Eine Voraussetzung für ein glückliches Alter ist ihrer Meinung nach, einmal getroffene Entscheidungen zu akzeptieren, auch wenn sie sich nachher als falsch herausgestellt hätten. Sie selbst habe viele falsche Entscheidungen in ihrem Leben getroffen. Eine weitere Bedingung für ein gelungenes Alter sei ein aktives engagiertes Leben, das allerdings schwierig sei, wenn man nicht mehr gesund ist. Gesundheit und finanzielle Absicherung seien deshalb Privilegien, für die sie dankbar sei.
Keine Fitness- und Schönheitstipps
In dem locker strukturierten und flott geschriebenen Buch wird man von Elke Heidenreich keine Fitness- und Schönheitstipps erwarten. Schließlich verabscheut sie den "verblödeten" Schönheits- und Jugendkult unserer Zeit aus ganzem Herzen. Dass ihr Gesicht fast faltenlos geblieben sei, verdanke sie nicht etwa der Chirurgie, sondern einem ererbten guten Bindegewebe: "Ich will kein Kunstprodukt sein, ich will ICH sein, mit meinen Haaren, die immer schon mausig waren und nun wunderbarerweise fast nicht grau werden." Was den Charakter angehe, so ändere er sich im Alter nicht mehr. Nach wie vor gehe ihr das "Gesunde, woke, Brave" auf den Wecker: "Ich bin keine nette Alte."
Elke Heidenreich ist mit einem fast 30 Jahre jüngeren Musiker liiert. Trotzdem sieht sie immer noch gerne "schönen jungen Männern nach, die für mich nun unerreichbar sind." Das schmerze sie aber nicht, denn "es gab ja eine Zeit, da war das nicht so, und ich hatte diese Zeit. Sie ist - ohne jedes Bedauern - vorbei. Und ich setze meine Brille auf und lese dann eben Liebesgeschichten, statt sie zu erleben."
Elke Heidenreich: Altern, Hanser Berlin, Berlin, 112 Seiten, 20,00 Euro, ISBN 978-3-446-27964-3