Schäden durch Wildtiere Landwirtschaft fodert mehr Abschüsse

Nilgänse werden am Obermain zu einem zunehmenden Problem. Sie fressen nicht nur Flächen, beispielsweise Rapsfelder, leer, sondern vertreiben auch angestammte Vogelarten. Landwirte und Jäger treten dafür ein, die Gänse – ebenso wie den Biber – dort zum Abschuss freizugeben, wo sie massive Schäden verursachen. Foto: picture alliance/dpa/Lennart Stock

Wildtiere, die unter Schutz stehen, verursachen zunehmend Schäden, unter denen die Landwirtschaft leidet. Bauern fordern mehr Abschüsse.

 
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Coburg/Lichtenfels - Machten Nilgänse vor Jahren im Obermaingebiet nur zur Durchreise Station, sind sie mittlerweile zu Dauergästen geworden und brüten hier. Das hat Folgen: Sie fressen Felder kahl, beispielsweise, wenn sie mit Raps bestanden sind. Das Problem sprach Michael Bienlein, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands (BBV) in Lichtenfels, bei der traditionellen „Schlachtschüssel“ seines Verbands am Rosenmontag an. Sie wurde heuer wegen der Corona-Pandemie als Videokonferenz gehalten.

In Coburg bereitet dagegen vor allem der Biber Landwirten Kopfschmerzen, berichtete BBV-Kreisobmann Martin Flohrschütz. Er ist in Tremersdorf in der Gemeinde Lautertal zuhause und erlebe täglich, welche Folgen der Biberdamm am Lauterbach hat. Landwirtschaftliche Flächen würden überschwemmt, Ufer einbrechen. Im Kleinziegenfelder Tal, ergänzte Michael Bienlein, laufe eine Straße Gefahr, wegen Biberdämmen überschwemmt zu werden. Bienlein forderte sowohl für Wildgänse als auch für Biber einen „Abschussplan“, wie er für Rehwild zum Schutz des Waldes gelte.

„Landwirte schützen“

In manchen Gegenden sei ein Punkt erreicht, wo Biber und Gänse nicht mehr geschützt werden müssten, „sondern Landwirte“, sagte Flohrschütz. Die beiden BBV-Kreisobmänner forderten von Bürgermeistern und Landräten aus Coburg und Lichtenfels, von denen einige an der Videokonferenz teilnahmen, „ein breites Bündnis, um klar machen, wer der Chef ist“, so Martin Flohrschütz. Wenn die Allgemeinheit Wildtiere wie Gänse oder Biber schützen wolle, dann dürften die Schäden, die sie verursachen, nicht den Landwirten aufgebürdet werden. Die Zahlungen, die derzeit geleistet werden, reichten nicht aus, erläuterte Bienlein.

Unterstützung kam von Bernd Reisenweber, Bürgermeister von Ebersdorf bei Coburg, Vorsitzender des Gemeindetag-Kreisverbands und selbst Jäger. Obwohl der Biber in Deutschland nicht mehr gefährdet sei, stehe er noch immer unter Schutz. Dort, wo er für wenig Schäden in der Landschaft verantwortlich sei, könne er bleiben, „dort, wo er stört, muss er weg, wir müssen raus aus der Kuscheltierecke“, meinte Reisenweber. Im Raum Seßlach seien aufgrund von Biberdämmen bereits Flächen überflutet, die eigentlich dem Schutz vor Überschwemmungen dienen. Kommt es zu einem Hochwasser, seien die Retentionsgebiete nutzlos, weil sie dies nicht mehr zurückhalten könnten. Reisenweber: „Die Funktion ist nicht mehr da.“

Aggressive Vögel

Mit Blick auf das Obermaintal sagte der Sprecher der Bürgermeister im Landkreis Coburg, Nilgänse seien zwar schön anzusehen, aber aggressive Vögel. Sie würden nicht nur Felder kahl fressen, sondern auch angestammte Vogelarten vertreiben. „Solche Tiere gehören nicht hierher, sondern sie müssen bekämpft werden“, betonte Bernd Reisenweber. Er hinterfragte den Sinn von Beauftragten, die den Abschuss solcher Tiere in einem langwierigen Verfahren genehmigen müssen. Gleiches gelte „für Waschbär, Wolf und, ganz neu, den Goldschakal“. Solche Zuwanderer würden nicht nur heimischen Tierarten den Lebensraum streitig machen, sondern auch der Landwirtschaft schaden. „Wir brauchen eine neue Regelung“, untermauerte Bernd Reisenweber die Forderung der Coburger und Lichtenfelser Bauern.

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