Landkreis Kronach Digitalisierung zum Anziehen

Maria Löffler
Eva-Maria Müller (links) erklärt die digitalen Gesundheitssysteme. Rechts ist Janet Januzewski. Foto: /Fraunhofer IIS

Technik kann in der Pflege aber auch beim Einkauf helfen: DIGI-ORT in Steinwiesen ist ein wegweisendes Projekt und soll Bürgern die Angst vor der Zukunft nehmen.

 
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Steinwiesen - Das Obere Rodachtal soll zum „Silicon Valley“ des Kronacher Landkreises werden. Vorstellen kann sich das unter anderem Steinwiesens Bürgermeister Gerhard Wunder. Und Landrat Klaus Löffler setzte bei der interaktiven Online-Eröffnung der lokalen Anlaufstelle „DIGI-ORT“ in Steinwiesen noch eins drauf: „Zukunftsweisende Projekte sind unsere DNA im Landkreis.“

Was so alles entstehen kann, wenn gute Partner mit den richtigen Ideen zusammenarbeiten, soll die lokale Anlaufstelle als weiterer Baustein im Forschungsprojekt „Digitales Gesundheitsdorf Oberes Rodachtal“ den Menschen vermitteln. Sie sei dazu da, Menschen mit der digitalen Technik in Verbindung zu bringen. Soll aufklären, Berührungsängste nehmen, aber vor allem Menschen helfen, sich vertraut zu machen mit technikunterstützten Assistenzsystemen oder auch mit technikunterstütztem Wohnen. Außerdem koordiniert sie über eine Online-Plattform einen ehrenamtlichen Begleitdienst, der Unterstützung bei Arztbesuchen oder Einkäufen bietet.

Das langfristige Ziel sei aber, dass die Projektergebnisse dazu beitragen, Pflegedienst und Arztpraxen im Oberen Rodachtal zu entlasten und die gesundheitliche Versorgung für ältere oder weniger mobile Bürger sicherzustellen. Und das ganz ohne Berührungsängste, wie Eva-Maria Müller von der Caritas erklärt. Sie ist bekennender Fan der digitalen Technik und versicherte, dass es gerade auch bei älteren Menschen keinerlei Hemmschwelle gebe. Man müsse sie nur mit der Technik vertraut machen. Am Tag der Eröffnung wurde sie immer wieder live zugeschaltet, um zu zeigen, welche Möglichkeiten es heute schon in der digitalen Gesundheitsvorsorge gibt.

Beim virtuellen Rundgang in der lokalen Anlaufstelle fallen lebensgroße Werbeaufsteller ins Auge. Sie sollen demonstrieren, wie menschenbezogene Lösungen aussehen könnten. Neuartige Technologien würden so greifbar gemacht, wie zum Beispiel textilbasierte Vitaldatenmonitoring-Systeme. Wer sich darunter nicht viel vorstellen kann: Schaut aus wie ein T-Shirt und misst die Vitalwerte ohne Schläuche oder lästige Geräte, die man am Körper tragen muss. Wer schon einmal ein Langzeit-EKG getragen hat, der wird bei diesem Blick in die Zukunft wohl erleichtert aufatmen. Alles, was derzeit an Technik möglich ist, wird hier demonstriert. Technik, die erleichtern und nicht erschrecken solle, wie Eva-Maria Müller versichert. Interessant ist auch der Informationsfilm, denn er zeigt, wie die privaten Daten erhoben werden, wie sicher sie sind, wo sie zusammenlaufen und wer sie letztlich erhalten soll.

Bei der Online-Veranstaltung am bundesweiten Digitaltag war Professor Alexander Martin, Institutsleiter des Fraunhofer-Instituts für Integrierte Schaltungen IIS jedenfalls froh, dass hier Akzeptanz und Mehrwert aufeinandergetroffen seien. Digitale Techniken müssten den Weg in die Anwendung finden und genau das koordiniere die zentrale und lokale Anlaufstelle in Steinwiesen.

Gewohnt engagiert zeigte sich auch Cornelia Thron, Geschäftsführerin des Caritasverbandes des Kronacher Landkreises. „Es ist ein segensreiches Projekt mit ganz viel guter Zusammenarbeit. So wird Zukunft geschrieben.“ Moderne Technik könne helfen, Pflegekräfte zu entlasten. So würde wieder Raum für mehr Zuwendung geschaffen.“ „Sie ist die Frau, die Digitalisierung im Herzen trägt“, lobte Cornelia Thron Eva-Maria Müller, die es schaffte, technische Vorgänge so zu erklären, dass sie auch verstanden werden konnten.

Der Bayerische Staatsminister für Gesundheit und Pflege, Klaus Holetschek, möchte die Digitalisierung verwenden, um Synergien zu verbinden. Er sprach von einem „wegweisenden Projekt“ in Pflege und medizinischer Versorgung. Damit könne man die Lebensqualität der Menschen verbessern.

Dieser Meinung war auch Landrat Klaus Löffler, der sich freute, dass man mit der zentralen Anlaufstelle das Modellprojekt sichtbar und erlebbar gemacht habe. Man müsse die Digitalisierung als Chance sehen, um neue Potenziale der Pflege in den ländlichen Raum zu bringen. Durch ein regional-wissenschaftliches Konzept und die Expertise des Frauenhofer IIS sei der größte und tollste Benefit entstanden, den man überhaupt haben könne.

„Der Transport von Ideen ist ganz wichtig.“ Steinwiesens Bürgermeister Gerhard Wunder freute sich über die Umsetzung es gesamten Projekts und versicherte, dass der menschliche Bezug auf keinen Fall leiden solle. Aber Digitalisierung sei einfach notwendig, da es zum Beispiel die klassische Nachbarschaftshilfe, wie man sie von früher kannte, so nicht mehr existent sei.

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