Für alle ist es ein aufregender Tag, auch weil der Wünschewagen im Stau steht. Erst kurz vor 18 Uhr biegen Benni Schweiger und Stephan Peklo mit dem Krankenwagen in die Auffahrt ein. Christian Neuwald packt alles zusammen, was notwendig ist: Beatmungsgerät, Akku und eine große Tasche mit medizinischem Zubehör. Dann geht es los. Ein bisschen zu spät kommt die Gruppe in Lichtenfels an. Das macht aber nichts. Wilfried Emig, der Manager von den "Amigos", hat alles organisiert. Eine Mitarbeiterin vom Veranstaltungsservice Bamberg bringt Familie und Pfleger hinter die Bühne - und dann kommen sie schon, die "Amigos". Beherzt geht Bernd Ulrich auf Gerhard Neuwald zu, berührt seine Hand und sagt: "Schön, dass du da bist." Der ALS-Patient hat ganz glasige Augen, blinzelt kaum. "Er will alles mitbekommen", erklärt Gina Dahm. Sie kümmert sich mit ihrem Bruder um den Vater, auch während des Konzerts, das alle hinter der Bühne miterleben. Immer wieder informieren sie den 81-Jährigen darüber, dass alles in Ordnung ist und die Werte passen. Er ist das erste Mal seit vielen Jahren wieder in der Öffentlichkeit unterwegs. "Sonst ging es für ihn immer nur ins Krankenhaus", sagt Christian Neuwald.
Besonders froh ist Neuwalds Ehefrau Renate. Sie genießt es, neben ihrem Mann hinter der Bühne zu sitzen, hat nur Augen für ihn. Und als die Musiker "In unserem Herzen lebt die Erinnerung" anstimmen, werden ihre Augen einen kurzen Moment lang feucht. Auch die "Amigos" sind für ihren besonderen Gast da, signieren in der Pause ein T-Shirt und nach dem Konzert nehmen sie sich Zeit für den 81-Jährigen.
Weil es in Coburg noch keinen Wünschewagen gibt, wandten sich Familie und Pfleger an das Team aus München. Das sagte laut Christian Neuwald recht schnell zu. Auch Wilfried Emig, der Manager der "Amigos", versprach, ein Treffen möglich zu machen. Norbert Lang von der Stadthalle Lichtenfels kümmerte sich darum, dass der 81-Jährige das Konzert von einer Liege aus verfolgen kann. Dann gab es noch allerhand medizinische Dinge zu klären. So kontaktierte Gina Dahm den Hausarzt ihres Vaters, Dr. Albrecht Schmitt - auch der gab seine Zustimmung. Dann hatten sie noch ein Problem. Der Akku für das Beatmungsgerät hält nur zwei Stunden. "Da halfen uns Sebastian Münch und Tanja Jungbluth von Löwenstein Medical, dem Beatmungsdiensleister. Die haben uns sofort einen größeren Akku zur Verfügung gestellt. Ich möchte wirklich allen danken, die uns dabei geholfen haben, das möglich zu machen", sagt Christian Neuwald.