Landestheater trauert um Tibor Torell Leidenschaftlicher Künstler und Lebenskünstler

red

Tibor Torell hat mit seinen Inszenierungen auch das Coburger Publikum begeistert. Mit nur 50 Jahren ist der Regisseur unerwartet in Berlin verstorben.

 
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Tibor Torell (1971–2021) Foto: Silvia Stacklies

Coburg/Berlin - An seinem 50. Geburtstag feierte sein Ravel-Doppelabend „Die spanische Stunde / Das Kind und der Zauberspuk“ Premiere am Coburger Landestheater. Zwei Monate später, am 18. Dezember, ist Tibor Torell völlig unerwartet in Berlin gestorben. Seit 2018 hatte er als Gast am Landestheater gearbeitet, wo er Gioachino Rossinis „La Cenerentola“ und Paul Hindemiths „Neues vom Tage“ inszenierte. Bei seinen Kolleginnen und Kollegen war der Menschenfreund für seinen Humor und seine Energie geschätzt.

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„Tibor Torell hat Coburg und das Landestheater mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern lieb gewonnen und sich immer wieder gefreut, hier zu arbeiten“, schreibt Intendant Bernhard F. Loges in seinem Nachruf. Nachdem die Oper „Die griechische Passion“ wegen der Coronaauflagen nicht realisiert werden konnte, war er sofort von dem Maurice Ravel-Doppelabend begeistert. „Er wollte unbedingt mit allen Ensemblemitgliedern und dem Chor arbeiten“, so Loges.

Der Intendant würdigt Torell als „Lebenskünstler, der seinen Weg ging, immer neue Herausforderungen suchte und darin alle, die ihm begegneten, begeistern konnte. Theater war für ihn ein Lebenselixier, das er brauchte wie Brot und Wasser. Stets kannte er die neuesten Produktionen, ist durch die Welt gereist, um sich neue Werke anzusehen. Seine eigenen Inszenierungen zeichneten eine große Empathie für die Figuren und ihre Darsteller aus. Ihn interessierten Menschen in all ihren Eigenheiten, ihrer Zerbrechlichkeit, Skurrilität und Stärke. So wollte er sie auf der Bühne zeigen und hat sie im Leben angenommen. An allen Theatern und Opernhäusern, an denen Tibor Torell gearbeitet hat, war er für seinen Humor und seine Energie geschätzt. Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Landestheaters bleibt er so vital in Erinnerung, wie sie ihn erlebt haben“, so Loges.

Vita

Tibor Torell wurde 1971 in Tschechien geboren. Er sammelte erste Theatererfahrungen am Nationaltheater Brünn und am Theater ABC in Prag. In den Spielzeiten 2007 bis 2010 war er als Regieassistent und Spielleiter am Theater Aachen engagiert. Von 2011 bis 2017 folgte ein Engagement als Spielleiter an der Deutschen Oper am Rhein

In Zusammenarbeit mit der Hochschule für Musik und Tanz Köln entstanden am Theater Aachen seine ersten eigenen Inszenierungen. Mit „What Next?“ von Elliott Carter gab Tibor Torell 2016 sein Regiedebüt an der Deutschen Oper am Rhein. Im folgenden Jahr inszenierte er Janaceks „Katja Kabanowa“ am Theater Aachen. Im kommenden Jahr plante er „I due Foscari“ von Giuseppe Verdi bei den Festspielen in Heidenheim sowie Peter Tschaikowskys „Pique Dame“ in Ostrava.