Lebenshilfe Ebern Stets offen für neue Wege

Helmut Will
Immer voran: Dr. Hans-Werner Steger bei einer Tour mit Lamas im Rahmen des Ferienprogramms im Jahr 2016. Foto: /privat

Hans-Werner Steger gehört zu den „stillen Helden“ in der Gesellschaft. Seit Jahrzehnten ist er mit der Lebenshilfe Ebern untrennbar verbunden und hat dort viel geleistet.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Ebern - Er ist kein Mann, der oft im Rampenlicht steht, aber er ist ein Mann, der seit Jahrzehnten im Hintergrund wertvollste Hilfe geleistet hat. Dr. Hans-Werner Steger setzt sich seit 1988 für die Lebenshilfe in Ebern ein, ab 1991 als Zweiter und ab 1993 bis heute, also nunmehr 28 Jahre, als Erster Vorsitzender. Er hat die Lebenshilfe in Ebern wesentlich mitgeprägt.

Der heute 70-Jährige wurde in der Porzellanstadt Meißen, 425 Kilometer Luftlinie entfernt von Ebern, 1950 geboren und wuchs im westfälischen Steinhagen auf. Er erlernte den Beruf eines Fernmeldehandwerkers. Über den zweiten Bildungsweg erlangte er die Hochschulreife, studierte in Bielefeld und Aachen und promovierte an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule zu Aachen. „Nach der Promotion war ich ein Jahr bei einer technischen Unternehmensberatung in Köln beschäftigt. Danach habe ich 25 Jahre bis zu meinem Ruhestand am 1. Januar 2014 bei FAG /FTE in Ebern gearbeitet. Davon etwa 20 Jahre als Leiter der Gummi- und Schlauchfertigung“, beschreibt Steger seinen beruflichen Lebensweg.

Seit 1973 ist er mit seiner Frau Gisela verheiratet. Das Paar hat drei erwachsene Kinder und vier Enkelkinder. Mit dem beruflich bedingten Umzug nach Ebern hat sich Hans-Werner Steger 1988 der Lebenshilfe Ebern zugewandt. „Unser Pflegesohn mit geistiger Behinderung war damals fünf Jahre alt, als ich Mitglied bei der Lebenshilfe wurde“, sagt er. Lange hat es nicht gedauert, bis man an ihn im Jahr 1991 herantrat und er 2. Vorsitzender wurde. „Bereits 1993 wurde ich zum 1. Vorsitzenden gewählt, der ich auch heute noch bin“, so Steger.

Was hat er bei der Lebenshilfe mitbewirkt, woran kann er sich erinnern, was waren besondere Erlebnisse? Hans-Werner Steger überlegt, blickt auf Aufzeichnungen und zählt auf, was er in den insgesamt 30 Jahren angestoßen hatte und mitbewirkte. Los ging es damit, dass die Satzung der Lebenshilfe im Jahr 1993 grundlegend überarbeitet wurde und Vorbereitungen und die Durchführung der 25-Jahrfeier anstanden. Im Jahr 1998 konnte das 30-jährige Bestehen der Lebenshilfe Ebern begangen werden. „Da die Räume der Lebenshilfe in Unterpreppach doch recht beengt waren, machten wir uns im Jahr 2001 auf der Suche nach größeren Räumen für Schule und Tagesstätte“, erläutert Steger. 2002 fiel dann die Entscheidung für den Umbau der ehemaligen Berufsschule Ebern für die Lebenshilfe durch den Landkreis Haßberge. „Dort hatten wir dann ein neues Zuhause. Wir konnten den Umzug mit Unterstützung der Patenkompanie der Bundeswehr in kurzer Zeit bewältigen, und ab Februar 2004 wurden dort unsere Kinder und Jugendlichen in drei Klassen gefördert und betreut“, freut sich der Vorsitzende.

Er bedauert, dass in dem gleichen Jahr die Patenschaft mit der Bundeswehr beendet werden musste, da der Standort in Ebern aufgelöst wurde. Die Lebenshilfe richtete sich im Lauf der Zeit im neuen Domizil entsprechend ihren Anforderungen und Aufgaben ein. Es entstand 2007 ein Spielplatz, der mit einem Fest eröffnet wurde.

Zehn Jahre später kam es dann leider zur Aufkündigung der jahrelangen und guten Zusammenarbeit zwischen der Lebenshilfe Ebern und der Lebenshilfe Haßberge durch die Haßfurter Lebenshilfe. Die Lebenshilfe Ebern war Träger der „heilpädagogischen Tagesstätte Ebern“, die Lebenshilfe Haßberge Träger der „Förderschule in Ebern und Haßfurt“. „Nach vielen schönen und glücklichen Tagen in der alten Berufsschule Ebern erfolgte 2018 die schmerzvolle Schließung der heilpädagogischen Tagesstätte“ zum Ende des Schuljahres 2017/18, bedauert Steger.

Entmutigen ließ man sich nicht, es gab ein neues Motto und neue Aufgaben für die Lebenshilfe Ebern: „Wer Vergangenes loslässt und akzeptiert, kann neue Wege gehen.“ Freizeitgestaltungen verschiedener Art für Menschen mit Handicap wurden gesucht und angeboten und gleichzeitig die Wohnsituation des Personenkreises analysiert. „In Ebern leben derzeit noch viele junge Erwachsene mit Handicap bei ihren Eltern. Oft sind es ehemalige Schüler, für die wir bezahlbaren Wohnraum schaffen wollen. Wir möchten ihnen ein sozialraumnahes und eigenständiges Wohnen ermöglichen, das mit einem Betreuungsangebot ergänzt werden soll“, erläutert der langjährige Vorsitzende. In Ebern plant ein Bauträger eine größere Wohnanlage mit unterschiedlichen Wohnungsgrößen. „Wir sind mit ihm in Vorverhandlungen, da wir kleine Ein-Personen-Apartments in der Anlage erwerben möchten. Ein Apartment soll aus Wohnküche, Schlafraum und Bad bestehen und möglichst einen kleinen Balkon haben“, erklärt Steger und hofft, dass es 2021 noch zum Baubeginn kommt.

Ganz im Stillen, so wie er auch wirkt, feierte er am 14. Dezember seinen 70. Geburtstag. „Wenn ich so zurück denke, konnte ich in meinem Leben privat, beruflich und auch bei der Lebenshilfe einiges gestalten und bewegen. Dies allerdings nur, weil ich das Glück hatte und habe, immer tolle Teams um mich zu haben“, sagt Steger mit Dankbarkeit. „Privat warten noch viele Flüsse Europas darauf, von meinem Sohn und mir erradelt zu werden und meine Enkel benötigen noch einen Opa, der ihnen in den nächsten Jahren das Skifahren beibringt“, blickt Hans-Werner Steger nach vorne. Auch Segeln gehört zu seiner Leidenschaft und in den Kochtopf schaut er als Koch beim FIT-Projekt der Diakonie in Ebern. Sein Resümee: „Seit Gründung der Lebenshilfe Ebern vor mehr als 50 Jahren hat sich vieles geändert und verbessert. Auf dem Weg zur vollständigen Inklusion benötigen Menschen mit Handicap aber auch weiterhin vielfältige Unterstützung, die die Lebenshilfe bietet. Wie hoffen dabei auf die Unterstützung und Spenden durch die Bevölkerung und wünschen uns jüngere Unterstützung im Freizeitbereich und bei der Vorstandsarbeit.“

Bilder