Landkreis Haßberge Es fehlen 700 Wohnungen

Bis 2028 werden knapp 300 Neubauwohnungen jährlich benötigt. Dabei stehen 2300 Wohnungen aktuell leer.

 
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Die Zahl der Baugenehmigungen im Landkreis ist eher rückläufig. Foto: Pestel-Institut/privat

Es muss gebaut werden: Bis 2028 braucht der Landkreis Haßberge den Neubau von rund 290 Wohnungen – und zwar pro Jahr. Diese Wohnungsbau-Prognose für die kommenden vier Jahre hat das Pestel-Institut in einer aktuellen Regional-Analyse zum Wohnungsmarkt ermittelt. „Der Neubau ist notwendig, um das bestehende Defizit – immerhin fehlen im Landkreis Haßberge aktuell rund 700 Wohnungen – abzubauen: Aber auch, um abgewohnte Wohnungen in alten Häusern nach und nach zu ersetzen. Hier geht es insbesondere um Nachkriegsbauten, bei denen sich eine Sanierung nicht mehr lohnt“, sagt Matthias Günther vom Pestel-Institut.

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Der Wissenschaftler erwartet, dass das Baupensum allerdings zurückgeht: Günther spricht von einem „lahmenden Wohnungsneubau, dem mehr und mehr die Luft ausgeht“. So gab es in den ersten fünf Monaten dieses Jahres nach Angaben des Pestel-Instituts im ganzen Landkreis lediglich für 50 neue Wohnungen eine Baugenehmigung. Zum Vergleich: 2023 waren es im gleichen Zeitraum immerhin noch 68 Baugenehmigungen. „Damit ist die Bereitschaft, im Kreis Haßberge neuen Wohnraum zu schaffen, innerhalb von nur einem Jahr um 26 Prozent zurückgegangen“, sagt Matthias Günther.

Nicht alle Wohnungen sind bewohnbar

An dem Wohnungsbedarf im Kreis Haßberge ändere auch die Zahl leerstehender Wohnungen nichts: Der aktuelle Zensus registriert für den Landkreis Haßberge immerhin rund 2.350 Wohnungen, die nicht genutzt werden. Das seien 5,8 Prozent vom gesamten Wohnungsbestand im Landkreis. Ein Großteil davon – nämlich rund 1700 Wohnungen – stehe jedoch schon seit einem Jahr oder länger leer. „Das sind immerhin rund 72 Prozent vom Leerstand. Dabei geht es allerdings oft um Wohnungen, die auch keiner mehr bewohnen kann. Sie müssten vorher komplett – also aufwendig und damit teuer – saniert werden“, sagt Matthias Günther. Grundsätzlich sei ein gewisser Wohnungsleerstand aber immer auch notwendig. „Rund 3 Prozent aller Wohnungen, in die sofort jemand einziehen kann, sollten frei sein. Schon allein, um einen Puffer zu haben, damit Umzüge reibungslos laufen können. Und natürlich, um Sanierungen überhaupt machen zu können. Aber es wird nur selten gelingen, Wohnungen, die lange leer stehen, wieder zu aktivieren und an den Markt zu bringen“, so das Fazit. Denn viele Hauseigentümer halten sich nach Beobachtungen des Pestel-Instituts mit einer Sanierung zurück: „In ihren Augen ist eine Sanierung oft auch ein Wagnis. Sie sind verunsichert. Sie wissen nicht, welche Vorschriften – zum Beispiel bei Klimaschutz-Auflagen – wann kommen. Es fehlt einfach die politische Verlässlichkeit“, kritisiert der Leiter des Pestel-Instituts. Außerdem hapere es bei vielen auch am nötigen Geld für eine Sanierung.

Am Neubau führt kein Weg vorbei

Weitere Gründe, warum leerstehende Wohnungen oft nicht wieder vermietet werden: „Immer wieder kommt bei Erbstreitigkeiten kein Mietvertrag zustande. Und oft scheuen sich Hauseigentümer auch, sich einen Mieter ins eigene Haus zu holen, mit dem sie sich am Ende vielleicht nicht verstehen“, so Günther. Für ihn steht deshalb fest: „Am Neubau von Wohnungen führt daher auch im Kreis Haßberge kein Weg vorbei.“