Landkreis Coburg Am Winterdienst wird nicht gespart

Steffen Fischer und sein Team von der Straßenmeisterei Coburg haben die ersten Einsätze des Jahres gefahren. Foto: Frank Wunderatsch/Wunderatsch

Wegen gestiegener Energiekosten wollen erste Städte und Gemeinden in Bayern den Winterdienst reduzieren. In Coburg hat jedoch die Sicherheit Vorrang.

 
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Nach einem viel zu milden Oktober präsentierte sich der November am vergangenen Wochenende von seiner kalten, weißen Seite. Auf den Straßen und Gehwegen verteilten sich die ersten Schneeflocken. Am Samstagmorgen griffen die Vestestädter zu Schneeschaufel und Eiskratzer und befreiten Gehwege und Autos von der weißen Pracht. Auf dem Ketschenanger mussten manche Autofahrer ihre mit Schnee bedeckten Fahrzeuge erst suchen. „Ich muss mich erst wieder daran gewöhnen, die Wohnung eher zu verlassen, um die Autoscheiben zu enteisen“, erklärte Jochen Kohlmann. „Leider habe ich noch keine Winterreifen aufgezogen. Die hat man auf den Straßen ja auch noch nicht benötigt. Ich hoffe mal, dass der Winterdienst in der Nacht gestreut hat.“

Für die Mitarbeiter der Straßenmeisterei des Landkreises Coburg bedeutete der Wetterumschwung die ersten Einsatzfahrten in der beginnenden kalten Jahreszeit. In der Regel ist der Winterdienst von Mitte November bis Mitte März eingeplant. Doch durch die milden Temperaturen war das Team der Straßenmeisterei laut Corinna Roesler, Sprecherin des Landratsamtes, noch mit anderen Aufgaben beschäftigt, beispielsweise mit Schnittarbeiten.

Doch in der Nacht von Freitag auf Samstag mussten gegen 3 Uhr vier Fahrzeuge zum Winterdienst im Landkreis Coburg ausrücken. „In erster Linie wurde gestreut, Räum-Fahrten waren nur in wenigen Teilabschnitten notwendig“, erklärte Edelbert Schöpplein, Leiter der Landkreis-Straßenmeisterei. „Der Verbrauch lag in der Nacht auf Samstag bei insgesamt 13 Tonnen Streusalz. Für die Witterung in dieser Nacht ist das gar nicht einmal so viel.“ Um auf Nummer sicher zu gehen, war auch in den Nächten auf Sonntag und Montag jeweils ein Fahrzeug zum Streuen unterwegs. In einigen höher gelegenen Abschnitten des Landkreises, beispielsweise Rottenbach oder auf den Langen Bergen, gab es schließlich noch die Warnung vor leichtem Frost. „Mit der Witterung war ja aufgrund des Wetterberichts zu rechnen. Das tägliche Ziel im Winterdienst war und ist erreicht worden: Die Straßen sollen zu Beginn des Berufsverkehrs geräumt sein“, so Schöpplein. Derzeit sind in einer Halle der Straßenmeisterei 2000 Tonnen Salz eingelagert. In einem Lager in Kulmbach stehen weitere 500 Tonnen zur Verfügung, „sodass wir auf Nachschub schnell zugreifen können“, ergänzt Corinna Rösler.

Aufgrund der gestiegenen Energiekosten haben sich manche Städte und Gemeinden in Bayern dazu entschieden, den Winterdienst zu reduzieren. Insbesondere Bewohner von Städten seien verwöhnt, da der Winterdienst bislang mehr gemacht habe, als er eigentlich müsste, berichtet die Deutsche Presseagentur (dpa). Danach wird Parsberg im Landkreis Neumarkt in der Oberpfalz in kleineren Siedlungen, die nicht unmittelbar durch Schnee und Eis gefährdet sind, nicht mehr mehrmals am Tag räumen. Stattdessen sind dort die Anwohner stärker als bisher in der Pflicht. Auch die Stadt Regensburg prüft den Winterdienst. Ziel sei es, den Spagat zwischen notwendiger Leistung für den Bürger und möglichen Maßnahmen zum Energiesparen bestmöglich zu meistern. Im Landkreis Coburg hingegen soll der Winterdienst nicht zurückgefahren werden. „Eine Reduzierung des Winterdienstes ist aktuell nicht vorgesehen, da bei dessen Planung die Sicherheit oberste Priorität hat“, betont Corinna Roesler. „Diese wollen wir wie gewohnt sicherstellen. Eine Reduzierung des Winterdienstes würde sich zwangsläufig auf die Sicherheit auswirken.“

Die Autofahrer hingegen hatten sich noch nicht auf die winterlichen Bedingungen eingestellt. Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt waren einige Pkws mit schneebedeckten Motorhauben unterwegs. „Wenn ich mein Fahrzeug komplett vom Schnee befreit hätte, dann wäre ich zu spät zu meinem Termin gekommen“, bedauerte eine Autofahrerin auf der Lauterer Höhe. „Man rechnet eigentlich nicht wirklich mit glatten Straßen, weil der Winterdienst immer einen guten Job macht und ausreichend Salz auf den Kreisstraßen streut. Vielleicht ist man durch diese vermeintliche Sicherheit auch zu unvorsichtig geworden.“

Die Autobahnmeistereien hingegen sind bereits seit Anfang November mit dem Winterdienst beschäftigt. Insgesamt stünden in den 18 Autobahnmeistereien in Bayern, Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt über 180 Fahrzeuge und rund 600 Mitarbeiter für den Winterdienst bereit, teilte ein Sprecher der Autobahn GmbH des Bundes mit. Mit 15 700 Tonnen Salz und 850 000 Litern Sole sollen mehr als 3000 Kilometer Autobahn in einem befahrbaren Zustand gehalten werden. Bei starkem Schneefall fahren mehrere Fahrzeuge als Räumstaffel in die jeweiligen Bereiche. Dabei wird zunächst der Schnee geräumt, um anschließend mit Taumittel die Glättebildung zu verhindern.

Dennoch sollten Autofahrer ihr Fahrverhalten auf die winterlichen Bedingungen einstellen und auch mit Straßenglätte rechnen. „Manche Leute auf der B 303 rasen, als könne ihnen nichts passieren“, warnt Berufskraftfahrer Harald Kleinschmidt. „Hinterher wundert man sich dann wieder über die vielen Unfälle. Wenn jeder etwas vorsichtiger fahren würde, dann wäre es auch kein Problem, wenn die Straßenmeistereien nicht sofort ausrücken, wenn mal ein, zwei Schneeflocken fallen. Ein echter Wintereinbruch ist das jedenfalls noch nicht.“

In der kommenden Woche sollen die Temperaturen wieder etwas ansteigen. Allerdings sollten Autofahrer auch in den kommenden Tagen vorsichtig unterwegs sein, da sich schon bei Werten um die vier Grad Celsius glatte Stellen auf den Straßen bilden können. „Bei winterlicher Witterung sollten die Autofahrer immer mit besonderer Vorsicht unterwegs sein“, appelliert Schöpplein. „Die Grundstückseigentümer werden gebeten, beim Gehwegräumen den Schnee nicht auf die Fahrbahn zu werfen.“

Auch Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) sieht Bayern für den Winter gewappnet. „Sollte es ein sehr eisiger Winter werden, bekommen wir Nachschub aus deutschen Salzlagerstätten und sind damit unabhängig von Lieferungen aus anderen Ländern“, erklärte er am Sonntag mit Blick auf die Versorgung mit Streusalz.

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