Um die Bewohnerinnen und Bewohner in Pflegeeinrichtungen bestmöglich zu schützen, habe die Bundesregierung darauf gedrungen, dass die Länder in den Heimen umfassende Schutzkonzepte implementieren, so Dittmar weiter. „Ziel ist es, Corona-Ausbrüche – und insbesondere Massenausbrüche in Einrichtungen mit besonders gefährdeten Personengruppen – zu verhindern.“
Leicht gesagt, doch die Schutzmaßnahmen in (Pflege)Heimen alleine nutzen nichts, wenn außerhalb der Heime solche Maßnahmen nicht beachtet werden. Denn die Infektionen kommen nicht selten auch daheim, über die Kinder zustande, wie Sandra Partosch, Einrichtungsleitung des AWO Seniorenzentrums Knetzgau, bereits in einem Gespräch mit der Neuen Presse am Mittwoch, 16. März, betonte.
Auch Sabine Dittmar sieht die Problematik, die durch Lockerungen verstärkt werden könnten. Die aktuelle Coronalage gebe, so Dittmar, keinen Anlass, „die Schutzmaßnahmen, die am 19. März regulär auslaufen, ersatzlos wegfallen zu lassen.“ Darauf habe Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach wiederholt hingewiesen. „Der Bundestag verabschiedet daher am Freitag, 19. März, Änderungen im Infektionsschutzgesetz, damit Schutzmaßnahmen weiterhin angeordnet werden können.“ Die Länder seien aufgefordert, für eine Übergangszeit bis zum 2. April alle Schutzmaßnahmen zu verlängern und bis dahin entsprechende Hotspot-Regeln zu verabschieden.
Für den Landkreis Haßberge, der mittlerweile sogar Platz eins des bundesweiten Inzidenz-Rankings erreicht hat, ist das jedoch wenig hilfreich, erst recht für die Pflegeheime der Region. Die Regelungen, die nun das Landratsamt Haßberge ausarbeitet, soll den Einrichtungen wenigstens ein weiteres Mittel an die Hand geben, um mehr Mitarbeiter, die kaum merkbar erkrankt sind, einsetzen zu können.
Zwar liegt die neue Ausnahmeregelung den Einrichtungen noch nicht vor, wie Christine Vogl, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit beim Caritasverband für den Landkreis Haßberge e. V. mitteilt, aber man nutze bereits die aktuelle Regelung, nach der positiv Getestete ohne Symptome arbeiten dürfen (die Neue Presse berichtete). „Wir gehen nach wie vor von ‚symptomfrei’ aus, was die Ausnahmegenehmigung angeht, so wie es in der AV Isolation geregelt ist“, bestätigt Vogl noch einmal auf Nachfrage. „Gegebenenfalls ist die Kreisverwaltungsbehörde ja aufgrund der aktuellen Situation bei der Auslegung von ‚keine bis kaum’ symptomatisch nun großzügiger, dazu liegt uns allerdings nichts vor.“
Auch Angelika Schmidt, Fachbereichsleitung Altenhilfe des Caritasverbands für den Landkreis Haßberge e. V., bestätigt nochmals die aktuelle Ausschöpfung der Möglichkeiten: „Diese Ausnahmegenehmigung hilft uns, den Betrieb überhaupt aufrechterhalten zu können. Diese Möglichkeit der Ausnahmegenehmigungen gibt es ja schon länger. Wir haben auf diese auch schon immer wieder mal zurückgreifen müssen.“
Für die Bewohner selbst, die dann von positiv getesteten, also erkrankten Mitarbeitern gepflegt würden, sei dies kein Problem. „Die Bewohner fühlen sich sicher, wenn sie von positiven Pflegekräfte gepflegt werden – zusätzlich zur Erklärung der Situation hilft ja auch, dass die Pflegekräfte weiterhin FFP 2-Masken tragen. Generell wissen die Bewohner, dass wir kein Risiko eingehen, sie haben ein großes Vertrauen zu den Pflegekräften.“ Angehörige seien auch umgehend aufgeklärt worden, deshalb könnten diese, falls es doch Bedenken gebe (die es nicht gibt), letzte Beruhigung (per Telefon) schaffen.
„Da die Bewohner in ihrer bekannten Gruppe kohortenisoliert sind, fühlen sie sich auch gar nicht alleine, bei stark demenziellen Erkrankungen wird die Tatsache der Infektion auch oft gar nicht verstanden“, so Schmidt abschließend.
Am Donnerstagabend, 17. März, gibt es dann doch noch gute Nachrichten von Eberns Seniorenheimleiter Stefan Dünkel. „Ich konnte mit dem Gesundheitsamt aushandeln, dass Mitarbeiter mit leichten Symptomen arbeiten dürfen, sofern sei sich arbeitsfähig fühlen.“ Mitarbeiter hätten ihm auch bereits signalisiert, dass sie spätestens ab Montag wieder einsatzfähig sein könnten. Natürlich dürften diese nur die positiven Bewohner pflegen, „aber immerhin: es hilft“, freut sich Dünkel. kap