Marketing-Experte Stieringer mochte zu Beginn nicht in den Abgesang auf den Handel einstimmen: „Allen Unkenrufen zum Trotz wird der Handel immer ein zentraler Bestandteil der Stadt bleiben, aber es wird bunter, lebendiger und vielfältiger werden.“ Auch Maly sah den Lockdown zwar als „Brandbeschleuniger“, glaubt aber weiterhin an das „Gesamterlebnis Innenstadt“. Dies bestehe für ihn aus der Kombination Handel, Kultur, historischem Ambiente, Gastronomie und den Menschen. Die Pandemie zeige, dass nur alle Bestandteile zusammen funktionierten. Von einer Paketsteuer, die als Ausgleichszahlung an den Handel diskutiert wird, hält der frühere Präsident des Deutschen Städtetags nichts: Sie mache vielleicht aus ökologischen Gründen Sinn, „aber nicht zur Verteidigung der Innenstädte“. Nach Aufheben der Auflagen sei das Einkaufserlebnis das Pfund, mit dem es auch danach zu wuchern gelte: Beim Einkaufen einer Jeans lasse er sich lieber durch Verkäufer beraten, statt 17 Exemplare zu bestellen, um danach 16 zurückzuschicken. Es gelte für die eigene „Attraktivität, Lässigkeit und das Gefühl des Umfangenseins“ zu kämpfen. Während ihm ein leeres Geschäft „weniger Angst macht als eine Meile voller Ketten“, bemüht sich Anette Vogel Leerstände klug „zwischenzunutzen“. Aktuelles Beispiel: Kunst im Leerstand. Langfristig möchte die WSCO-Geschäftsleiterin einen Gründerwettbewerb ausloben und neue Ideen wie „Mixed Use“ ausprobieren, die Handel mit Handwerk kombinieren. Was wünschen sich die Coburger für ihre Stadt? Was macht das Coburg-Feeling aus? Das wolle sie herausfinden. Coburgs Geschichte(n) gelte es neu zu erzählen.