Lautertal Tradition und Moderne

Wolfgang Braunschmidt

Der geografische Mittelpunkt von Lautertal liegt in einem Waldstück zwischen Tiefenlauter und Neukirchen. Von hier erschließt sich ein grandioser Blick auf das Tal zwischen Coburg und dem Thüringer Wald. Dabei lassen sich Altbekanntes und Neues entdecken.

Lautertal - Lautertal – das ist für Landrat Sebastian Straubel Heimat. „Hier komme ich her, hier lebe ich, und das sehr gerne“, sagt er. Den Ort, in dem er aufgewachsen ist, bezeichnet er als „wunderschöne Wohnsitzgemeinde mit vielfältigen Freizeit- und Ausflugsmöglichkeiten“.

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Dass Straubel nicht übertreibt, bestätigt sich am 1. März, einem herrlichen Tag am meteorologischen Frühlingsbeginn. Bürgermeister Karl Kolb, der seit 2019 im Amt ist, steht am Hang zwischen Tiefenlauter und Neukirchen, wo – einen Steinwurf entfernt im Wald – der geografische Mittelpunkt der Gemeinde liegt. Nebenan, auf einer Wiese, wurde von der Familie Welsch ein kleiner Skilift betrieben, den es heute nicht mehr gibt, an den sich der Bürgermeister aber noch gut erinnern kann: „Da bin ich auch Ski gefahren.“

Den Sport – alpin wie Langlauf – pflegt der Wintersport- und Freizeitclub Coburg-Neukirchen (WFC): am „großen Lift“, ein paar Hundert Meter weit weg vom geografischen Mittelpunkt, und auf dem darüber liegenden Plateau. Für WFC-Vorsitzenden Ullrich Flurschütz ist Lautertal „das Ski-Eldorado“ im Coburger Land. Unzählige Coburgerinnen und Coburger haben hier, in der DSV-Skischule, das Skifahren gelernt.

Auf der Höhe im Norden verläuft das „Grüne Band“, ein Naturschutzgebiet im ehemaligen Grenzstreifen zur DDR von nationaler Bedeutung. Auf Lautertaler Seite findet sich das Rottenbacher Moor, dessen Schutz in Zeiten des Klimawandels an Bedeutung gewinnt. Moore gelten als hoch effiziente CO2-Speicher.

„Eiserner Vorhang“

Der „Eiserne Vorhang“ hat Lautertal Jahrzehnte geprägt. Vom Grenzübergang Rottenbach-Eisfeld, der 1973 eröffnet wurde und über den Coburger im „kleinen Grenzverkehr“ Thüringen besuchen konnten, ist heute, drei Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung, auf westlicher Seite nicht mehr übrig als ein Gedenkstein und ein Hinweisschild. Dafür steht noch ein Stück der „Görsdorfer Mauer“ an der Trasse der Werrabahn, die zwischen Rottenbach und Tremersdorf auf der bayerisch-thüringischen Landesgrenze verläuft.

Die Werrabahn zwischen Coburg und Eisenach ist infolge des Zweiten Weltkriegs stillgelegt worden. Der Fahrgastverband Pro Bahn und die Industrie- und Handelskammer zu Coburg treten seit 2004 für die Reaktivierung der Bahnlinie ein. Bürgermeister Karl Kolb schüttelt da nur mit dem Kopf: Eine Wiedereinrichtung der Werrabahn sei eine wirtschaftliche Totgeburt, das Kosten-Nutzen-Verhältnis nicht ausgewogen. Es gebe bessere Alternativen, zum Beispiel den Schnellbus Eisfeld-Coburg.

In Neukirchen findet sich die Jugendbildungsstätte der Evangelischen Landeskirche in Bayern. Sie wird gerade umgebaut – die Gemeinde Lautertal unterstützt das mit einem Zuschuss von 60 000 Euro – und soll in diesem Sommer wieder ihren Betrieb aufnehmen. Der Bürgermeister spricht von einem Gewinn für seine Gemeinde, zumal dann, wenn sich das Haus stärker mit den örtlichen Vereinen vernetzt.

In der Mitte Lautertals liegt der Lauterberg, früher Übungsgelände des Bundesgrenzschutzes, heute ein Naturschutzgebiet. Auf der Höhe steht ein Mast mit Mobilfunksendern. Vor der Grenzöffnung war die Anlage eingebunden in das Decca-Funknetz. Es diente der Navigation in den Luftkorridoren nach West-Berlin – ein Relikt aus der Zeit des Kalten Krieges.

Firmenansiedlungen

Im Süden dann das moderne Lautertal mit seinen attraktiven Wohngebieten. Dessen Bewohner finden in der Gemeinde und in der direkten Nachbarschaft, auf der Lauterer Höhe, alles, was man zum Leben braucht, was Landrat Straubel unterstreicht. Von der Nähe zu Coburg profitiert Lautertal genauso wie vom Autobahnanschluss. „Lautertal ist eine attraktive Gemeinde mit hohem Wohn- und Freizeitwert“, die Tradition und Moderne verbinde, sagt der Bürgermeister.

Friedrich Herdan, Ehrenpräsident der Industrie- und Handelskammer zu Coburg, ist in Neukirchen aufgewachsen. Als Wohnort sei Lautertal attraktiv, aber bei der Gewerbeansiedlung habe es durchaus das eine oder andere Versäumnis in der Vergangenheit gegeben. Bürgermeister Kolb verweist dagegen auf bestehende Unternehmen, gefragte Gewerbegrundstücke und laufende oder in Aussicht gestellte Ansiedlungen in Unterlauter. „Wir schauen genau hin, an wen wir unsere Flächen vergeben“, betont Kolb. Einen weiteren Entwicklungsschub erwartet er, wenn das neue Klinikum im Norden Coburgs um das Jahr 2030 in Betrieb geht. „Da wird sich die Frage stellen, wo wir uns beispielsweise mit Wohngebieten erweitern können“, so der Bürgermeister. Aber das werde „ganz sicher“ maßvoll geschehen.

Der Name Lautertal

Lautertal ist ein Kunstname. Entstanden ist er 1969, als sich mehrere, bis dahin selbstständige Gemeinden zusammenschlossen. Namensgeber ist der Fluss Lauter, der die Gemeinde von Norden nach Süden durchzieht und in Coburg in die Itz mündet. Eine Besonderheit in Lautertal ist das „Gespring“, eine unterirdische Quelle.

Jüngere Geschichte

Die Gemeinde Lautertal besteht seit 1969. Damals schlossen sich Ober-, Unter- und Tiefenlauter sowie Neukirchen freiwillig zusammen. Später folgten Tremersdorf und Rottenbach. Lautertal galt als Musterbeispiel für die Gebietsreform in Bayern.