Auch an der Elbe hatten die Maßnahmen Erfolg, wie Daten der North Atlantic Salmon Conservation Organization für Deutschland zeigen. Forschende gehen davon aus, dass nur etwa ein Drittel der Rückkehrer erfasst wird.
Doch in den Dürrejahren 2018 und 2019 brachen die Zahlen überall in Deutschland massiv ein und konnten sich seitdem nicht erholen. In diesem Jahr wurden in Nordrhein-Westfalen, wo deutschlandweit die meisten Lachse aufgegriffen werden, bisher nur 72 Rückkehrer gezählt.
"Die Wasserstände sind seit 2018 einfach viel zu niedrig", erklärt Wohlgemuth. Niedriges Wasser erschwere nicht nur die Wanderung, sondern mache die Fische auch anfälliger für Raubfische und Kormorane, die an Engstellen wie Fischtreppen dann leichteres Spiel haben.
Fachleute halten eine langfristige Ansiedlung für möglich
Die Situation sei dennoch nicht aussichtslos, sagt der Fischökologe Christian von Landwüst von der Bundesanstalt für Gewässerkunde. Langfristig könne man den Lachs definitiv wieder in Deutschland ansiedeln, aber dafür müssten die bestehenden Anstrengungen deutlich intensiviert werden.
Statt Fischtreppen brauche es eine vollständige Durchgängigkeit der Gewässer: Wehre müssten zurückgebaut werden und weite zusammenhängende Flussstrecken frei werden für die Wanderung.
Das größte Hindernis für die Lachse im Rhein liege direkt im Rheindelta in den Niederlanden, sagt von Landwüst. Dort sei nur ein Rheinarm vollständig geöffnet, während die anderen häufig blockiert seien durch gigantische Sperrbauwerke, die Haringvliet-Schleusen.
Der sogenannte "Kierbesluit" (auf deutsch: "Spaltöffnungsbeschluss") soll immerhin dafür sorgen, dass die Schleusentore länger offen bleiben, sodass Wanderfische mehr Zeit haben, hindurchzuschwimmen und ihren Organismus von Salz- auf Süßwasser umzustellen.
Es geht nicht nur um die Lachse
Doch warum überhaupt der ganze Aufwand? "Es geht dabei natürlich nicht nur um den Lachs", sagt Fischwirtschaftsmeister Wohlgemuth. "Alles, was wir für den Lachs machen, kommt auch anderen Fischarten zugute."
Renaturierte Gewässer förderten die gesamte aquatische Lebensgemeinschaft. Und auch die Gesellschaft profitiere unmittelbar: Aus intakten Lachsgewässern lasse sich nicht nur sauberes Trinkwasser gewinnen, sondern sie schützten auch vor Hochwasser. Auenlandschaften etwa wirken als Pufferzonen und speichern überschüssiges Wasser.
Plastikwanne statt Kiesbett
Das Wildlachs-Männchen in Dennis Bocks Händen hat sein Ziel erreicht - zumindest fast: Statt in einem kleinen Nebenfluss nach einer Partnerin zu suchen, liegt es nun in einer Plastikwanne. Die Fischwirte notieren noch schnell die letzten Daten und bringen den Fisch dann in die Aufzuchtstation.
Dort wählen sie auf Basis genetischer Analysen eine passende Partnerin aus. Ohne menschliche Hilfe fänden noch zu wenige Tiere von allein im kiesigen Flussbett zueinander, meinen die Fachleute. "Aber wenn wir hier eines Tages arbeitslos werden", sagt Wohlgemuth, "dann haben wir alles richtig gemacht".