Landkreis Coburg Ersthelfer lernen jetzt wie Profis

Für eine bessere Notfallversorgung im ländlichen Raum gibt es jetzt ein mobiles Notfall-Simulationszentrum in der Coburger Region. So soll das deutschlandweit einmalige Projekt ehrenamtliche Helfer professionell auf ihre Einsätze vorbereiten.

 
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Ob ein Patient einen Unfall auf dem Land überlebt, das liegt oft in den Händen der Ersthelfer vor Ort. Denn dort, wo die Infrastruktur schlecht ausgebaut und das nächste Krankenhaus weit entfernt ist, sind es vor allem Ehrenamtliche, die schnell zur Hilfe eilen und die Patienten stabilisieren, bis der Krankenwagen eintrifft. Damit diese Freiwilligen den angestellten Rettungskräften in nichts nachstehen, hat der Förderverein der BRK-Bereitschaft Helfer vor Ort Neustadt bei Coburg das „Mobile Notfall-Simulationszentrum für ehrenamtliche Einsatzkräfte“ (MNSZ) auf die Beine gestellt.

Ehrenamtliche als Erste am Unfallort

Das Projekt wurde im Rahmen der Mitgliederversammlung der lokalen Aktionsgruppe Coburg Stadt und Land aktiv (LAG) am Mittwoch vorgestellt. Es soll Hilfsorganisationen in Sanitäts- und Rettungsdienst, Feuerwehren oder Katastrophenschutz bestmöglich auf Notfallsituationen vorbereiten und die Notfallversorgung im ländlichen Raum verbessern. Alle möglichen Einsätze, auf die Ersthelfer stoßen könnten, könnten mit dem MNSZ nachgestellt werden, sagt Michael Stelzner, Vorsitzender des Fördervereins Helfer vor Ort: „Wir kommen immer dann, wenn kein Rettungswagen in unmittelbarer Reichweite ist und fahren bis zu 2100 Einsätze im Jahr.“

Damit die Lebensretter nicht nur besser lernen, sondern auch junge Menschen für das Ehrenamt begeistert werden, ist das MNSZ technisch modern ausgestattet. Während zuvor noch am Teampartner geübt werden musste, gibt es jetzt eine Übungspuppe, die nicht nur zum Unfall passend aussieht, sondern auch Atembewegungen und Blutdruck simulieren kann. Anders als bei menschlichen Kollegen kann die Puppe auch tatsächlich blau anlaufen, einen Herzinfarkt darstellen oder Infusionen bekommen. Der Einsatzleiter sitzt dabei an einem Computer, überwacht den Einsatz auf einem Monitor und übernimmt die Stimme des Patienten. Auf einer Leinwand können alle möglichen Hintergründe abgespielt werden, wie Fußgängerzone, Wald oder Landstraße. Alles voll ausgestattet mit echten Soundeffekten und auch Requisiten wie aufblasbaren Möbelstücken. Alles wird aufgenommen, sodass im Anschluss an das Training eine Nachbesprechung stattfinden kann. Sämtliches Equipment kann an jedem Ort im Landkreis zur Verfügung stehen. Das System ist für bis zu fünf Personen ausgelegt, sodass auch die Übergabe an den Rettungswagen geübt werden kann.

Dank des Leader-Förderprogramm

So viel Professionalität kommt gut an. Stelzner freut sich über 25 neue Rekruten: „Das hat sich schon jetzt rentiert, dabei waren wir noch gar nicht groß unterwegs.“ Dieses momentan in Deutschland noch einzigartige Projekt konnte dank der Hilfe der LAG im Rahmen des Leader-Förderprogramms auf den Weg gebracht werden. Von den 69 000 Euro Gesamtkosten für das MNSZ übernahm die Leader-Förderung mehr als 32 000 Euro.

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