aus Wilhelmsthal damals unverrichteter Dinge wieder abziehen mussten, konnten diese nunmehr bei schönem Sommerwetter mittels Krans und entsprechender Hubarbeitsbühne der Firma Wagert ihren Dienst am geschieferten Kirchenturm verrichten. Begleitet von vielen staunenden Augenpaaren lieferten sie dabei in hohen Lüften eine einwandfreie handwerkliche Arbeit ab.

Die aufwendigen Restaurierungsarbeiten führte die Fachfirma Bayreuther Turmuhren durch. Das stark verrostete schmiedeeiserne Kreuz wurde mittels Sandstrahlen-Technik von Rost bzw. weiteren Verunreinigungen befreit und anschließend neu lackiert. Die Kugel wurde komplett erneuert, nachdem die bisherige völlig marode gewesen war. Im Glanz der Sonne erstrahlt der mit Blattgold neu vergoldete Wetterhahn auf der Kirchenspitze, wobei Pfarrer Sven Raube auf die damit verbundene Symbolik verweist. Der Hahn ist der erste, der das Ende der Nacht ankündigt – so wie Jesus Christus die Dunkelheit des Todes besiegt hat. Mehrfach findet sich ein Hahn auch in den Evangelien. Kurz vor seinem Tod prophezeit Jesus dem Petrus, dass er ihn drei Mal verleugnen wird – und zwar noch ehe der Hahn kräht. Und so ist es: Aus purer Angst dreht sich Petrus nach dem Wind – wie der Hahn auf dem Kirchturm, der damit als Mahner zu Reue, Glaubensstärke und Mut gedeutet werden kann.

Nach guter alter Tradition wurden im erneuerten Kugellager – in einer Büchse verstaut – verschiedene Andenken für die Nachwelt eingelegt. Hierzu zählte eine Urkunde „Anno Domini 2022“ mit Informationen über die Pfarrei St. Ägidius Lahm und der aktuellen Verantwortlich- bzw. Zuständigkeiten in den Kirchengremien sowie ein Hinweis auf die Auswirkungen und Einschränkungen durch das Coronavirus. Darüber hinaus findet sich auf dem Schriftstück auch ein Vermerk über die seit über 300 Jahren bestehende Skapulierbruderschaft der Pfarrei und das damit verbundene alljährlich festlich begangene Skapulierfest. In diesem Zusammenhang wurde auch ein Stoffskapulier und eine Skapuliermedaille in die Zeitkapsel eingelegt sowie weitere wundertätige Medaillen, darunter auch vom Heiligen Benediktus. Als Andenken an den denkwürdigen Tag wurden zudem verschiedene aktuelle Geldmünzen beigefügt sowie zwei Tageszeitungen.

Auf das Auffinden derartiger Erinnerungsstücke hatte man seitens der Pfarrei auch gehofft, nachdem die letzte Sanierung der Turmbekrönung im Jahr 1971 oder 1972 stattfand. Und man wurde auch fündig. „Leider war der Inhalt aber in einer Limoflasche mit Metallverschluss eingelegt. Es war noch ein Ein- sowie ein Fünf-Pfennig-Stück zu erkennen. Aber das beigefügte Schriftstück war leider durch die Nässe total verklumpt und nicht mehr leserlich“, bedauert Gerhard Eidelloth.

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