Landestheater Coburg Ehrenrunde fürs Landestheater

Am 30. Juni sollten sie ursprünglich die Tore schließen. Nun können Bernhard F. Loges (links) und Fritz Frömming das Publikum eine weitere Spielzeit ins Große Haus einladen Foto: /Dieter Ungelenk

Dank verlängerter Betriebsgenehmigung darf das Große Haus ein Jahr länger bespielt werden. Für die Theatermacher heißt das: wieder einmal alles umplanen.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Wunder dauern etwas länger, sogar am Zauberort Theater: Einen taufrischen Spielplan für die „geschenkte“ Spielzeit zieht Intendant Bernhard F. Loges am Montag noch nicht aus dem Ärmel. Zwei Tage zuvor wurde schließlich erst bekannt, dass die Sonder-Betriebsgenehmigung fürs Große Haus noch einmal – ein allerletztes Mal wohl – verlängert wird: bis Ende Juni 2023. Am Samstag hatte Oberbürgermeister Dominik Sauerteig beim Stadtempfang die frohe Überraschung verkündet, die allenthalben für Aufatmen sorgte (wir berichteten).

Vor allem bei den Theatermachern, die wegen der Bauverzögerung beim „Globe“ eine komplette Saison ohne feste große Spielstätte hätten auskommen müssen. Die Erleichterung steht Loges und seinem Co-Piloten Fritz Frömming, dem kaufmännischen Direktor, ins Gesicht geschrieben, als sie am Wochenbeginn kurzfristig zum Pressegespräch laden. „Wunderbar“ findet Loges diese Wendung, die vor allem seinem technischen Direktor Daniel Kaiser und dem Leiter des Hochbauamtes, Peter Cosack, zu verdanken sei.

„Prekär“ ist der Zustand des sanierungsbedürftigen Hauses und der Bühnentechnik natürlich nach wie vor, räumt Frömming ein, Pannen können mithin passieren. Doch die Sicherheit der Beschäftigten und Besucher gilt als gewährleistet: Nachdem der TÜV-Sachverständige alle sicherheitsrelevanten Anlagen überprüft hatte und in besserem Zustand vorfand, als es vor zwei Jahren prognostiziert worden war, gab er grünes Licht für maximal ein weiteres Jahr Spielbetrieb – unter der Bedingung engmaschiger Prüfungen der technisches Anlagen, erklärt Louay Yassin, Pressesprecher der Stadt.

Diese letzte Frist wird jedoch gar nicht ausgeschöpft werden, denn für den Umzug und das Einrichten im dann hoffentlich vollendeten „Globe-Theater“ am Güterbahnhof, das im September 2023 in Betrieb gehen soll, werden drei Monate benötigt, in denen der Spielbetrieb ruht. Wann genau zwischen März und Mai 2023 der allerletzte Vorhang vor der Generalsanierung am Schlossplatz fällt, lässt Loges noch offen: „Da ist noch viel Luft“.

Ziemlich außer Atem sind gerade alle Abteilungen des Hauses, die ihre Pläne fürs kommende Jahr neu aufstellen müssen. „Wir haben organisatorisch wieder eine Vollbremsung hingelegt“, meint Frömming, der in zwei Coronajahren schon viele Pläne schmieden und einschmelzen musste. Diesmal machte zwar letztlich ein erfreulicher Umstand die Dispositionen für die Spielzeit 22/23 zu Makulatur, doch die unerwartete Ehrenrunde fürs Große Haus bringt einige Herausforderungen mit sich. Schließlich wurden bereits viele Weichen gestellt für den geplanten Auszug in diesem Sommer und eine halbe Spielzeit auf externen Bühnen: Räume wurden angemietet, Verträge geschlossen, das Kongresshaus hatte zahlreiche Termine für das Landestheater geblockt, Produktionen wurden in Auftrag gegeben, die nun ausgetauscht werden.

Die Veränderungen des Spielplans betreffen hauptsächlich das Musiktheater, das nun weit mehr Spielraum bekommt, als es außerhalb des Hauses hätte erhalten können. Aber auch die Schauspielsparte kann nun Projekte angehen, die für alternative Spielorte nicht geeignet wären. Das wiederum tangiert auch die Pläne für die Studiobühne in der Reithalle. Disponentin, Dramaturgen und die Damen der Öffentlichkeitsarbeit arbeiten daran mit Hochdruck, erläutert des Intendant: „Was sonst eineinhalb Jahre dauert, muss jetzt in eineinhalb Wochen über die Bühne gehen“.

Spielplan-Details möchte er noch nicht verraten, zunächst soll das Ensemble informiert werden, in drei bis vier Wochen dann das Publikum. Das Spielzeitheft wird wohl erst nach der Sommerpause erscheinen. Einen „Teaser“ lässt Loges aber doch schon mal vom Stapel: Zum Saisonauftakt wird am 24. September Hector Berlioz’ Oratorienoper „Fausts Verdammnis“ aufgeführt – wie von langer Hand geplant in der St. Morizkirche. Die Opernproduktion wird flankiert von Konzerten des Dekanats und Loges freut sich auf „eine wunderbare Zusammenarbeit“. Kein Geheimnis macht er auch aus der Wiederaufnahme der „Walküre“: Die Wagner-Oper, die am 5. Juni letztmals in dieser Spielzeit auf die Bühne kommt, kehrt im Herbst zurück.

Auf sechs bis acht Neuproduktionen dürfen sich Theaterfans im Großen Haus freuen – und auf ihre vertrauten Lieblingsplätze, die ihnen wegen Corona abhanden gekommen sind: „Das Stammplatz-Abo wird es wieder geben!“, verspricht Frömming. Der längere Verbleib im Großen Haus gibt ihm die Chance, Publikum zurückzugewinnen, das nach zwei Pandemiejahren auch in Coburg nicht automatisch zurückkehrt: „Dafür braucht es ein gutes Angebot und ein gutes System“.

Das „Finale Glorioso“ wird am 25. Juni übrigens trotz der veränderten Lage begangen – nur eben ohne Abschiedswehmut: Bei der großen Gala werden die beliebtesten Momente und Melodien aus den vergangenen zehn Jahren in Erinnerung gerufen – ausgewählt von den Zuschauerinnen und Zuschauern. Die können ihre Musikalität schon zuvor selbst unter Beweis stellen: Beim Symphonic-Mob ab 14.30 Uhr dem Schlossplatz. Geboten wird noch mehr an diesem Samstag, denn Loges und sein Team haben erkannt: „Ein Theaterfest ist dringend nötig!“

Autor

Bilder