Langzeitarbeitslosigkeit Zwei grüne Daumen für Coburg

Ingo Günther (links) und Sebastian Weiß (2. von rechts) haben es ins Grünflächenamt der Stadt Coburg geschafft. Ausbilderin Sophie Sigmund und Amtsleiter Bernhard Ledermann sind glücklich über zwei neue „grüne Daumen“ im Team. Foto: Wolf/Andreas Wolf

Der Grünen Branche fehlt es an Fachkräften, vielen Langzeitarbeitslosen an Perspektiven. So konnten beiden Seiten gewinnen.

 
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Sie haben einen Ausweg aus der Langzeitarbeitslosigkeit bekommen und das Grünflächenamt der Stadt Coburg zwei wertvolle Mitarbeiter gewonnen: Sebastian Weiß und Ingo Günther haben sich ihren „grünen Daumen“ hart erarbeitet und sind seit Dezember beim Grünflächenamt angestellt. Mit einer Kampagne der Volkshochschule (Vhs) Coburg und durch Förderung des Jobcenters konnten sie nach einem dreimonatigen Praktikum die für sie geschaffenen Stellen im Amt antreten.

Raus aus der Arbeitslosigkeit

Für den 36-jährigen Weiß und alleinerziehenden Vater eine große Chance: „Mir fällt ein riesiger Stein vom Herzen. Ich will doch ein Vorbild für meinen Sohn sein, da gehört ein geregeltes Arbeitsverhältnis einfach dazu.“ Schon vor drei Jahren habe er sich auf eine Stelle beim Grünflächenamt beworben, doch aufgrund seiner elterlichen Pflichten habe er lange keine Vollzeitstelle annehmen können. An die stundenlange harte Arbeit auf Knien auf dem Schlossplatz musste er sich erst gewöhnen, doch die Anerkennung von vorbeigehenden Mitbürgern und zu sehen, wie die Früchte seiner Arbeit die Stadt verschönern, habe ihn durch die schweren Tage geholfen: „Ich wurde herzlich aufgenommen, und die Unterstützung im Team war enorm.“

Das sieht auch der 48-jährige Ingo Günther so, der dieselbe Grundausbildung mit Grünpflege-Arbeiten absolviert hat und nun im Bereich Forst tätig sein wird: „Die Arbeit ist hart, aber ich bin gern im Freien.“ Nach schweren Verlusten in der Familie habe er eine lange Trauerphase durchstehen müssen. Nun hat er sich wieder in eine geregelte Arbeitsstelle gekämpft und eine langfristige Perspektive gefunden.

Dringend benötigte Fachkräfte

Bernhard Ledermann, Leiter des Grünflächenamtes, ist froh, dass aus dem Förderprogramm zwei neue Mitarbeiter gewachsen sind. Er weiß, wie hart die Arbeitsbedingungen sind, ist aber zuversichtlich, dass die zwei „grünen Daumen“ langfristig im ‚Beruf gehalten werden können. In der Vergangenheit habe es ähnliche Fälle gegeben, die zu einer Anstellung geführt haben: „Sie sind teamfähig und einsatzbereit, und dank der Unterstützung und Förderung vom Jobcenter konnten wir sie in eine weiterführende Arbeit bringen“, sagt Ledermann.

Ihre Anstellung wird vom Jobcenter mit einem Lohnkostenzuschuss für das sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnis bis Ende 2024 gefördert. Die beiden Männer erhalten, wenn nötig, Coachings und Weiterbildungsmaßnahmen und können sich auf weitere Stellen bewerben. Auch wenn das Projekt BIWAQ zum Jahresende beendet ist, gibt es laut Petra Flehmig, Projektleiterin bei der Vhs, bereits Gespräche für eine Wiederauflage des Programms. Sie rät Arbeitssuchenden, sich beim Jobcenter oder der Volkshochschule beraten zu lassen. Man müsse nur den Schritt wagen.

Sebastian Weiß hatte zu Anfang seine Zweifel, ob er endlich in einer Festanstellung landen könnte. Nun rät er Menschen in einer ähnlichen Situation: „Trau dich! Man muss etwas tun, aber man kann nur gewinnen.“

Bildung, Wirtschaft, Arbeit im Quartier (BIWAQ) – Stabi-plus

Stabi-plus
Mit dem Projekt Stabi-plus soll (Langzeit-)Arbeitslosen und Menschen mit Migrationsbiografie die nachhaltige Integration in den Arbeitsmarkt gelingen. Im Fokus der Aktivitäten stehen digitale Inklusion, zielgruppenzentrierte Chancenberatung und Qualifizierungsangebote in den Berufsfeldern Gastronomie und Pflege/Gesundheit. Das Projekt „Stabi-plus“ wird im Rahmen des ESF-Bundesprogramms BIWAQ durch das Bundesministerium des Inneren für Bau und Heimat und den europäischen Sozialfonds gefördert.

vhs-Kampagne
Der Grünen Branche fehlen Fachkräfte und vielen Langzeitarbeitslosen die Perspektive. Mit einer Kampagne des Programms BIWAQ der vhs Coburg in Kooperation mit dem Grünflächenamt der Stadt Coburg und dem Jobcenter sollte dem entgegengewirkt werden und Arbeitslosen und Menschen die sich neu orientieren wollen für den Einstieg in das Berufsfeld begeistert werden.

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