Landkreis Coburg Der Tag der Eisernen Rosen

Seit einem knappen halben Jahrhundert wird die Eiserne Rose nunmehr verliehen. Sie ist die höchste Auszeichnung des Landkreises für den Erhalt historischer Bausubstanz. Heuer prämiert der Kreis gleich vier Sanierungen.

 
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Der Terminkalender eines Landrats ist in aller Regel eng getaktet. Klar, es gibt immer was zu tun und stets eine Hand zu schütteln (ja, der Trend geht offensichtlich wieder zum Händeschütteln). Da muss schon etwas Besonderes anstehen, dass sich Sebastian Straubel den halben Tag freischaufelt, um mit seinem Schiff von einem Dienstwagen vom frühen Nachmittag bis in die Abendstunden durch den Landkreis zu tingeln.

An diesem Mittwoch hat der Kreis Coburg neuerlich die Eiserne Rose verliehen. Dabei handelt es sich um die höchste Auszeichnung des Landkreises für den Erhalt historischer Bausubstanz. Vergeben wird diese nunmehr seit knapp einem halben Jahrhundert, genau genommen seit 1976. Mehr als 300 Mal ist das seitdem geschehen. Heuer prämierte der Landkreis gleich vier Sanierungen.

Los ging es im Itzgrund, im Gemeindeteil Herreth. Das Anwesen der Familie Müller-Röhr in der Staffelsteiner Straße findet sich in der Bayerischen Denkmalliste mit folgendem Eintrag: „Eingeschossiger, verschieferter Fachwerkbau mit Halbwalmdach, bez. 1864, Nebengebäude“. „Wir wissen, wie viel Aufwand mit so einer Sanierung verbunden ist, und vielleicht auch einmal Ärger, aber der Aufwand lohnt sich“, sagte Sebastian Straubel in seiner kurzen Laudatio, die er so oder so ähnlich noch drei Mal vorbringen sollte im Laufe der kommenden Stunden.

Der CSU-Politiker sprach von einem „Schmuckstück“, durch das der Landkreis noch ein bisschen schöner geworden sei. Es gehe darum, den Menschen da draußen zu zeigen, dass alte Bausubstanz neuer Nutzung zugeführt werden könne. „Hier zeigt sich, dass es sich lohnt, Geschichte und Tradition zu erhalten.“

Ein Dutzend Objekte in der Vorauswahl

„Die Sanierung ist ein Beispiel für den Erhalt eines Baudenkmals weniger als konservierende Sanierung, sondern ausgerichtet auf eine zeitgemäße, moderne Wohnnutzung unter Erhaltung der prägenden Denkmaleigenschaften“, erklärte daraufhin Ralph Wöhner. Der Kreisbaumeister gehört der Bewertungskommission um die Vorsitzende Christine Heider an, die an diesem Tag die in der Region handgefertigten schwarzen Blumen aus Metall überreichte.

Rund ein Dutzend Objekte habe die von ihm zusammengestellte Vorauswahl zunächst umfasst, so Wöhner. „Ich fahre viel herum und bekomme viel von Leuten gemeldet.“ Und doch gebe es Jahre, in denen nur eine einzige Eiserne Rose verliehen werde „oder gar keine. Insgesamt wird Altbausubstanz aber wieder etwas anders bewertet in meinen Augen. Tendenziell gehen vor allem viele junge Familien in diese Richtung.“

Wie die Mechtolds in Ebersdorf, im Gemeindeteil Oberfüllbach, Station zwei am Mittwoch. Deren Anwesen in der Lützelbucher Straße findet sich in der Denkmalliste mit folgendem Eintrag: „Zweigeschossiges Fachwerkhaus mit Satteldach, um 1720“.

Das Anwesen, ein stattlicher Vierseithof, wurde vom jetzigen Eigentümer aus Familienbesitz übernommen“, berichtete Kreisbaumeister Wöhner. Bei der Sanierung sei nicht nur das Wohnhaus, sondern auch die den Hof bildenden Nebengebäude in Angriff genommen worden. Besonders hervorzuheben sei die freigelegte Bohlenbalkendecke im Wohnzimmer und der Fußboden im Eingangsbereich. „Dort sind auch Befunde über den Wandaufbau gezeigt.“

„Wichtiges Zeugnis der Verkehrsgeschichte“

Weiter ging es in Meeder, im Gemeindeteil Wiesenfeld, etwas außerhalb gelegen. Das Anwesen in der Sulzdorfer Straße 8 im Eigentum von Reiner Wessels findet sich in der Bayerischen Denkmalliste mit folgendem Eintrag: „Bahnhof, Stationsgebäude der Werra-Eisenbahngesellschaft Meiningen an der Strecke von Coburg nach Rodach, zweigeschossiger verschieferter Fachwerkbau mit vorkragendem Obergeschoss, Sattel- und Querdach über Schwebegebinden, 1892“.

„Nach Stilllegung des Bahnhofsgebäudes durch die Deutsche Bahn und einer Wohnnutzung bis 2010 stand das Gebäude zunächst leer“, reminiszierte Ralph Wöhner, zwischen 2019 und 2021 sei dann die Sanierung zu einer zeitgemäßen und modernen Wohnnutzung erfolgt. Dabei habe man mit dem vorhandenen Material die Westfassade wieder verschiefern können. Der Kreisbaumeister sprach vom Erhalt eines „wichtigen Zeugnisses der Verkehrsgeschichte“.

Es folgte der, um im Thema zu bleiben, letzte Halt an diesem Tag, in Bad Rodach, im Stadtteil Roßfeld, gleich am Ortseingang. Das Anwesen in der Steufdorfer Straße 2 findet sich in der Denkmalliste mit folgendem Eintrag: „Brauhaus, eingeschossiges Fachwerkhaus mit Schopfwalmdach, 18. Jh. östlich vom Ort an der Rodach“. Hier erwartete, und womöglich nicht nur sprichwörtlich, der halbe Ort die kleine Reisegruppe um Landrat Straubel.

Ein Zelt war aufgestellt worden, kaltes Bier stand, heiße Bratwürste lagen bereit, die Roßfelder Musikanten bliesen in ihre Hörner, Trompeten, Flöten. Weshalb der große Bahnhof? Die Eiserne Rose ging in diesem Fall nicht an einen privaten Eigentümer, sondern an einen ganzen Verein, nämlich den örtlichen Brauverein. Eine Premiere in der knapp 50-jährigen Geschichte der Auszeichnung. Werner Tesch, der stellvertretende Vorsitzende, nahm sie entgegen: „Für uns ist diese Verleihung eine besondere Ehre.“

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