Landestheater Coburg „Best of Messias“ in St. Moriz

  Foto:  

Weil die Aufführung des Händel-Oratoriums derzeit nicht möglich ist, hat das Landestheater Ausschnitte eingespielt. Am 2. Mai geht das Video online.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Coburg - Geburt, Passion und Wiederkehr: Die drei Kapitel der christlichen Heilsgeschichte erzählt Händels „Messias“ – und „just in time“ sollten sie in Coburg erklingen. An Weihnachten, Ostern und Pfingsten wollte das Landestheater den jeweiligen Teil des populären Oratoriums in der Morizkirche aufführen. Der Plan liegt wie so vieles derzeit auf Eis, doch einen Vorgeschmack wird das Publikum dennoch erhalten: Vor laufenden Kameras haben Chor, Philharmonisches Orchester und Solistinnen Ausschnitte des opulenten Werks in der vergangenen Woche aufgeführt, am 2. Mai wird das Video auf You Tube und auf der Homepage des Landestheaters unter der Rubrik LTC@home veröffentlicht. Das berühmteste Stück wird dabei nicht fehlen: das große Chorfinale „Halleluja“.

An der Truhenorgel wirkt Stadtkantor Peter Stenglein mit, der das Werk letztmals 2012 mit dem Bachchor zur Aufführung gebracht hat. Dass es wegen der Coronaregeln nun in deutlich kleinerer Besetzung interpretiert wurde, ist keineswegs ungewöhnlich, erläutert der Kirchenmusiker: „Mit dem Verdi-Requiem wäre das nicht möglich, aber das Barock-Oratorium ist schlank und leicht durchhörbar“. Und Mikko Sidoroff, der als Chordirektor des Landestheaters das Projekt leitet, verweist auf die Uraufführung, die 1742 in Dublin in kleiner Besetzung stattfand.

Bei der Aufnahme in St. Moriz wirkten insgesamt 16 Sänger/innen mit – von denen allerdings wegen der Abstandsregeln jeweils nur zwölf gleichzeitig singen durften, das Orchester war mit maximal 20 Musikerinnen und Musikern im Einsatz, die Chordamen Tomomi Fujiyama (Sopran) und Tomoko Yasumura (Alt) sangen Solopartien und Korrepetitor Claudio Rizzi die Cembalo-Begleitung.

Das knapp halbstündige Konzert unter Constantin Eckardts technischer Leitung nach allen Coronaregeln der Kunst einzuspielen, war eine Herausforderung, die alle Beteiligten gerne annahmen, versichert Sidoroff – „und es hat gut geklappt“.

Mit der Digitalisierung ihrer Kunst haben Coburgs Theatermacher ja mittlerweile einige Erfahrungen gesammelt: Alle Ensembles waren an der Produktion der opulenten Hymne „Für Euch“ beteiligt, die seit Mitte März bei You Tube gut 4000 Aufrufe verzeichnet. Noch im Stadium der Postproduktion ist Mozarts „Cosí fan tutte“, die als erste Operninszenierung des Hauses verfilmt wurde. Mit erheblichem logistischem Einsatz, wie Sidoroff erklärt: „Ein Teil des Chores war auf der Bühne, ein Teil sang im Spiegelsaal mit Mikroport“. Chorarbeit ist kompliziert in Zeiten der Pandemie, doch im Theater-Bereich immerhin möglich. „Die Profis dürfen proben, wir nicht“, meint Peter Stenglein, dessen Chöre seit November pausieren müssen. Nur kleinste Ensembles dürfen ihre Gesangsbeiträge zu den Gottesdiensten vorbereiten, alle anderen Kontakte sind ins Netz verlagert, wo Probenarbeit nur sehr eingeschränkt praktikabel ist.

Wann wieder gemeinsames Singen und Musizieren möglich sein wird, ist ungewiss. Doch Steglein bleibt Optimist: „Ich hoffe und rechne damit, im Frühjahr oder Sommer Konzerte anbieten zu können“. Pläne hat er für die „musica mauritiana“ schon geschmiedet: Die beliebte Samstagreihe „Musik zur Marktzeit“ kann ab 8. Mai jederzeit starten, ein Orchesterkonzert ist für Oktober angedacht, ein Star-Gastspiel soll das von 2020 auf 2001 verschobene 150-jährige Jubiläum der Kantorei St. Moriz krönen: Der Jazz-Pianist Jan Lundgren wird im November erwartet. Wenn der für große Chorwerke nötige Vorlauf gewährleistet ist, darf im Advent wieder das Weihnachts-Oratorium in St. Moriz erklingen.

Autor

Bilder