„Licht im Lohgraben“ Neuer Glanz für alte Fassaden

Michael Müller lässt den Lohgraben strahlen. So haben die Coburger ihre Altstadt noch nie gesehen.

 
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Coburg - So viel Trubel herrschte im Lohgraben schon lange nicht mehr. Zahlreiche Vestestädter hatten sich Donnerstagabend auf den Weg ins Sanierungsgebiet gemacht, um das Projekt „Licht im Lohgraben“ zu bestaunen. In der kommenden Woche werden die historischen Hausfassaden mit einer Illumination auf besondere Weise in Szene gesetzt. Zur Eröffnung der Veranstaltung wurden die geladenen Gäste während einer Entdeckertour, durch das Quartier geführt.

In Kooperation mit dem Lichtplaner Michael Müller von der Hochschule Coburg und dem Coburger Designforum (CDO) veranstaltet die Wohnbau Stadt Coburg (WSCO) das Projekt „Licht im Lohgraben“. Unterstützt wird das Vorhaben durch das Städtebauförderungsprogramm „Lebendige Zentren“ mit Mitteln des Bundes und des Freistaates Bayern. Laut Oberbürgermeister Dominik Sauerteig soll die Licht-Illumination dabei helfen, wieder mehr Leben in den Steinweg zu bringen. „Es ist mir eine große Freude, trotz coronabedingter Schwierigkeiten, dieses Event begehen zu können.“

Als kleines Aufwärmprogramm vor dem Rundgang brachte der „Tanzraum“ von Melanie Unger mit einer Hip-Hop-Vorführung bei leichtem Schneefall das Quartier zum „Rocken“. „Wir wollen gemeinsam auf das Potenzial des Lohgrabens hinweisen, denn davon hat der Lohgraben einiges“, erklärte WSCO-Geschäftsführer Christian Meyer. „Ich bin von der Teilnehmerzahl an der Veranstaltung überwältigt. Wir hätten doppelt so viele Gäste einladen können, wenn es die Corona-Bedingungen zulassen würden.“

Im Anschluss wurde die Gruppe von Lichtplaner Michael Müller und und Wohnbau-Architekten Reiner Wessels durch durch das Gebiet Schenkgasse, Lohgraben und Steinweg geführt. Auf ihrem Weg konnten die Teilnehmer Häuser in neuem Licht erleben, Hinterhöfe entdecken und Wissenswertes über das Projekt erfahren. Besonders Lichtplaner Müller war dabei voll in seinem Element: „Mir geht es vorrangig um das Gefühl für Licht. Wenn ich so durch die Stadt laufe, schaue ich mir gerne die beleuchteten Fenster an. Es ist einfach, sich im Baumarkt einen Strahler zu kaufen und so für Beleuchtung zu sorgen, aber das hat nichts mit dem Gefühl für Licht zu tun. Wir sind verwöhnt von zu viel Licht und glauben, je heller desto besser, aber das ist falsch.“

Mit seiner Illumination will Müller die Hausfassaden in der Nacht in einem möglichst natürlichen Licht erscheinen lassen. So wie sie der Passant auch am Tag wahrnehmen würde. Dadurch erstrahlt die nördliche Innenstadt in einer ganz speziellen Atmosphäre. Dabei achtet der Experte auf eine bestimmte Harmonie. „Das Auge fokussiert immer auf den hellsten Punkt. Das Licht der Fassaden würde völlig ausreichen, um für die nötige Beleuchtung zu sorgen.“ Dabei demonstrierte Müller, wie aus einer hässlichen Altbaufassade mit der richtigen Beleuchtung ein echter Hingucker werden kann.

Reiner Wessels gab einen Ausblick, wie es mit der Gestaltung und der Nutzung des Gebiets rund um den Lohgraben weitergeht: „Dieses Sanierungsgebiet soll sich in den kommenden Jahren zu einem lebenswerten Quartier für verschiedene Altersgruppen entwickeln. Weitere spannende neue Wohnformen sind in diesem Areal geplant, wie etwa das Projekt Junges Leben im Bereich Steinweg 35 und 37 und Lohgraben 14 und 16.“ Dabei werde besonders darauf geachtet, die Bürger zum Verweilen einzuladen.

Der Rundgang durch die Stadt wurde auch dafür genutzt, um auf das Projekt „Zwischenzeit Steinweg“ aufmerksam zu machen. Die Wohnbau vermietet Geschäfte in Gebäuden, die sich in Besitz der Stadt befinden, günstig an Zwischennutzer. Bis zu ihrer Sanierung können die Häuser so genutzt werden. Einige der Zwischenmieter stellten sich und ihre Geschäfte in der Fußgängerzone im Laufe des Abends vor. Zahlreiche Leerstände wurden auf diese Weise bereits von Vereinen, Institutionen und Privatpersonen „umgenutzt“. Vom Umsonst-Laden bis zur Theater-Spielstätte sind die Nutzungen der Läden recht variabel.

Einen kleinen Wermutstropfen gab es am Donnerstagabend aber dann doch. Die Gäste hatten gehofft, dass die Straßenlaternen im Quartier ausgeschaltet werden, damit die Illumination möglichst optimal zur Geltung kommt. Doch dieser Wunsch konnte nicht erfüllt werden. „Leider können wir nicht während der gesamten Laufzeit die Straßenbeleuchtung auslassen, da hier vor allem haftungstechnische Fragen zum Thema Verkehrssicherung im Raum stehen“, erklärt Anette Vogel, Pressesprecherin der Wohnbau, auf NP-Anfrage. Laut der Planung soll das aber nicht so bleiben. „Wir werden zu den zwei terminierten Lichtspaziergängen am 21. Januar und am 28. Januar die sieben Straßenlaternen im Lohgraben ausschalten, und das temporär von 18 bis 22.30 Uhr. Uns waren diese beiden Termine wichtig, damit die teilnehmenden Bürger einen ungestörten Blick auf die Licht-Installationen haben können.“

Die besondere Licht-Illumination kann noch die ganze Woche in der Innenstadt besichtigt werden. Für die geführte Licht-Entdeckertour sind noch Plätze vorhanden. Bis zu 40 Personen können an der Tour nach vorheriger Anmeldung unter 09561-877-161 teilnehmen.

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