Landkreis Kronach Feuerwehren geht der Nachwuchs aus

Karl-Heinz Hofmann
Seit über vier Jahrzehnten ist der ehrenamtliche Dienst in der Feuerwehr seine große Leidenschaft. Kreisjugendwart Dirk Raupach sieht die Arbeit in Kinder- und Jugendfeuerwehren als Erfolgsmodell. Dennoch bereiten dem Kreisbrandmeister die Corona-Pandemie und dessen mögliche längerfristige negative Auswirkungen große Sorgen. Foto: / Karl-Heinz Hofmann_

Die Pandemie verstärkt einen ohnehin schon negativen Trend: Kinder und Jugendliche im Brandschutz fehlen. Der Kreisjugendwart schlägt Alarm.

 
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Stockheim - Die Feuerwehrleute im Landkreis Kronach haben derzeit deutlich weniger zu tun als normalerweise. Das soll nicht heißen, dass sie Einsätze herbeisehnen. Aber sie können sich ihrem Ehrenamt in der Pandemie eben nicht so widmen, wie sie gerne würden – und das hat Folgen. Kreisjugendwart Dirk Raupach aus Stockheim jedenfalls schaut nachdenklich in die Zukunft. Der 47-jährige Kreisbrandmeister betreut seit vielen Jahren den Nachwuchs. 2019 hatte er noch 115 Termine auf Kreisebene, 2020 lediglich 28. Selbst Jugendfeuerwehrtag und Kreisleistungsmarsch konnten nicht stattfinden.

Für die Zukunft der Wehren kann das problematisch sein, denn die Pandemie verschärft einen ohnehin schon negativen Trend. Raupach: „Im Jahr 2012 waren 634 Jugendliche in 76 Jugendfeuerwehren im Landkreis Kronach organisiert. Zum 31. Dezember 2020 engagierten sich 395 Jugendliche in 62 Jugendfeuerwehren. Das bedeutet ein Minus von 239 Jugendlichen und 14 Jugendfeuerwehren gegenüber dem Jahr 2012, also innerhalb der vergangenen acht Jahre.“

Es wurden nach seinen Worten 2020 insgesamt 473 Übungen von 62 Jugendwehren abgehalten. Ein Durchschnitt von sieben Übungen im Corona-Jahr 2020. Zum Vergleich: Im Jahr 2019 wurden von 62 Jugendfeuerwehren 1916 Übungen durchgeführt, ein Durchschnitt von 31 Übungen pro Jugendfeuerwehr. Dies verdeutlicht die prekäre Situation bezüglich der Ausbildung. „Das kann man auch nicht mit Online-Schulungen oder Videokonferenzen ausgleichen. Schließlich haben die Jugendlichen größtenteils Homeschooling und haben danach keinen Bock mehr, weitere Stunden am PC zu verbringen. Außerdem kann man die Zusammenarbeit Hand in Hand miteinander und an technischen Geräten und Strahlrohren nicht am PC einüben.“

Verschobene Neuwahlen

Schon bevor Corona so richtig als gefährliche Infektionskrankheit wahrgenommen wurde, hatten Raupach und sein Stellvertreter als Kreisjugendwart ihren Rücktritt für dieses Jahr erklärt. Es wären jetzt im März Neuwahlen und es zeichnet sich ab, dass diese nicht stattfinden können. Als neuen Termin planen sie im Juni, die Neuwahlen abzuhalten. „Wenn man 25 Jahre in der Jugendarbeit tätig ist, wird es Zeit, jüngere Feuerwehrler an die Jugendführung zu lassen“, so Raupach. Davon verspricht er sich neue Impulse, Ideen und Vorschläge, um die Herausforderungen zu meistern.

Trotz der bedenklichen Situation habe man bisher nur wenige Austritte zu verzeichnen. Stolz ist Raupach zudem darauf, dass man im Corona-Jahr 2020 immerhin 71 Jugendliche in die aktiven Mannschaften übergeben konnte. Allerdings kamen im Jahr 2019 nur neun Kinder aus den Kinderfeuerwehren zur Jugendfeuerwehr, Tendenz weiter sinkend.

Trotzdem kamen im Jahr 2020 immerhin 21 Kinder von der Kinder- in die Jugendfeuerwehr. Und alle, die sich engagierten, zeigten sich hoch motiviert. „Aber eine Rückkehr zur Normalität ist dringend nötig, nicht nur in den Jugendfeuerwehren, denn auch die aktive Mannschaft muss zusammen üben und ihre vielseitigen technischen Geräte instand halten und pflegen und auch die Handhabe sowie das Zusammenarbeiten im Ernstfall immer wieder proben und einstudieren, schließlich kommt es auf jede Minute und jeden Handgriff im Ernstfall an.“

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