Landkreis Kronach Jeder Click ein Piks

Klaus-Peter Grießhammer (links) und Helmut Schiffner sind sich sicher: Die rund 160 Datex-Mitarbeiter haben Foto: /Frank Wunderatsch

Vom Landkreis Kronach aus werden Corona-Impftermine im Land Brandenburg koordiniert. Zuständig dafür ist die Firma Datex-Perfekt. Dort hat man 160 Mitarbeiter eingestellt und geschult. Eine komplexe Sache.

 
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Gundelsdorf - Das Thema Corona-Impfung ist, gelinde gesagt, ein vielschichtiges. Mal erhält nur die Gruppe der Jüngeren den schützenden Piks mit AstraZeneca, dann dürfen nur noch Ältere damit geimpft werden. Während sich in Bayern nun jede Altersgruppe für eine Impfung mit diesem Wirkstoff entscheiden kann, ist das in Brandenburg schon wieder ganz anders. Fast täglich ändert sich in den Bestimmungen etwas. Und in Gundelsdorf, in der ehemaligen Raiffeisenbank, spitzt man dann ganz genau die Ohren. Denn die Mitarbeiter der dort ansässigen Firma Datex-Perfekt kümmern sich darum, dass die Brandenburger Impftermine bekommen. Richtig gelesen. Das Callcenter aus dem kleinen Landkreis Kronach in Bayern ist mit zuständig dafür, dass ein Brandenburger in einem Impfzentrum zum Zug kommt.

Der Großauftrag, den Datex-Chef Helmut Schiffner da vor Kurzem an Land gezogen hat, hat einige Menschen in der Region buchstäblich gerettet. Denn mitten im Lockdown, rund um den Jahreswechsel, hat Datex-Perfekt plötzlich Mitarbeiter gesucht. „Bei uns haben sich alle Berufsgruppen gemeldet. Köche, Friseure, Fitnesstrainer, DJs“, zählt Helmut Schiffner auf. Und alle würden seinen Worten zufolge mit Begeisterung mitarbeiten, weil „sie wissen, dass sie an etwas ganz Großem mitwirken“. Logistisch, das betont Helmut Schiffner, sei das Vergeben von Impfterminen viel komplexer als ein Außenstehender sich das vorstellen kann.

Da stimmt ihm Klaus-Peter Grießhammer zu. Der ist Personalprofi. Er war fast ein Vierteljahrhundert Personalchef bei Medi in Bayreuth, einem Hersteller von medizinischen Hilfsmitteln, der als Sponsor der Bayreuther Basketballer in aller Munde ist. Anfangs war Klaus-Peter Grießhammer dort für 500 Mitarbeiter, später für 1500 zuständig. Mitarbeitermotivation war seit jeher sein Geschäft. Damit hat er sich vor drei Jahren dann auch selbstständig gemacht. In der ganzen Republik coacht er seither Personal. Auch bei Datex-Perfekt hat er in der Vergangenheit bereits mehrere Seminare geleitet.

Nun, bei dem Brandenburg-Projekt, schult er die Mitarbeiter. Vor dem ersten Einsatz müssen diese eine vierstündige Einweisung absolvieren, bei der sie mit ziemlich vielen kniffligen Fragen konfrontiert sind. Aber auch mit Fragen der Höflichkeit. Grießhammer hat bei dem Projekt auch ein Auge darauf, dass die Qualität stimmt. Denn die wird von Zeit zu Zeit bewertet: „Da können wir uns aber echt auf die Schultern klopfen: Das, was wir abliefern, ist besser als der Durchschnitt. Und dabei arbeiten wir ja hauptsächlich mit branchenfremden Menschen.“

Er verstärkt das Stamm-Personal der „Datex“ und ist auch mit zuständig dafür, dass die gut 160 Mitarbeiter immer „up to date“ sind, dass sie wissen, welche Regelung aktuell gilt. „Das macht das Ganze ja auch so spannend. Wenn Sie jemanden am Telefon haben, der einen Termin ausmachen will, müssen Sie erst einmal herausfinden, ob derjenige überhaupt berechtigt ist, geimpft zu werden“, erklärt Klaus-Peter Grießhammer. Das ist durchaus anspruchsvoll. Es gibt dafür einen Fragenkatalog. Und hinter jeder Antwort geht ein neuer Katalog auf. So kann man sich Schritt für Schritt vorarbeiten. So ein Gespräch kann schon einmal bis zu zehn Minuten dauern.

Ist jemand nicht berechtigt, bekommt er auch keinen Termin. Ist er berechtigt, gibt es den entscheidenden Mausklick, mit dem ein Termin gebucht wird. „Mit einem Click zum Piks“, nennt Grießhammer das. Was sich so einfach anhört, ist aber oft ziemlich komplex. „Es geht hier vor allem um die Durchsetzung der Impfprioritäten – so lange sie noch bestehen“, erklärt Klaus-Peter Grießhammer.

„Seine Leute“ würden einen sinnhaften Job machen. Aus seiner Sicht auch den schwereren Teil des Ganzen. Der Arzt, der am Ende die Spritze setzt, hat seiner Meinung nach den leichteren Part: „Denn wir klären im Vorfeld alles ab.“ Und da gilt es oft auch emotional eine Menge auszuhalten. Da ist alles dabei – von „Wir machen jetzt eine Flasche Sekt auf, weil wir endlich einen Impftermin haben“ bis „Sie sind schuld, wenn mein Opa jetzt stirbt, weil er keinen Impftermin bekommen hat“.

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